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01.03.2001 08:12

Was Artenverlust für das Grünland bedeutet - Neues Verbundprojekt in Jena

Susanne Liedtke Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Eine Förderung von 1,1 Millionen DM erhält ein Jenaer Verbundprojekt unter der Leitung des Ökologen Prof. Dr. Wolfgang Weisser vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). In dem im Rahmen des Programmes "Biodiversität und Globaler Wandel" (BIOLOG) finanzierten Vorhaben will Weisser zusammen mit Kollegen aus anderen Instituten der Friedrich-Schiller-Universität, des Jenaer Max-Planck-Institutes (MPI) für Biogeochemie und des Büros für ökologische Studien in Erfurt die Artenvielfalt auf Grünlandflächen untersuchen und herausfinden, welchen Einfluss diese auf die Stabilität des Ökosystems hat.

    Jena (01.03.01) Hintergrund von BIOLOG ist die Konvention über die biologische Vielfalt der Vereinten Nationen. "Wir haben es mit einem weltweiten Verlust von Tier- und Pflanzenarten in nicht bekanntem Ausmaß zu tun", sagt Wolfgang Weisser. Welcher Schaden durch diesen Artenverlust entsteht, sei allerdings schwer einzuschätzen, fährt der Ökologe fort, da noch nicht hinreichend erforscht sei, wie wichtig die Anzahl der Arten für einen Lebensraum ist. "Unsere Vermutung ist, dass ein System umso stabiler ist, desto mehr verschiedene Tiere und Pflanzen in ihm leben", beschreibt Weisser den Ansatz seines Projektes, "es kann dann leichter mit Stressfaktoren wie zum Beispiel Trockenheit fertigwerden."

    Die Jenaer Wissenschaftler haben sich als Modell das Ökosystem Grünland ausgesucht, das in der Landwirtschaft für die Heugewinnung, die Milchwirtschaft und die Viehzucht eine große Rolle spielt. Auf den für den Betrachter oft so einheitlich wirkenden Wiesen leben allein bis zu 30 Pflanzenarten, zum Beispiel Bärwurz und Storchschnabel sowie Gräser wie Rotschwingel und Goldhafer. Insekten wie Blattläuse, Zikaden, Heuschrecken und Fliegen ernähren sich von diesen Pflanzen. Wolfgang Weisser und seine Kollegen wollen nun herausfinden, wie groß der Einfluss dieser pflanzenfressenden Insekten auf die Anfälligkeit für den Stressfaktor Trockenheit ist, wie er z.B. durch eine globale Klimaerwärmung verursacht werden könnte.

    Zunächst werden die Ökologen auf ihren Forschungsflächen im Thüringer Schiefergebirge eine genaue Bestandsaufnahme vornehmen und anschliessend Teilflächen der Trockenheit aussetzen, indem sie sie überdachen. "Dann werden wir vergleichen, wie sich die An- oder Abwesenheit der pflanzenfressenden Insekten darauf auswirkt, wie schnell sich das Grünland von dem Wassermangel wieder erholt", erläutert Weisser.Die Ökologen messen dazu verschiedene Parameter: Wieviel Kohlenstoff und Stickstoff auf der Fläche umgesetzt wird und wie diese Elemente verteilt sind; ob sich die Zusammensetzung der Pflanzengemeinschaft ändert und wie stark die einzelnen Pflanzen von den Insekten "angeknabbert" werden.

    Das BIOLOG-Projekt des BMBF zielt langfristig auf die Einrichtung von Kompetenzzentren für die Biodiversitätsforschung. Wolfgang Weisser sieht da gute Chancen für Jena: "Am Institut für Ökologie, anderen Universitätsinstituten und den beiden MPI für Biogeochemie und Chemische Ökologie arbeiten mehr als 200 Ökologinnen und Ökologen an einer Vielzahl aktueller Themen". Damit sei Jena auch international ein sehr bekannter Forschungsstandort. Auf die im Rahmen des BIOLOG-Projektes ausgeschriebenen Doktorandenstellen bewarben sich junge Wissenschaftler aus aller Welt. Nun werden unter anderem eine Kanadierin und ein Jordanier nach Jena kommen, um an dem Projekt mitzuwirken.

    Am Montag, dem 5. März von 10 bis 12.15 Uhr wird das BMBF-Projekt in einer Veranstaltung im Senatssaal des Universitätshauptgebäudes offiziell eröffnet. Der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Prof. Dr. Karl-Ulrich Meyn, Dr. Ute Zopf vom Thüringer Wissenschaftsministerium und Dr. Arndt Wüstemeyer vom Projektträger Umweltforschung und -technik des BMBF werden über die Bedeutung des Forschungsvorhabens sprechen. Anschließend werden neben den Jenaer Forschern Prof. Dr. Stefan Halle, Leiter des Institutes für Ökologie, und PD Dr. Nina Buchmann vom MPI für Biogeochemie die internationalen Experten Prof. Dr. Bernhard Schmid aus der Schweiz und Prof. Dr. Shaid Naeem aus den USA über den fachlichen Hintergrund berichten.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Wolfgang W. Weisser
    Institut für Ökologie
    Tel.: 03641/ 9 49 410
    Fax: 9 49 402
    E-Mail: Wolfgang.Weisser@uni-jena.de

    Susanne Liedtke
    Friedrich Schiller Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel: 03641/ 93 10 40
    Fax: 03641/ 93 10 42
    E-mail: Susanne.Liedtke@uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik
    regional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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