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11.02.1998 00:00

FAO ruft Regierungen in Afrika zu umweltverträglicher Landwirtschaft auf

Erwin Northoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

    Rom/Addis Abbeba, 11. Februar - Die Länder Afrikas südlich der Sahara drohen nach Einschätzung der Welternährungsorganisation (FAO) ohne eine umweltverträgliche Landwirtschaft weiter ins ökonomische Abseits zu geraten. Vielen Staaten sei es bisher nicht gelungen, auf nachhaltige Weise mehr Nahrung zu erzeugen und die Umweltzerstörung aufzuhalten, urteilte die FAO in einem Bericht, der von der FAO-Regionalkonferenz für Afrika vom 16.-20. Februar in Addis Abeba diskutiert werden soll.

    Regierungen und Behörden hätten in den meisten afrikanischen Ländern grosse Schwierigkeiten, Agrartechnologien und Anbaumethoden zu entwerfen und durchzusetzen, die nicht nur die Produktivität erhöhten, sondern ebenfalls umweltverträglich seien und die Interessen der Frauen berücksichtigten. Darauf sei u.a. das schlechte Abschneiden der Landwirtschaft, dem Wachstumsmotor vieler afrikanischer Staaten, zurückzuführen.

    Das anhaltende Bevölkerungswachstum ist nach FAO-Angaben eine wichtige Ursache für die Zerstörung der natürlichen Ressourcen. Es sei bislang nicht gelungen, das Bevölkerungsproblem in den Griff zu bekommen. Südlich der Sahara nimmt die Bevölkerung jährlich um rund drei Prozent zu. Die Anbauflächen würden zudem immer knapper. Gab es 1997 im Schnitt noch 0,80 Hektar Ackerland für jeden Afrikaner, werden es im Jahre 2020 voraussichtlich nur noch 0,38 ha sein.

    Angesichts des Bevölkerungswachstums ist es kaum zu verhindern, so die FAO, dass die Bauern hochertragreiche Flächen übernutzen sowie auf weniger ertragreiche Flächen ausweichen. Nach FAO-Schätzungen gibt es inzwischen auf über 800 Millionen Hektar (60 Prozent des gesamten Sahelgebietes) Anzeichen für Degradierung, rund 225 Millionen Hektar Boden seien bereits stark geschädigt.

    Im Westsahel werden jährlich 297 000 Hektar Wald zerstört, im Ostsahel sind es 642 000 Hektar. In den dichten Waldgebieten West- und Zentralafrikas beträgt die Waldzerstörung rund 732 000 Hektar jährlich. Im tropischen Südlichen Afrika werden pro Jahr sogar 736 000 Hektar Wald vernichtet.

    Eine nachhaltige Landwirtschaft, die Entwicklung des ländlichen Raums, eine höhere Produktion, um mehr Ernähungssicherheit zu erreichen, sowie die Bekämpfung von Armut sind nach FAO-Angaben die wichtigsten Voraussetzungen zur Bekämpfung von Hunger und Unterernährung in Afrika.

    Eine umweltverträgliche Landwirtschaft sei aber nur möglich, wenn politische und soziale Stabilität gewährleistet seien. "Die Degradierung der Umwelt spiegelt oft nur den verzweifelten Wettkampf um die Ressourcen unter unsicheren sozialen Bedingungen wider", so die FAO. "Es kann nicht oft genug betont werden, dass eine +gute Regierungsführung+ (good governance) eine Grundvoraussetzung für ein stabiles politisches und soziales Klima ist". Auch müssten stabile ökonomische Rahmenbedingungen gegeben sein.

    Die FAO rief die Regierungen dazu auf, in der Steuergesetzgebung auf Land- und Einkommenssteuern zurückzugreifen. Dagegen sollten Steuern, die die Produktionsanreize verzerrten, abgeschafft werden. Dies gelte auch für steuerliche Anreize, die die Zerstörung der Wälder begünstigten. Stattdessen solle die Wiederaufforstung gefördert werden.

    In Afrika müsse darüberhinaus der bislang geringe Einsatz von Düngemitteln erhöht werden, um mehr Nahrung für mehr Menschen zu erzeugen. Während in Afrika südlich der Sahara 1995 durchschnittlich pro Hektar nur acht Kilogramm Düngemittel benutzt wurden, waren es in Asien 160 kg/ha.

    Die Abschaffung von Einfuhrzöllen auf Düngemittel, eine regional abgestimmte Zusammenarbeit beim Düngerkauf und die Einfuhr hochnährstoffhaltigen Düngers könnten helfen, die Importkosten zu senken. Die FAO forderte aber auch, dass lokal hergestellter organischer Dünger stärker genutzt werden solle.

    Kredite für Kleinbauern seien ausserdem erforderlich, um Wachstum und eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern. Vorhandene Kleinkredit-Programme, die sich auf die Erfahrungen der Grameen Bank in Bangladesch stützen, sollten ausgeweitet werden.

    Die Regierungen sollten die Bauern zudem bei kleinen und angepassten Bewässerungsprojekten unterstützen. Um das knappe Wasser gezielter einzusetzen, müssten Wassernutzungsrechte von zentralistischen Behörden direkt auf die Bauern und Zusammenschlüsse von Wasserverbrauchern übertragen werden.

    Die FAO regte an, für Afrika ein Umweltinformationssystem zu entwickeln.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Meer / Klima, Politik, Recht, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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