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27.02.2009 11:25

Die "lehrreich"-Gewinner sind gekürt: Acht innovative Lehr-Projekte starten an der RUB

Dr. Josef König Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

    Forschendes Lernen, Praxisbezug, Interdisziplinarität und die Förderung von Teilhabe sind die Prinzipien, die den acht im Wettbewerb "lehrreich" gekürten Projekten zugrunde liegen. Jüngere Studierende lernen dabei von älteren und umgekehrt, Kleingruppen oder Tandems recherchieren eigenständig das notwendige Wissen, Simulationspatienten bereiten auf die Praxis vor oder neue Räume an der RUB werden gemeinsam entdeckt - nur einige Beispiele für "lehrreiche" Ansätze. 400.000 Euro hatte das Rektorat der RUB für die Umsetzung innovativer Lehrprojekte ausgeschrieben. Die mit Studierenden und Lehrenden besetzte Jury wählte aus über 70 Einsendungen aus.

    Online-Zeitschrift, Ausstellung oder Video-Reportage machen Forschungsprozesse und -ergebnisse erlebbar. Zugleich werden so die Beispiele guter Lehre auch für andere Fachbereiche dokumentiert.

    Ideen begeisterten - Wiederholung ist angedacht

    Die Projekte werden je nach Vorbereitungsaufwand im nächsten Sommer- oder im darauffolgenden Wintersemester starten. Um die Ideen in die Universität hinein zu verbreiten, ist eine uniweite Tagung geplant, auf der die geförderten Gruppen ihre Lehrkonzepte vorstellen und diskutieren. "Wir waren beeindruckt, wie durch die vielfältigen Ideen der verschiedenen Antragsgruppen, die immer auch studentische Mitglieder haben mussten, ein Bild von der Zukunft der Lehre an der RUB konturiert wurde", sagt Prof. Dr. Uta Wilkens, Prorektorin für Lehre der RUB. "Deshalb erachten wir es als sehr lohnenswert, den Wettbewerb im nächsten Jahr zu wiederholen."

    Intensive Diskussion der Jury

    Leicht hat sich die Jury den Entscheidungsprozess nicht gemacht. Nachdem aus den in der ersten Runde eingegangenen 74 Ideenskizzen 21 Arbeitsgruppen zum Vollantrag aufgefordert waren, diskutierten die vier Studierenden und drei Lehrenden in der Jury diese Anträge ausführlich. Neben den Kriterien Neuheit des Ansatzes, Nachhaltigkeit, Studierendenorientierung und Interdisziplinarität wurde auch der Finanzplan kritisch geprüft - schließlich handelt es sich bei den Fördergeldern um Studienbeiträge. Auch wenn alle Ideen als Beispiele für gute Lehre gelten können - die letztlich prämierten acht Vorhaben überzeugten durch ihre Stimmigkeit und Außergewöhnlichkeit.

    Im Einzelnen: Projekte, die Selbstständigkeit und forschendes Lernen fördern

    Jishu zemi - das freie Seminar

    Am japanischen Vorbild orientiert sich das Jishu zemi (freies Seminar). Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter und Professoren der Ostasienwissenschaften finden sich freiwillig darin zusammen, vereinbaren ein übergreifendes Thema und bearbeiten es dann eigenständig in kleinen Arbeitsgruppen im Laufe des Semesters. Bei regelmäßigen Treffen werden die Teilprojekte diskutiert und Ergebnisse präsentiert. Videokonferenzen mit japanischen Partnerseminaren und eine Exkursion, für die Drittmittel eingeworben werden, sind geplant. Da das Jishu zemi semesterübergreifend angelegt ist, lernen jüngere Studierende von älteren, bekommen Lehrende durch die Studierenden innovative Ideen. Alle Beteiligten sind gleichrangig. Besonders die "soft skills" wie die Präsentation eigener Arbeiten, Teamwork und Organisation, können die Teilnehmer lernen. Die Ergebnisse des Jishu zemi sollen in einer Onlinezeitschrift oder einer kleinen Publikation festgehalten werden. Thema wird die japanische Region Nord-Kyushu sein, die sich ähnlich dem Ruhrgebiet entwickelt.
    Kontakt: anja.batram@rub.de, jan.p.schmidt@rub.de, Tel. 0234/32-26256

    SOWAS-Fortgeschrittenen-Praktikum Physik

    Das Konzept "Selbst Organisiertes Wissenschaftliches Arbeiten im Studium" (SOWAS) soll die Ausbildung in der Physik im Rahmen der Praktika verbessern. Im Gegensatz zum üblichen Praktikum haben Studierende die Freiheit, mit Eigeninitiative und Kreativität Praktikumsversuche selbständig zu planen und durchzuführen. Die Studierenden lernen, eine Fragestellung zu analysieren und dann von möglichen experimentellen Versuchsaufbauten in Absprache mit einem Mentor diejenigen auszuwählen, die für die Untersuchung der Fragestellung geeignet sind. Dadurch lernen sie viel für eine spätere eigene Forschungstätigkeit: Methoden des wissenschaftlichen Denkens, Auswahl und Design geeigneter Experimente aus dem vorhanden Gerätepool, praktisches experimentelles Arbeiten, Computereinsatz zur Datenerfassung und Auswertung, Ergebnispräsentation und Computervisualisierung und Teamwork.
    Kontakt: anna_asbeck@arcor.de, ivonne.moeller@physik.rub.de, Tel. 0234/32-29105

    Projekte, die den Praxistransfer in den Fokus rücken

    Lerntandems führen Umweltstudie durch

    Über zwei Semester bearbeiten Lerntandems aus unterschiedlichen Kursen und Semestern der Geographie eine wirklichkeitsnahe Aufgabe: Das Planungsbüro für ökologische Fachplanung Bosch & Partner GmbH (Herne) erhält den Auftrag, für ein Straßenvorhaben die Umweltplanung in Form einer Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) zu übernehmen. Das Planungsbüro übernimmt diesen Auftrag nicht selbst, sondern beauftragt ein Experten-Unternehmen - die Studierenden. Sie erstellen in Tandems aus Bachelor- und Masterstudierenden ökologische Kartierungen, Präsentationen und Gutachten und erhalten Rückmeldung vom Auftraggeber. Die Studierenden höherer Semester sind Mentoren für die Bachelor-Studenten. Die Lehrenden sind in erster Linie Unterstützer und Berater. Die Studierenden evaluieren wechselseitig ihre Mitarbeit und Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen und Lerntandems, die Lehrveranstaltung selbst wird durch studentische Kleingruppen evaluiert.
    Kontakt: joanajagmann@gmx.de, Tel. 0234/32-23375

    "Das schwierige Gespräch" mit dem Patienten

    Schwierige Gespräche sind ein häufiger und belastender Bestandteil der ärztlichen Tätigkeit. Die Einholung des informierten Einverständnisses (informed consent) bei schwierigen medizinischen Eingriffen, Gespräche mit Angehörigen von sterbenden Patienten sowie Diskussionen im Behandlungsteam bei ethischen Konflikten sind Beispiele für diese Herausforderungen. Empirische Untersuchungen belegen, dass viele Ärzte sich unzureichend auf diese Aufgaben vorbereitet fühlen. Um die Situation zu verbessern, bietet die Medizinische Fakultät das Modul "Das schwierige Gespräch" an: Durch die Übung an Simulationspatienten erwerben die Studierenden in Kleingruppen, die durch studentische Tutoren betreut werden, ethische und kommunikative Kompetenzen zur Bewältigung schwieriger Gesprächssituationen. In Ergänzung zur Lehre werden Konzepte zur Prüfung ethischer und kommunikativer Kompetenzen entwickelt und praktisch erprobt.
    Kontakt: jan.schildmann@rub.de, Tel. 0234/32-28654

    Projekte, die Interdisziplinarität und Zusammenarbeit auf dem Campus fördern

    Neue Räume entdecken: Raum und Zeit

    Grenzüberschreitend angelegt ist das Projekt "Neue Räume an der Ruhr-Universität entdecken". Natur- und Geisteswissenschaftler bearbeiten dabei gemeinsam ein Thema, im ersten Semester "Raum und Zeit". Einigen Impulsvorlesungen mit anschließender Diskussion folgt ein Projektseminar, in dem die Studierenden Teilprojekte eigenständig bearbeiten und ihre Ergebnisse später dem Plenum vorstellen - nicht nur als Referat, sondern auch zum Beispiel in Form von Aufführungen, Computersimulationen, Laborführungen oder ähnlichem. So lernen sie unter anderem die "didaktische Reduktion": eine vereinfachte Darstellung der Inhalte für die Angehörigen der jeweils anderen Fachbereiche. Bewusst finden die Veranstaltungen nicht immer im selben Raum statt, sondern abwechselnd in den verschiedenen Fakultäten, um den Kontakt der Disziplinen auf dem Campus zu verstärken. Die Ergebnisse des Projekts sollen als Video-Reportage der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
    Kontakt: pascalscheffels@web.de, Tel. 0234/32-23537

    Ausstellung: Die Popularisierung von Eugenik und Rassenhygiene, 1920-1950

    Grundfertigkeiten im Bereich der Ausstellungsplanung, -produktion und -durchführung vermittelt das Ausstellungsprojekt "Popularisierung von Eugenik und Rassenhygiene, 1920-1950". Darüber hinaus erwerben die Studierenden die notwendigen themenbezogenen Sach- und Methodenkompetenzen über Prozesse und Medien der Wissenspopularisierung und Gesundheitsaufklärung. Auch mit Materialien der Bild- und Filmanalyse werden sie vertraut gemacht. Die Lehrveranstaltung, bestehend aus einem Seminar und einer Blockveranstaltung, findet im Sommersemester 2009 statt, Ausstellungsstart soll im Oktober 2009 im Malakowturm Julius Philipp sein. Der Seminarverlauf, die Ausstellungsproduktion und die Ausstellung selbst werden durch einen Web-Auftritt begleitet.
    Kontakt: christina.benninghaus@rub.de, Tel. 0234/32-25026

    Projekte, die Anschlussfähigkeit und Teilhabe fördern

    Schreibgruppen für Studierende, deren Muttersprache nicht Deutsch ist

    Studierende, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, haben häufig besondere Schwierigkeiten beim Verfassen von Studienarbeiten. Das Schreibzentrum der RUB plant daher die Einrichtung von Schreibgruppen für Studierende aus unterschiedlichen Ländern und Fächern, die sich langfristig kontinuierlich gegenseitig bei ihren Schreibprojekten und in ihrer Schreibentwicklung unterstützen. Die Schreibgruppen sollen sich möglichst bereits in den ersten Studiensemestern bilden und nach der Startphase möglichst autonom arbeiten. Neben dem Erwerb von Schlüsselkompetenzen für Studium und Beruf besteht der Gewinn solcher Schreibgruppen vor allem darin, dass die Studierenden langfristig verbindliche soziale Netzwerke bilden. Das Schreibzentrum erwartet von dem Projekt außerdem wichtige Erkenntnisse über Studienbedingungen und -schwierigkeiten von Studierenden an der RUB, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die für eine weitere Optimierung der Lehre genutzt werden können.
    Kontakt: Gabriela.Ruhmann@rub.de, Tel. 0234/32-28646

    Mädchen im naturwissenschaftlichen Unterricht

    Die Förderung von Mädchen in natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern sollte im Idealfall sowohl in als auch außerhalb der Schule erfolgen. Außerhalb der Schule bietet die RUB Schülerinnenprojektwochen an - für die Förderung innerhalb der Schule will sie angehende Lehrerinnen und Lehrer auf dem Gebiet fit machen. Das geplante Modul soll die Studierenden für Probleme geschlechtsspezifischer Diskriminierung sensibilisieren und Möglichkeiten aufzeigen, wie man Mädchen in der Schule für natur- und ingenieurwissenschaftliche Fächer interessieren kann. Ihr erworbenes Wissen können die Studierenden in die Praxis umsetzen bei Unterrichtsbeobachtungen an ausgewählten Schulen, als Mentoren im Programm MINT (Mathematik - Ingenieurwissenschaften - Naturwissenschaften - Technik) oder als Betreuer von Schülerinnenprojekten an der RUB. Die erarbeiteten Prinzipien zur Überwindung geschlechtsspezifischer Diskriminierung lassen sich auch auf andere Lernsituationen, z.B. Jungen im Sprachunterricht, übertragen.
    Kontakt: schuelerinnen@rub.de, Tel. 0234/32-27409

    Weitere Informationen

    Judith Ricken, Dezernat 1, Abteilung Qualitätsmanagement in der Lehre und Gremienunterstützung, Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-23187, E-Mail: judith.ricken@uv.rub.de, Internet: http://www.rub.de/lehrreich

    Redaktion: Meike Drießen


    Weitere Informationen:

    http://www.rub.de/lehrreich - Informationen zum Wettbewerb


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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