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05.03.2009 11:08

Flexible Studierende? Studie zu den Konsequenzen der 'Bologna-Reformen' für die studentische Praxis erschienen

HoF Wittenberg Öffentlichkeitsarbeit
HoF Wittenberg - Institut für Hochschulforschung

    Die hochschulpolitische Diskussion über den Bologna-Prozess konzentriert sich bislang auf die Umsetzung der Studienreformen. Nicht gefragt wird nach Konsequenzen der Reformen für die Praxis der Betroffenen - der Studierenden. Roland Bloch (HoF Wittenberg) erforscht diese Leerstelle auf der Grundlage von Interviews mit Studierenden in 'alten' und 'neuen' Studiengängen.

    Die Studienreformen im Zuge des Bologna-Prozesses bedeuten eine fundamentale Umstrukturierung des deutschen Studiensystems. Gestufte Studienstrukturen, Modularisierung, Qualifikationsrahmen, Kreditpunktesysteme und studienbegleitende Prüfungen sollen Probleme wie lange Studiendauer und hohe Studienabbruchquoten beheben und die Beschäftigungsfähigkeit der Studierenden fördern. Grundlegende Annahme der Studienreformen ist dabei, dass auch die Studierenden durch ihr Verhalten entscheidend zu den attestierten Mängeln des 'alten' Studiensystems beitrügen. Die Studie nimmt die umgekehrte Perspektive ein und fragt, wie Studierende trotz der - gewiss vorhandenen - Probleme des Studiums erfolgreich studieren und welche Konsequenzen die Studienreformen für die studentische Praxis haben.

    Anhand einer Diskursanalyse werden die Problemwahrnehmungen und normativen Anforderungen herausgearbeitet, die den Studienreformen zugrunde liegen. Welche Probleme versprechen prominente Reformkonzepte wie Schlüsselqualifikationen und Employability zu lösen und welche normativen Anforderungen stellen sie an das Verhalten von Studierenden?

    Die diskursiv vermittelten Wahrnehmungen und Anforderungen werden direkt mit den individuellen Erfahrungen von Studierenden im Studium wie im Alltag in Beziehung gesetzt. Es geht um die Bedeutungen von Praktika, die Rolle von Netzwerken, Funktionen des Prüfungswesens, Karriere- und Lebensplanung, soziales Engagement, 'hidden curricula' sowohl des Studiums als auch der studentischen Gemeinschaft sowie studentisches Zeitmanagement. Als empirische Grundlage dienen problemzentrierte Interviews mit zwei Gruppen von Studierenden: einerseits mit Studierenden in traditionellen Studiengängen an öffentlichen 'Massenuniversitäten', deren Studium von Freiräumen gekennzeichnet und nicht direkt berufszogen ist, und andererseits mit Studierenden an zwei kleinen privaten Business Schools, deren Studium karrierebezogen, gebührenpflichtig und straff organisiert ist.

    Gezeigt wird, wie flexibel Studierende sowohl im 'alten' als auch im 'neuen' Studiensystem handeln. Die flexible Praxis der Studierenden ist gekennzeichnet von vielfältigen individuellen Aneignungen normativer Anforderungen und Regeln. Mit den Studienreformen hingegen soll Eindeutigkeit geschaffen werden, wo Mehrdeutigkeit besteht. Das Studium wird auf Kosten jener Handlungsräume strukturiert, die unter traditionellen Bedingungen die akademische Freiheit der Studierenden konstituierten und individuelle Lernwege ermöglichten. Diese stehen unter dem Verdacht, Zeitverschwendung und ineffizientes Studieren zu fördern. Die Studienreformen setzen voraus, dass erst eine stärkere Strukturierung des Studiums - straffe Studienorganisation, studienbegleitende Prüfungen, systematische Vermittlung von Kompetenzen, Kalkulation der studentischen Zeit - die flexible Wahrnehmung von Bildungsoptionen ermöglichen würde. In der 'Bologna-Welt' hingegen wird nicht flexibel, sondern strategisch und effizient studiert. Das neue Studiensystem befördert so eine instrumentelle Studienmotivation, deren Ziel nicht Reflexion, sondern Anpassung und Optimierung ist.

    Roland Bloch: Flexible Studierende? Studienreform und studentische Praxis.
    Leipzig: Akademische Verlagsanstalt 2009
    336 Seiten. 29,00 €
    ISBN: 978-3-931982-66-9

    Eine Leseprobe kann unter http://www.hof.uni-halle.de/cms/download.php?id=157 heruntergeladen werden.

    Exemplare können bei der Akademischen Verlagsanstalt Leipzig bezogen werden (http://www.univerlag-leipzig.de/).

    Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an
    Dr. Roland Bloch (roland.bloch@hof.uni-halle.de, 03491 466 246)


    Weitere Informationen:

    http://www.hof.uni-halle.de/index,id,2.html#313


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Pädagogik / Bildung, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     


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