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03.04.2009 12:33

Tagfalter-Monitoring Deutschland ist nicht als Monitoring für gentechnisch veränderten Mais MON810 geeignet

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ

    Gemeinsame Erklärung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), der Gesellschaft für Schmetterlingsschutz (GfS) und von science4you:

    Tagfalter-Monitoring Deutschland ist nicht als Monitoring für gentechnisch veränderten Mais MON810 geeignet

    Leipzig (2. April 2009). Am 31. März 2009 hat die Firma Monsanto einen "Bericht zur Analyse ausgewählter Monitoring-Netzwerke als Bestandteil der allgemeinen Überwachung von MON810" vorgelegt. In diesem Bericht wird unter anderem ausführlich auf das Tagfalter-Monitoring Deutschland (TMD) eingegangen. Es gab jedoch zu keiner Zeit irgendwelche Absprachen oder Abstimmungen des TMD mit Monsanto und es wurden keine Daten weitergeleitet. Monsanto greift vor allem auf Angaben aus dem TMD-Jahresbericht für das Jahr 2007 zurück sowie auf öffentlich zugängliche Daten der Internet-Plattform science4you. Wir distanzieren uns aus wissenschaftlicher Sicht nachdrücklich von den im Bericht von Monsanto präsentierten Analysen und Interpretationen zum Tagfalter-Monitoring.

    Die Vorlage des Berichts zur Analyse ausgewählter deutscher Monitoring-Netzwerke als Bestandteil der allgemeinen Überwachung der genetisch veränderten Maissorte MON810 war eine der Bedingungen, worauf die Anbau-Genehmigung für MON810 des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) vom 5./6. Dezember 2007 für die Anbausaison 2008 basierte. Monsanto hatte in dem am 4. Dezember 2007 beim BVL eingereichten Monitoring-Plan eine Kooperation mit dem Tagfalter-Monitoring Deutschland (TMD) wie auch anderen Netzwerken konstatiert und sich zu einer Analyse von Daten aus deren Jahresberichten als Methode zur Umsetzung dieses Monitoring-Plans verpflichtet.

    Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ, das gemeinsam mit der Gesellschaft für Schmetterlingsschutz (GfS) und der Internet-Plattform science4you das TMD ausrichtet, hatte öffentlich klargestellt, dass es keine Zusammenarbeit zwischen Monsanto und dem TMD gab (http://www.ufz.de/index.php?de=16334) und betont hiermit nochmals nachdrücklich, dass sich das TMD nicht als Bestandteil des Monitoring-Plans zu MON810 versteht.
    In einem Fachgespräch zwischen Vertretern der von Monsanto aufgelisteten Monitoring-Systeme und dem BVL als Genehmigungsbehörde wurde am 19. Juni 2008 zudem auch für das TMD klargestellt, dass eine Nutzung der Monitoring-Programme im Sinne eines Frühwarnsystems unter den derzeitigen Beprobungs- bzw. Erfassungsmethoden keine wissenschaftlich haltbaren Schlussfolgerungen ermöglicht.

    In seinem Bericht hat Monsanto u.a. die im Jahresbericht 2007 des Tagfalter-Monitoring Deutschland veröffentlichten Ergebnisse ausführlich zitiert und interpretiert. Auf Seite 18 schlussfolgert das Unternehmen: "Eine Analyse der verfügbaren Informationen zeigte keine offensichtliche Verbindung zwischen den beobachteten Schwankungen in den Daten und dem Anbau von MON810" (aus dem Englischen übertragen). Aus unserer Sicht ist hingegen festzuhalten, dass eine fachlich saubere wissenschaftliche Analyse auf Basis der im Bericht herangezogenen Daten gar nicht durchgeführt werden kann. Im TMD-Bericht 2007 haben die Autoren auf Seite 4 darauf hingewiesen, dass die Dauer der Untersuchung noch nicht ausreicht, um Ursachen für Populationsschwankungen interpretieren zu können. Im Rahmen des Tagfalter-Monitoring Deutschland werden kaum Schmetterlinge entlang von Ackerflächen erfasst. Nur ein verschwindend geringer Teil der Daten bezieht sich also auf das für MON810 relevante Habitat. Hinzu kommt, dass in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, wo MON810 zehnmal großflächiger angebaut wird als in Bayern oder Baden-Württemberg, bislang nur sehr wenige Transektstrecken eingerichtet wurden, also für diese Bereiche besonders wenige Daten vorliegen. Das Monitoring ist nicht auf den Nachweis von unvorhersehbaren Effekten durch MON810 ausgelegt.

    Zudem wird im vorliegenden Bericht von Monsanto die Methodik der erfolgten Auswertung nicht dargestellt. Diese ist allerdings nach Aussage von Monsanto gar nicht relevant, denn "in der Vereinbarung vom 5. Dezember 2007 waren sich Monsanto und das BVL darüber einig, dass die von den Netzwerken gesammelten Daten geeignet und relevant sind. Folglich würde jeglicher Zweifel über die Eignung der Netzwerke oder die Bereitschaft zur Kooperation nicht dazu führen, dass die Anforderungen des Monitoringplanes nicht erfüllt wären" (S. 6, Ende zweiter Abschnitt; aus dem Englischen übertragen).

    Wie auch immer die konkrete Abmachung zwischen Monsanto und BVL aussieht, ist aus wissenschaftlicher Sicht zu konstatieren, dass die vorliegenden Daten des TMD nicht geeignet sind, die Wirkungen des gentechnisch veränderten Mais MON810 zu bewerten.

    Fachlicher Ansprechpartner:
    Dr. Josef Settele
    Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
    E-Mail: josef.settele@ufz.de

    oder über
    Doris Böhme und Tilo Arnhold (UFZ-Pressestelle)
    Telefon: 0341/235-1269 und -1635
    E-Mail: presse@ufz.de


    Weitere Informationen:

    http://www.ufz.de/index.php?de=17932 -
    http://Stellungnahme und Jahresbericht des Tagfaltermonitorings 2007


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

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