Zehn Jahre nach der Bologna-Erklärung der europäischen Bildungsminister zur Harmonisierung der europäischen Studienstrukturen wird in dem Bericht eine Zwischenbilanz dieses Reformprozesses gezogen. Zum einen geht es um Zieldivergenzen, innere Widersprüche, konträre Trends und Dilemmata des Bologna-Prozesses. Zum anderen werden die vielfältigen Chancen, Risiken und Nebenwirkungen der Studienstrukturreform in Deutschland erörtert.
Seit Inkrafttreten der Novelle des Hochschulrahmengesetzes vom August 2002 zeichnete sich deutlich ab, dass eine flächendeckende Umstellung des Studiensystems unausweichlich sein würde. Die Reform des Studiensystems wird bzw. wurde von den Hochschulen und ihren Leitungen durchgesetzt. In dem Arbeitsbericht von Martin Winter wird eine Zwischenbilanz dieses Systemwechsels gezogen. Eine Zwischenbilanz erscheint deshalb angebracht, weil in absehbarer Zeit alle Hochschulen in Deutschland (fast) komplett umgestellt haben werden, viele Effekte aber noch nicht abschließend festgestellt oder gar bewertet werden können. 2010 - so wurde erstmalig auf der Bologna-Nachfolge-Konferenz in Prag im Jahr 2001 beschlossen - soll die "Schaffung eines einheitlichen Europäischen Hochschulraums" abgeschlossen sein. Aber auch zu diesem Zeitpunkt wird noch abzuwarten sein, welche Auswirkungen das neue Studiensystem auf die Studienqualität, den Berufsverbleib und im weitesten Sinne auf die Entwicklung des Hochschulwesens zeitigen wird. Daher steht in dieser Zwischenbilanz noch vieles im Konjunktiv bzw. in Frage- oder Thesenform. Dort, wo praktische Möglichkeiten im Umgang mit der Reform für die Hochschulen empfohlen werden können, sollen diese auch vorgestellt werden. Vorrangig drehen sich die Ausführungen aber um eine Diskussion und Abwägung der Chancen, der Risiken und der Nebenwirkungen der Studienstrukturreform.
Martin Winter: Das neue Studieren. Chancen, Risiken, Nebenwirkungen der Studienstrukturreform: Zwischenbilanz zum Bologna-Prozess in Deutschland (HoF-Arbeitsbericht 1/2009). Hrsg. vom Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Wittenberg 2009, 91 Seiten
Download: http://www.hof.uni-halle.de/dateien/ab_1_2009.pdf
Eine gedruckte Version kann beim Institut für Hochschulforschung bestellt werden.
Inhaltsverzeichnis:
1. Zwischenbilanz zur Studienstrukturreform
1.1. Zwischen historischer Kontinuität und Singularität
1.2. Zwischen De-Regulierung und Re-Regulierung
1.3. Zwischen engen formalen Vorgaben und inhaltlichen Freiräumen
1.4. Zwischen Homogenisierung und Heterogenisierung
1.5. Zwischen Mobilität und Diversität
1.7. Zwischen Selektion und Breitenförderung
1.8. Zwischen Reformen auf der Makro- und auf der Mikro-Ebene
2. Chancen der Studienstrukturreform
2.1. Chance: substanzielle Studienreform
2.2. Chance: verbesserte Studierbarkeit
2.3. Chancen formaler Standardisierung
2.4. Chance: Teilzeit- und weiterbildende Studiengänge
2.5. Chance: Partizipation der Hochschulmitglieder
3. Risiken der Studienstrukturreform
3.1. Risiko: Etikettenschwindel und Schmalspurstudium
3.2. Risiko: Überfrachtung der Studiengänge
3.3. Risiko: Verschulung des Studiums
3.4. Risiko: Prüfungsüberlastung von Studenten und Dozenten
3.5. Risiko: erstarrte Studiengangsstrukturen und verfestigte Studieninhalte
3.6. Risiko: Niedergang der kleinen Disziplinen und Aufstieg von Hybridstudiengängen
3.7. Risiko: relatives Notensystem
3.8. Risiko: vom Reformstau zur Reformflut
4. Nebenwirkungen der Studienstrukturreform
4.1. Nebenwirkung: Zulassungsbeschränkungen und Auswahlverfahren
4.2. Nebenwirkung: Steuerung der "Studentenströme"
4.3. Nebenwirkung: neue Wege der Kapazitätsberechnung
4.4. Nebenwirkung: selektiver Übergang von Bachelor- zum Master-Studium
4.5. Nebenwirkung: Reform der Organisationsstrukturen
4.6. Nebenwirkung: grundrechtsproblematische Überwachung dank Verwaltungssoftware
4.7. Nebenwirkung: Veränderung der Studiermentalität
4.8. Nebenwirkung: Einebnung der Unterschiede zwischen Fachhochschule und Universität
4.9. Nebenwirkung: Studiengebühren
Ansprechpartner:
Dr. Martin Winter
E-Mail: martin.winter@hof.uni-halle.de
Tel.: 03491/466-143
Internet: http://www.hof.uni-halle.de/
http://www.hof.uni-halle.de/dateien/ab_1_2009.pdf
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Politik
überregional
Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
Deutsch
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