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17.02.2001 16:34

NanoMed 2001, wie Nanotechnologie zukünftig dem Menschen helfen kann.

Stefan Brück Geschäftsstelle
Kompetenzzentrum Nanotechnologie

    Medizin und Pharmazie erhalten zur Zeit entscheidende Entwicklungsimpulse aus der Nanotechnologie. Am 19. und 20. 2. 2001 findet in Berlin zum zweiten Mal ein Workshop zur "Nanotechnologie in der Medizin" (2nd NanoMed) statt.

    Der Workshop ist eine Veranstaltung der Arbeitsgruppe "Medizin und Pharmazie" des Kompetenzzentrums Nanotechnologie CC-NanoChem.

    Experten aus dem In- und Ausland werden auf der 2nd NanoMed über die neuesten Erkenntnisse aus Nanotechnologie in Medizin und Pharmazie berichten und über mögliche Implikationen für zukünftige Entwicklungen diskutieren.

    Am ersten Tag des Workshops geht es um "Biomedizinische und pharmakologische Anwendungen der Nanotechnologie: Strategien und Applikationssysteme". Das Thema des zweiten NanoMed-Tages ist: "Nanotechnologisch strukturierte Werkstoffe und Devices für den Einsatz in der Medizin".

    Nanotechnologie ist für ganz verschiedene Bereiche der Medizin und Pharmazie relevant. Denn mit nanotechnologischen Verfahren kann man zum Beispiel Implantate verbessern oder Medikamente gezielt zum Wirkungsort bringen. Nanotechnologie führt außerdem zu neuen Verfahren und Methoden.

    Besonderes Augenmerk wird beim Workshop auf die Biokompatibilität der nanotechnologischen Verfahren und Stoffe gelegt werden. Unter Biokompatibitlität versteht man dabei die Angepasstheit an den lebenden Organismus. Die Erkenntnisse über Bio-Verträglichkeiten sind heute weit fortgeschritten. Ziel der Forschungen ist eine optimale Anpassung von medizinischen und pharmazeutischen

    Verfahren und Materialien an das lebende Gewebe. Die Nanotechnologie erlaubt ein molekülgenaues Maßschneidern von Stoffen, was gerade für den Einsatz in Medizin und Pharmazie besonders interessant ist, weil die Sprache der Zellen und Gewebe auch auf der Ebene von Molekülen stattfindet.

    Dr. A. Jordan von der Charité hat mit Hilfe der Nanotechnologie zum Beispiel ein ganz neues Verfahren entwickelt, das in der Krebstherapie eingesetzt werden soll, die sogenannte Hyperthermie. Dr. Jordan setzt ganz gezielt hergestellte, winzig-kleine Klümpchen aus magnetischem Material ein. Diese Klümpchen können im Organismus gezielt von Krebszellen aufgenommen werden. Sind sie einmal in den Krebszellen, werden sie durch ein von außen angelegtes Magnetfeld ständig magnetisiert und entmagnetisiert. Dieser Prozess heizt die Tumorzellen derart auf, dass sie zerstört werden. Für die anderen Körperzellen ist das Magnetfeld unschädlich, da sie kein magnetisches Material enthalten.

    Dr. Matthias Taupitz von der Charité setzt Nanotechnologie in der radiologischen Diagnostik ein. Er verwendet gezielt hergestellte Nanopartikel als Kontrastmittel.

    Ein anderes faszinierendes nanotechnologisches Thema ist das sogenannte "Drug-Targeting". Hier geht es um die alte Frage: wie bringe ich ein Medikament ganz genau dahin - und nur dahin - , wo es seine Wirkung entfalten soll? Prof. Dr. Jörg Kreuter von der Universität Frankfurt wird über Nanopartikel berichten, die er aus verschiedenen Polymeren Materialien herstellt. An diese Nano-klümpchen bindet Prof. Kreuter gezielt Medikamente. Die beladenen Nanopartikel sammeln sich speziell an Tumorzellen an und können dort ihre Wirkung entfalten. Andere beladene Nanopartikel können sogar Medikamente üner die Blut-Hirn-Schranke transportieren. Das Hirn ist besonders geschützt, so dass die mit dem Blut transportierten Stoffe nicht auch gleichzeitig immer das Hirn belasten. Mit Hilfe von Nanopartikeln wird es möglich sein, das Hirn gezielt mit Medikamenten zu behandeln.

    Prof. Dr. Schlomo Margel von der Bar-Ilan University in Israel beschäftigt sich mit der Herstellung von polymeren Nanopartikeln. Er wird über verschiedene Typen von Nanopartikeln und ihre Verwendbarkeit in der Medizin sprechen.

    Mit Hilfe von Nanotechnologie können neue Richtungen in der Behandlung von Zellen und Geweben eingeschlagen werden. Prof. Dr. Giovanni Carturan von der Universität Trento in Italien wird über sein neues Verfahren berichten, lebende Zellen sozusagen einzeln zu verpacken. Er kann die Zellen mit einer Schicht aus porösem Siliziumdioxid überziehen und damit immobilisieren. Damit eröffnen sich interessante neue Möglichkeiten sowohl bei der Gewinnung von medizinisch wirksamen Substanzen als auch bei der Entwicklung von Gewebeersatz.

    Auch bei der Entwicklung von Gewebeersatz spielt Nanotechnologie eine wichtige Rolle. Prof. Dr. Achim Göpferich von der Universität Regensburg wird über seine neuesten Entwicklungen von polymeren Stoffen berichten, die die Einheilung von Gewebe in Knorpel und Knochen verbessern sollen. Die Polymere sollen ein Verkleben von körpereigenen Eiweißen am Operationsort verhindern und nach Heilung vom Körper aufgelöst werden. Dr. Michael Doser vom Deutschen Zentrum für Biomaterialien und Organersatz in Denkendorff wird über verschiedene Biomaterialien berichten, die für das "Tissue Engineering", die Herstellung von künstlichen Geweben, verwendet werden.

    Ein beeindruckendes Beispiel zur Anpassung von medizinischen Geräten an die Bedingungen des lebenden Körpers ist das ganz gezielte Anpassen von Oberflächen von Gefäßimplantaten. Sollen sie zur Erweiterung der Adern eingepflanzt werden, lagert eine spezielle Oberfläche einen Blutfaktor ein, der die Blutgerinnung verhindert. Sollen sie zur Gefäßverengung eingesetzt werden, wird die Oberfläche des Implantats so gestaltet, dass es von den Zellen des Gewebes besonders gut überwachsen wird. Frau Dr. Doris Klee aus der RWTH Aachen wird über ihre Forschungen, die zu diesen neuen Gefäßimplantaten geführt haben, berichten.

    Ein anderes nanotechnologisch beeinflusstes Gebiet ist die Dialyse. Dr. Deppisch von der Firma Gambro Dialysatoren wird über die extrakorporale Reinigung von Blut sprechen.

    Die meisten von uns haben mindesten eine Zahn im Mund, der vom Zahnarzt behandelt werden musste, und wenn eine einfache Füllung nicht mehr hilft, wird der Zahn gezogen und vielleicht durch ein Implantat ersetzt. An die Materialien der Zahnimplantate müssen hohe Anforderungen gestellt werden, was Verträglichkeit und Festigkeit betrifft. Für die Verwendung als Dentalmaterial müssen dann die verschiedenen Eigenschaften gegeneinander abgewogen werden. Prof. Dr. Kappert von der Universität Freiburg untersucht die Langzeitstabilität von Dentalmaterialien. Prof. Dr. Hildebrandt von der Universität Lille Wird einen Index aufstellen, mit dessen Hilfe die Verträglichkeit von Dentalmaterialien im Vergleich zu anderen ermittelt werden kann.

    Zu ganz neuen Verfahren in der Medizin und Pharmazie können auch zum Beispiel die sogenannten molekularen Motoren führen. Ein molekularer Motor besteht aus wenigen Molekülen, die mit Hilfe der Nanotechnologie gezielt verbunden wurden. Diese Motoren sind aufgrund ihrer Kleinheit und ihrer Arbeitsweise bahnbrechend: Dr. Hercules Neves aus der renommierten Arbeitgruppe von Prof. Dr. Carlo Montemagno der Cornell University in Ithaca, USA wird über die neuesten Fortschritte berichten (http://falco.aben.cornell.edu). Die Energiezufuhr der Motoren ist den lebenden Zellen abgeguckt: Das Energiespeichermolekül ATP wird von dem kleinen Motor "verbrannt". An dem Motor ist ein "Propeller"-Molekül befestigt, das vom Motor im Kreis bewegt wird.

    Fazit: Die Nanotechnologie wird für Entwicklungen in Medizin und Pharmazie eingesetzt, die die herkömmlichen Verfahren und Methoden entscheidend in ihrer Wirksamkeit und bezüglich der Nebenwirkungen verbessern können. Hinzu kommt, dass durch die Nanotechnologie neue und bessere medizinische Verfahren möglich werden. Deshalb sind die Fortschritte auf dem Gebiet Nanotechnologie in der Medizin und Pharmazie von großem öffentlichen Interesse.


    Weitere Informationen:

    http://www.cc-nanochem.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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