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05.03.2001 12:07

Die wirtschaftliche Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit in Österreich

DI Markus W. Lauboeck Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Wirtschaftsuniversität Wien

    Ehrenamtliche leisten wöchentlich 16,7 Mio. Arbeitsstunden

    Zusammenfassung der Pressekonferenz vom 2.3.2001

    Die Gratisarbeit wird in der Politik und neuerdings auch von den Vereinten Nationen hoch gelobt. Über den Wirtschaftsfaktor Ehrenamtlichkeit ist aber bislang nicht viel bekannt. In der Altenpflege, in der Kultur, in der Katastrophenhilfe, in Sportvereinen, in der Politik sowie im Umweltbereich engagieren sich Personen, ohne Geld für ihre Arbeit zu erhalten. Vielfach erfolgen diese Leistungen nicht nur gratis sondern auch relativ unbemerkt - nur ein Teil der Aktivitäten ist auch mit "Ehre" verbunden und wird entsprechend wahrgenommen und honoriert. An der Wirtschaftsuniversität Wien wurde eine umfassende Studie zum Ausmaß der ehrenamtlichen Arbeit in Österreich durchgeführt. Damit gibt es erstmals seit 20 Jahren wieder verlässliche empirische Evidenz zur wirtschaftlichen Bedeutung der Gratisarbeit.

    Christoph Badelt, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik und Eva Hollerweger präsentierten erste Ergebnisse der Studie: 51,1 Prozent der österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahren sind ehrenamtlich aktiv, viele davon in mehreren Aktivitätsfeldern. Männer arbeiten - wie auch im Jahr 1982 - insgesamt etwas häufiger ehrenamtlich als Frauen. Dies gilt vor allem für den Sport, die Katastrophenhilfe und die Politik. In den sozialen und religiösen Diensten engagieren sich hingegen mehr Frauen. In der Sozialpolitik ist die Gratisarbeit daher ein Frauenthema.

    Ehrenamtliche wenden wöchentlich im Durchschnitt etwa fünf Stunden für ihr Engagement auf. Das Arbeitsvolumen Ehrenamtlicher beträgt rund 16,7 Mio. Arbeitsstunden pro Woche. Dies entspricht der Arbeitsleistung von 480.000 Ganztagsbeschäftigten und damit einer Größenordnung von etwa 15,5 Prozent der österreichischen unselbstständigen Erwerbstätigen. Würde dies Arbeitszeit nur mit S 100,- pro Stunde bezahlt, dann müssten die Österreicher/innen dafür jährlich 87 Milliarden Schilling aufwenden. Gratisarbeit ist somit ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Weitaus die meiste ehrenamtliche Arbeit wird im Bereich der sozialen Dienste geleistet - darunter fallen Betreuungs- und Pflegeleistungen, Besuchsdienste und Mitarbeit in Eltern- oder Frauenselbsthilfegruppen, Familienverbänden usw. Aber auch Nachbarschaftshilfe sowie Kultur und Unterhaltung stellen wichtige Aktivitätsfelder dar.

    Etwas mehr als die Hälfte der ehrenamtlichen Arbeitsleistung wird innerhalb von Organisationen erbracht, der Rest auf völlig privater und unorganisierter Basis. Vereine und Wohlfahrtsorganisationen sind daher wichtige Träger der ehrenamtlichen Arbeit, es wäre aber falsch, Ehrenamtlichkeit mit Vereinstätigkeit gleich zu setzen.

    siehe Grafik: http://www.wuw.at/presse

    Während ehrenamtliche Arbeit innerhalb von Organisationen seit Beginn der Achtzigerjahre zugenommen hat, ist der Umfang jener ehrenamtlichen Arbeit, die privat geleistet wird (beispielsweise Nachbarschaftshilfe), deutlich zurückgegangen. Während 1982 die organisierte Gratisarbeit nur etwa ein Viertel des Gesamtarbeitsvolumens ausmachte, wurde im Jahr 2000 mehr als die Hälfte der ehrenamtlichen Arbeit innerhalb von Vereinen und anderen Organisationen geleistet. Insgesamt ist ehrenamtliche Arbeit seit den Achtzigerjahren zurückgegangen.

    Ehrenamtliche Arbeit spielt im Sozialstaat somit nach wie vor eine wichtige Rolle. Allerdings kann sich die öffentliche Sozialpolitik nicht mehr stillschweigend auf die private Hilfe verlassen - wie dies in Zeiten der Budgetkonsolidierung oft politisch verlangt wird. Wenn sich Politik auf das Ehrenamt verlassen will, dann ist es auch notwendig, hinreichende soziale Randbedingungen für ehrenamtliche Arbeit zu schaffen. Dazu zählt z.B. die soziale Absicherung jener Personen, die Gratisarbeit auch im Dienste der Gemeinschaft leisten.

    Der Endbericht zur Studie wird Ende Juli 2001 vorliegen.


    Weitere Informationen:

    http://www.wuw.at/presse


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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