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22.02.2001 16:15

Kongress der TA-Akademie zum optimierten Busverkehr

Dr. Birgit Spaeth Pressestelle
Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg

    Was zählt sind Effizienz und Komfort, nicht nur die Kosten

    Von den rund 90 Fahrten, die der statistische Durchschnitts-mensch in Baden-Württemberg jährlich im Öffentlichen Personen-verkehr unternimmt, werden gut 60 mit dem Bus zurückgelegt. Diese hohe Nutzung war für die Akademie für Technikfolgenab-schätzung Anlass, die Möglichkeiten, die der Bus bietet und die Bedingungen für eine Verbesserung des 'Systems Bus' zu erörtern. Zum Kongress "Opti-Bus" waren am heutigen Donnerstag über 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Planungsinstitutionen, Ver-waltung und Betrieben auf Einladung der TA-Akademie nach Stuttgart-Hohenheim gekommen, um die Thematik zu diskutieren.
    Jürgen Scherm vom Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg betonte die im Dickicht der Verordnungen oft unter-gehenden Finanzleistungen: Pro Bus werden 190 000 Mark für die Beschaffung als Zuschuss vom Land gezahlt.
    Manfred Wacker (Lehrstuhl für Verkehrsplanung und Verkehrs-leittechnik der Uni Stuttgart) verwies auf die hohe Umweltverträg-lichkeit des Bus-Systems, die aber in den Randzeiten und im länd-lichen Raum verloren geht; außerhalb des Schülerverkehrs könne, so Wacker, der Bus-ÖPNV in den dünner besiedelten Bereichen nicht ökologischer sein als der Pkw-Verkehr. In einer Studie hatte er dies bereits vor einigen Jahren nachgewiesen. Die eben erschie-nene Studie des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) die der Bun-desumweltminister gestern (21.2.) der Öffentlichkeit vorstellte, bestätigt erneut, dass "der Umweltvorteil von Bussen und Bahnen nicht gottgegeben" ist, wie Petra Niß vom VCD es formulierte.
    Reinhard Hübener (Pflieger Reise- und Verkehrs GmbH) stellte die ökonomischen Leistungen des Systems dar. Die Busbetreiber stel-len demnach die effizienteste Form der Beförderung bereit: Eine Busstunde kostet 90, eine Straßenbahnstunde dagegen 150 Mark.
    Dr. Harry Dobeschinsky vom Verkehrswissenschaftlichen Institut der Uni Stuttgart berichtete über die möglichen Innovationen im System Bus. Große Hoffnungen werden auf die Verknüpfung der Verkehrsträger gesetzt - Information und Kommunikation, in de-nen der Fahrgast die wichtigste Person ist.
    Prof. Reinhard Kühne (Lehrstuhl für Verkehrsplanung und Ver-kehrsleittechnik der Uni Stuttgart) erläuterte abschließend die Be-dürfnisse der Fahrgäste und die technischen und organisatorischen Forderungen in der Zukunft: Effizienz und Komfort.
    In der Abschlussdiskussion kam es zu scharfen Worten: öffentliche Verwaltung und Politik müssen der Not der knappen Kassen ge-horchen, Busbetreiber stehen durch wachsende Kosten mit dem Rücken zur Wand. Teilweise ergeben sich absurde Konsequenzen des Sparzwangs: Der Einbau einer Toilette im Bus wird mit Zu-schussreduzierung bestraft, die Toilette im Zug wird aber als Kom-fortelement gefördert. Die Konkurrenz zum Zug macht den Bus-betreibern auch andernorts zu schaffen; während der Gelegenheits-verkehr angesichts sinkender Erlöse im Linienverkehr immer wichtiger wird, wird genau dieser Gelegenheitsverkehr von der Bahn zu Schleuderpreisen angeboten - das 'Schöne Wochenende'-Ticket könnte von der Bahn ohne die hohen Subventionen im Li-nienverkehr nicht angeboten werden.

    Drei grundlegende Forderungen sieht die Akademie für Technik-folgenabschätzung durch die Experten bestätigt:

    1. Im Sinne effizienter Mittelverwendung der öffentlichen Hand müssen die tatsächlichen Kosten der einzelnen Verkehrsmittel im öffentlichen Personenverkehr auf den Tisch gelegt werden.
    2. Das System Bus muss als Alternative im ÖPNV gefördert und gestaltet werden. Die Förderung sollte an definierte Standards von Komfort und Service gebunden werden, nicht nur an die Kostenfrage.
    3. Ökonomisch und ökologisch ineffizienter ÖPNV muss auf seine soziale Notwendigkeit hin überprüft werden. Bei mangelhafter Effizienz müssen Alternativen, vom Anrufbus bis zum Bürger-bus (Bringdienste im Ehrenamt) diesen ÖPNV ersetzen.

    Ansprechpartner: Dr. Marcus Steierwald Tel. 0711/9063-107
    E-Maiul:marcus.steierwald@ta-akademie.de


    Weitere Informationen:

    http://www.ta-akademie.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Meer / Klima, Politik, Recht, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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