Berlin, im April 2009
"Wir sind sehr gut aufgestellt"
Auf welche Themen sich die innovationsstarke Textilbranche konzentriert
An immer neuen spannenden Stoffen tüfteln viele Firmen und Forscher der Textilindustrie. Welche Einsatzbereiche stehen dabei im Mittelpunkt? Warum sichert die Arbeit im Labor die Jobs in der Fertigung? Und was tut eigentlich der Verein "Forschungskuratorium Textil"? Die Wirtschaftszeitung AKTIV sprach darüber mit Klaus Huneke. Der Heimbach-Chef ist seit kurzem Vorsitzender des Forschungskuratoriums.
Warum benötigt denn ein Textilbetrieb, sagen wir: eine Teppichfirma, dauernd irgendwelche Erfindungen?
Huneke: Innovation ist der entscheidende Treiber, um im Markt langfristig bestehen zu können. In einem Hochlohnland wie Deutschland ist es extrem wichtig, durch aktive Forschung einen Wettbewerbsvorsprung zu haben - und damit Arbeitsplätze zu sichern.
Kann Deutschland bei textilen Innovationen denn international mithalten?
Huneke: Aber ja, wir stehen sehr gut da. Unsere Textilforschung ist sehr breit aufgestellt, das ist historisch gewachsen. Wir sind nicht umsonst Weltmarktführer bei den so genannten Technischen Textilien. Wobei vielen noch gar nicht bewusst ist, in wie vielen Produkten solche Materialien heute schon zu finden sind.
Was haben unsere Forscher denn aktuell zu bieten - und was ist in der Pipeline?
Huneke: Da gibt es eine ganze Menge. Textilbeton ist gerade ein großes Thema: Er kann zum Beispiel Brücken wesentlich leichter und filigraner machen - und billiger. Auch Textilien mit Signalfunktion sind im Kommen, Bekleidung, die zum Beispiel über Sensoren den Herzschlag des Trägers misst. An Depotsystemen wird ebenfalls gearbeitet, an Medizin in Hohlfasern: Diese werden bei einer Operation in den Körper eingebaut und geben den Wirkstoff dann nach und nach ab.
Der Gesundheitsbereich soll also bald neue Aufträge bringen?
Huneke: Gesundheit ist eines unserer großen Themenfelder. Die anderen vier Bereiche, die wir uns besonders auf die Fahne geschrieben haben, sind Mobilität - Sicherheit - Kommunikation - Emotionalität.
Das klingt etwas wolkig: "Emotionalität"?
Huneke: Da geht es zum Beispiel um Licht- und Klimasteuerung durch textile Bauelemente. Oder um adaptive Bekleidung, die sich der jeweiligen Umgebung anpasst. Oder um Wellness-Bekleidung, die hautpflegende Substanzen abgibt - das wäre auch für Arbeitshandschuhe ein Thema.
Welche Rolle spielt das Kuratorium? Und geht es dabei auch um Geld?
Huneke: Das Forschungskuratorium Textil fördert und koordiniert die Forschung unserer Branche. Und es steuert die Zuweisung von Fördermitteln des Bundeswirtschaftsministeriums - etwa 12 Millionen Euro jährlich.
Ist das viel?
Huneke: Wir sind damit immerhin einer der größten Fördermittelempfänger der industriellen Gemeinschaftsforschung. Da kommt zum Tragen, dass Textil in vielen Verbundforschungsprojekten enthalten ist: Leichtbau zum Beispiel ist ja für die Luft- und Raumfahrt ebenso ein Thema wie für den Automobilbau.
Lässt sich Forschungsleistung eigentlich messen?
Huneke: Das ist schwierig. An der Zahl der Patente können Sie das jedenfalls nicht festmachen: Manche Verfahren werden von den Firmen bewusst nicht patentiert, um den Knowhow-Vorsprung zu sichern.
Einen Anhaltspunkt geben immerhin die Ausgaben für diesen Bereich. Wie sieht es da bei Heimbach aus?
Huneke: Wir geben jährlich 4 Prozent unseres Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus. Das ist relativ viel.
Mit freundlicher Genehmigung der Wirtschaftszeitung AKTIV (www.aktiv-online.info)
Klaus Huneke
Vorstandsvorsitzender des Forschungskuratoriums Textil e.V.
Bild: AKTIV/Eifrig
Bild: AKTIV/Eifrig
Bild: AKTIV/Eifrig
Klaus Huneke - Vorstandsvorsitzender des Forschungskuratoriums Textil e.V.
Quelle: Bild: AKTIV/Eifrig
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Sportwissenschaft, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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