idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.04.2009 16:00

Schröpfen: Klinische Wirksamkeit erstmals belegt

Frederik Betsch Pressestelle
Karl und Veronica Carstens-Stiftung

    Eine gemeinsame Studie des Lehrstuhls für Naturheilkunde der Universität Duisburg Essen und der Karl und Veronica Carstens-Stiftung zeigt erstmals die Wirksamkeit des blutigen Schröpfens beim Karpaltunnel-Syndrom.

    Rund zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden unter nächtlichem Ruheschmerz der Hand, Taubheitsgefühlen und Kribbeln in Daumen, Mittel- und Zeigefinger (Brachialgie). Häufig diagnostiziert ist ein Karpaltunnel-Syndrom, welches in vielen Fällen mit Nackenschmerzen und Verspannungen im Schulterbereich assoziiert ist.

    Die Forschergruppe um Professor Andreas Michalsen (vormals leitender Oberarzt in Essen, jetzt Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin) hat sich die kürzlich entdeckte Verbindung zur Schulter zunutze gemacht. In einer randomisierten kontrollierten Therapiestudie, die nun im "Journal of Pain" veröffentlicht wurde, sind 52 Brachialgie-Patienten in zwei Gruppen unterteilt worden. Bei einer Gruppe wurde eine einmalige blutige Schröpfbehandlung im Schulterbereich durchgeführt, die Kontrollgruppe wurde mit einem Wärme spendenden Ingwersack behandelt.

    Nach sieben Tagen Beobachtungszeit gingen die Beschwerden der Schröpfgruppe um 60 Prozent zurück, in der Kontrollgruppe lediglich um 23 Prozent. Neben verringerten Schmerzen in der Hand berichteten die Patienten über weniger Taubheits- und Kribbelgefühle, verringerte Nackenschmerzen und eine Verbesserung der funktionellen Beweglichkeit und physischen Lebensqualität.

    Die Erwartungen an den Erfolg der Therapie waren in beiden Gruppen gleich hoch, ein Indiz dafür, dass die Schröpfbehandlung über reine Placeboeffekte hinausgeht. Ernste Nebenwirkungen wurden in keiner der Gruppen beobachtet. Die Schröpfbehandlung wurde von den Patienten gut vertragen und nicht als schmerzhaft empfunden. Ungeklärt bleibt, ob die positiven Effekte über einen längeren Zeitraum anhalten.

    Professor Michalsen erklärt sich den Wirkmechanismus wie folgt: "Die Behandlung basiert vermutlich auf dem Prinzip der aus der Anatomie bekannten Reflexzonen. Das Schröpfen fördert die Durchblutung und muskuläre Spannungslösung in einem bestimmten Areal, in dieser Studie im Schulterdreieck. Dies wiederum hat günstige reflektorische Effekte auf den betroffenen Nerv."

    Der Karpaltunnel (Handwurzelkanal) ist eine kleine Vertiefung am Handgelenk. Durch diese wird, neben verschiedenen Sehnen, ein Nerv geführt, der vor allem die ersten drei Finger der Hand versorgt. Ist diese Leiterbahn verengt, entsteht Druck auf den Nerv, die Reizweiterleitung funktioniert nicht mehr störungsfrei und es kommt zu Missempfindungen, wie Kribbeln, Taubheit und Schmerzen. Neben einer mechanischen Überbeanspruchung der Hand können Verspannungen des Bindegewebes im Schulterdreieck Auslöser für eine Verengung des Karpaltunnels sein.

    Die konventionelle Behandlung des Karpaltunnel-Syndroms besteht im Anlegen von Handgelenksschienen, der Gabe von oralen Entzündungshemmern oder der lokalen Injektion von Cortisonpräparaten. Helfen diese Interventionen nicht, wird meist ein operativer Eingriff empfohlen.

    Beim blutigen Schröpfen werden die Schröpfköpfe an Hautstellen angesetzt, die zuvor mit einer kleinen Kanüle oder Lanzette eingeritzt wurden.

    Die Ergebnisse aus Essen bestätigen eine Pilotstudie aus dem Jahre 2006. Die Studie wurde ebenfalls von der Carstens-Stiftung gefördert und in Zusammenarbeit mit der Charité Berlin und dem Evangelischen Krankenhaus Rüdersdorf durchgeführt.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Andreas Michalsen
    Immanuel Krankenhaus Berlin
    Stiftungsprofessur für klinische Naturheilkunde der Charité/Berlin
    Königstrasse 63
    14109 Berlin
    E-Mail: a.michalsen@immanuel.de
    Tel.: 030 80505 691

    Rainer Lüdtke
    Karl und Veronica Carstens-Stiftung
    Referat: Biometrie in der Komplementärmedizin
    Am Deimelsberg 36
    45276 Essen
    E-Mail: r.luedtke@carstens-stiftung.de
    Tel: 0201 56305 16


    Weitere Informationen:

    http://www.carstens-stiftung.de Webseite der Karl und Veronica Carstens-Stiftung
    http://www.immanuel.de/einrichtungen/berlin-wannsee/fachabteilungen/innere-mediz... Naturheilkundezentrum am Immanuel Krankenhaus Berlin
    http://www.uni-duisburg-essen.de/naturheilkunde/ Lehrstuhl für Naturheilkunde an der Universität Duisburg Essen


    Bilder

    Schröpfkopfmassage, unblutig
    Schröpfkopfmassage, unblutig
    Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde der Kliniken Essen-Mitte
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Schröpfkopfmassage, unblutig


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).