Einladung zum Arbeitsgespräch:
Gewalt, Erinnerung und Aufarbeitung im Irak
Anfal überlebende Frauen engagieren sich für eine selbst gestaltete und verwaltete Gedenk- und Begegnungsstätte
Termin:
Dienstag, den 21.4.2009
10.00 bis 16.00 Uhr
Ort:
Zentrum Moderner Orient
Kirchweg 33
14129 Berlin-Nikolassee
Hintergrund:
Unter dem Codewort Anfal zerstörte die irakische Armee 1988 Tausende von Dörfern im kurdischen Norden des Irak, verbrachte die Bevölkerung erst in Gefangenen- und dann in Umsiedlungslager und verschleppte und tötete mehr als 100 000 Männer und junge Frauen. Ihr genaues Schicksal ist bis heute ungeklärt. Die Überlebenden von Anfal, darunter eine große Zahl allein stehender Frauen, leben seit nunmehr 21 Jahren in Ungewissheit und im Provisorium. Zwar hat sich ihre ökonomische Situation in den letzten Jahren erheblich verbessert und wurden die Hauptverantwortlichen für Anfal, Saddam Hussein und Ali Hassan Al Majid, vor dem Irakischen Obersten Gerichtshof verurteilt. Nach wie vor aber warten die Anfal Überlebenden auf die Öffnung der Massengräber und Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen. Sie fordern Entschädigung, konsequente Bestrafung aller Täter und Mittäter und die soziale und politische Anerkennung
ihrer spezifischen Erfahrung auch in der öffentlichen Debatte um und Gestaltung von Erinnerung.
Anlässlich des 20. Jahrestages von Anfal waren im vergangenen Jahr auf Einladung von HAUKARI e.V. und dem Zentrum Moderner Orient zwei Anfal überlebende Frauen aus dem Germian-Gebiet im Südosten Kurdistans, Shazada Hussein Mohammed und Gulnaz Aziz Qadir, zu Gast in Deutschland. Sie berichteten über ihre Erfahrungen und forderten auch von deutscher Seite Unterstützung bei der Aufarbeitung der Vergangenheit und der Entwicklung neuer Lebensperspektiven.
Zudem besuchten sie verschiedene Orte des Gedenkens an die Opfer der Nazi-
Diktatur. Nach ihrer Rückkehr in den Irak entwickelte sich in dem ehemaligen Umsiedlungslager Sumut/Rizgary eine Initiative von inzwischen mehr als 100 Anfal überlebenden Frauen für eine von ihnen aktiv mitgestaltete und -verwaltete Anfal-Gedenkstätte. Die Frauen fordern ein Mahnmal, das ihre spezifische Erfahrung repräsentiert und eine Begegnungsstätte, in der die Erinnerung an die während Anfal verschwundenen Menschen und zerstörten Dörfer lebendig bleibt und die für die Überlebenden ein Ort des Austausches, der Trauer und des symbolischen Abschlusses ist. Neben dem konkreten Ziel der Errichtung einer Gedenkstätte ist das Projekt für die Anfal überlebenden Frauen auch ein Schritt aus dem langjährigen Wartezustand und ein Forum für den Austausch und die Bearbeitung ihrer Erinnerungen. Das Projekt wird von HAUKARI e.V. unterstützt und begleitet und gefördert mit Mitteln des Auswärtigen Amtes - Projekt zivik.
Im April 2009 wird eine Gruppe von Beteiligten an dem Gedenkstättenprojekt nach Deutschland kommen, hier Orte der Erinnerung an den Holocaust und die Opfer der Naziherrschaft besuchen und unterschiedliche Möglichkeiten der Gestaltung von Erinnerung kennen lernen.
Das Arbeitsgespräch am 21.4.2009 soll ein Forum bieten für den Austausch zwischen den kurdisch-irakischen Gästen und hiesigen MitarbeiterInnen von Gedenkstätten, Erinnerungs- und Aufarbeitungsprojekten, ForscherInnen und ErinnerungskünstlerInnen. Die Gäste werden ihr Projekt vorstellen und sollen einen Einblick erhalten in die verschiedenen Ansätze von Erinnerungsarbeit und -gestaltung und die kontroverse Debatte um Gedenken und Erinnerung in Deutschland.
Gäste und ReferentInnen
Shazada Hussein Muhammad, Überlebende der Anfal-Operationen, Komitee der Kurdischen Frauenunion und aktives Mitglied der Gedenkstätteninitiative. Rizgary, Kurdistan-Irak.
Aska Ali Hamah-Ameen, Überlebende der Anfal-Operationen, Mitglied der Gedenkstätteninitiative. Rizgary, Kurdistan-Irak.
Gulnaz Aziz Qadir, Abgeordnete des Kurdischen Regionalparlaments, Mitglied der parlamentarischen Arbeitsgruppe zu Anfal. Hawler, Kurdistan-Irak
Srwa Mohmmed Rashid, Bürgermeisterin der Stadt Rizgary, Kurdistan-Irak
Goran Mustafa Muhamad, Ministerium für Anfal-Opfer und Märtyrer der Kurdischen Regionalregierung. Hawler, Kurdistan-Irak.
Zana Rasul Mohammed, Künstler, Berater der Gedenkstätteninitiative. Sulaymaniah, Kurdistan-Irak.
Jamal Ibrahim, Vertreter von HAUKARI e.V., Sulaymaniah, Kurdistan-Irak.
Elke Gryglewski, Politologin, Bildungsabteilung der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Potsdam
Dr. Martina Pottek, Kunsthistorikerin, Bonn
Dr. Matthias Heyl, Historiker und Pädagoge, Leiter der Pädagogischen Dienste, Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Karin Mlodoch Psychologin, HAUKARI e.V. und Zentrum Moderner Orient, Berlin.
Konferenzsprachen sind Kurdisch (Sorani) und Deutsch.
weitere Informationen unter: http://www.zmo.de/veranstaltungen/2009/Einladung%20Arbeitsgespräch%20mit%20Anfal...
Um Anmeldung wird gebeten. Rückfragen und Anmeldung an Karin Mlodoch,
mlodoch@haukari.de. Tel. 0160 97 77 44 22.
Die Reise der kurdisch-irakischen Gäste und das
Arbeitsgespräch werden gefördert von ifa und Auswärtigem Amt
http://www.haukari.de
http://www.zmo.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Pädagogik / Bildung
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Pressetermine
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).