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28.02.2001 10:39

Giornata di Italianistica: Die Heidelberger Italianistik stellte sich vor

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Romanisches Seminar der Universität Heidelberg veranstaltete Tage, an denen sich die Heidelberger Italianistik mit aktuellen Beiträgen aus Forschung und Lehre der Öffentlichkeit präsentierte

    Das Romanische Seminar der Universität Heidelberg veranstaltete jetzt eine "Giornata di Italianistica": zwei von den Professoren Edgar Radtke und Christof Weiand organisierte Tage, an denen sich die Heidelberger Italianistik mit aktuellen Beiträgen aus Forschung und Lehre der Öffentlichkeit präsentierte.

    Eröffnet wurde die "Giornata di Italianistica" mit dem Vortrag von Professor Winfried Wehle (Universität Eichstätt) zum Thema "Menschwerdung in Arkadien. Die Wiedergeburt der Anthropologie aus dem Geiste der Kunst". Gestellt wurde hier die Frage, woraus sich der über gut zwei Jahrhunderte anhaltende Erfolg des Arkadien-Motivs in den schönen Künsten erklären lässt.

    Die Antwort: Der nur scheinbar naiven Welt der Schäfer und Nymphen liegt ein revolutionäres anthropologisches Konzept zugrunde, das den Menschen, nicht mehr eine metaphysische Instanz, zum Erschaffer seines eigenen Glücks erhebt. Winfried Wehle zeigte, wie sich entscheidende Neudeutungen kultureller Phänomene überaus unterhaltsam - und zugleich gehaltvoll - präsentieren lassen.

    Professor Edgar Radtke warf in seinem Vortrag über "Die römische Zeitungssprache im 18. Jahrhundert: der Diario d'Ungheria" Licht auf ein bisher zu Unrecht vernachlässigtes Forschungsthema. Die Untersuchung einiger sprachlicher Besonderheiten von Periodika aus dem 18. Jahrhundert machte klar, auf welche Weise sich die Zeitungssprache als eine eigene Varietät abseits der durch das "italiano letterario" repräsentierten Norm herausbildet. Deutlich wurde vor allem, auf welche Weise bestimmte sprachliche Konstruktionen mit entsprechenden - im Falle der Zeitungssprache vorwiegend pragmatischen - Zielsetzungen zusammenhängen. Gerade dadurch aber kann der journalistische Stil den Status einer eigenen Varietät beanspruchen.

    Der Nachmittag war Berichten aus laufenden Dissertationsprojekten gewidmet. Antonella Francabandera präsentierte ihr linguistisches Forschungsvorhaben zu "Traduzioni italiane di Freud", Ruth Erlinghagen stellte ihre Arbeit zum "Geschriebenen Neapolitanisch in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts" vor, Christine Ott sprach über "Eugenio Montale: Non chiederci la parola. Sprachskepsis in moderner Lyrik". Auf diese Weise soll die "Giornata d'Italianistica" auch in Zukunft ein Diskussions- und Übungsforum für den wissenschaftlichen Nachwuchs bieten.

    Die Sprache der italienischen Lyrik im 20. Jahrhundert

    Die Heidelberger Italianistik hatte sodann Professor Maurizio Dardano aus Rom eingeladen, der in seinem Vortrag ("La lingua della poesia italiana nel `900") ein umfassendes Panorama zu Entwicklungen der Sprache der italienischen Lyrik im 20. Jahrhundert bot. Maurizio Dardano begnügte sich nicht mit dem gemeinhin anerkannten Befund, nach dem die Poesie der Gegenwart eine zunehmende Tendenz in Richtung Prosa aufweist, er wies diese Entwicklung auch durch eine reiche und differenzierte Belegsammlung nach.

    Dass die Sprache moderner Lyrik bisweilen auch sehr dunkel sein kann, ist unumstritten. Professor Christof Weiand warf in seinem Vortrag "Verrätselte Ästhetik der Moderne: Giovanni Giudicis Lyriksammlung der Salutz" ein deutendes Licht auf einen ebenso suggestiven wie mysteriösen Text. Es handelt sich um ein um 1984 verfasstes Gedicht Giovanni Giudicis, das allerdings in expliziter Nachfolge der provenzalischen Minnelieder des 12. Jahrhunderts steht. Aufgrund seiner schwierigen Syntax kann sich der Text in punkto Dunkelheit mit Mallarméschen Produkten messen. Christof Weiand gelang es auf eindrucksvolle Weise, Sinnlinien aufzuzeigen, die der hermeneutischen Herausforderung des Gedichts gerecht werden, ohne es seiner faszinierenden Polysemie zu berauben.

    Ein überaus positives Echo fand die Präsentation der Italienischlektorinnen Ilaria Formicola, Tiziana Littamé, Francesca Michel und Daniela Pietrini, die neue Perspektiven und Zielsetzungen des Italienischunterrichts an der Universität Heidelberg aufzeigte. Als wichtiges Projekt wurde etwa die Bestrebung genannt, die Angleichungen von Abschlussqualifikationen zu ermöglichen und auf diese Weise deutschen Italianistikstudenten Berufsperspektiven in Italien zu erschließen: Hier konnte bereits von ersten Erfolgen berichtet werden.

    Eingegangen wurde zudem auf die Planung eines Italienzentrums an der Universität Heidelberg, das den Kontakt zwischen den universitären Institutionen und einem breiteren nichtakademischen Publikum intensivieren soll. Die angeregte Diskussion zeigte, dass die vorgestellten Projekte einem vitalen Interesse entsprechen. Ziel der "Giornate di Italianistica", die künftig regelmäßig stattfinden sollen, ist es in der Tat, die Italianistik in ihren aktuellen Forschungsprojekten und Lehrangeboten einem größeren Publikum nahe zu bringen. Dafür wäre freilich eine umfangreichere und gezieltere Öffentlichkeitsarbeit notwendig, als sie im Vorfeld der stattgefundenen "Giornate" betrieben wurden. Nur auf diese Weise kann die Initiative auch durch entsprechenden Zulauf gewürdigt werden. Es bleibt zu hoffen, dass dies beim nächsten Termin der Fall sein wird.

    Rückfragen bitte an:
    Romanisches Seminar der Universität Heidelberg
    Prof. Dr. Edgar Radtke, Christine Ott
    Tel. 06221 542727 oder -52 , Fax 543153
    edgar.radtke@urz.uni-heidelberg.de
    christ_ott@hotmail.com

    oder:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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