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13.05.2009 16:19

Neues DFG-Graduiertenkolleg an der LMU - "Religiöse Kulturen im Europa des 19. Jahrhunderts"

Luise Dirscherl Referat Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Ein neues Graduiertenkolleg wird die Osteuropastudien und die religionsgeschichtliche Forschung an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München zukünftig weiter deutlich stärken: "Religiöse Kulturen im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts" ist der Titel des jetzt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bewilligten Kollegs, das in Kooperation mit der Prager Karls-Universität und dem Münchener Collegium Carolinum eingerichtet wird.

    Ein neues Graduiertenkolleg wird die Osteuropastudien und die religionsgeschichtliche Forschung an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München zukünftig weiter deutlich stärken: "Religiöse Kulturen im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts" ist der Titel des jetzt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bewilligten Kollegs, das in Kooperation mit der Prager Karls-Universität und dem Münchener Collegium Carolinum eingerichtet wird. Es orientiert sich an der Leitfrage, wie die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert die religiösen Gemeinschaften sowie deren Symbolisierungen und Praktiken prägten und wie diese ihrerseits auf die gesellschaftlichen Entwicklungen zurückwirkten. Die Forschung im Kolleg befasst sich mit fünf zentralen Themenkomplexen: dem Wandel religiöser Systeme unter den Bedingungen der Moderne, dem Widerstreit von Wissenschaft und Religion, dem Verhältnis zwischen Religion und europäischen Nationalismen, der Religion in der Stadt und schließlich mit den Wechselbeziehungen zwischen Religion und Geschlecht.

    Vom "Kopftuchstreit" bis zu den Konflikten um konfessionellen Schulunterricht werden heute viele gesellschaftliche Debatten um die Geltung der Religion geführt. "Diese Debatten belegen, wie relevant Religion für das Selbstverständnis unserer Gesellschaft ist", sagt Martin Schulze Wessel, Professor für die Geschichte Osteuropas an der LMU und Koordinator sowie Sprecher des Graduiertenkollegs. "Dies gilt vor allem für alle Fragen nach 'europäischer Identität'." Das öffentliche und auch wissenschaftliche "mental mapping" Europas basiere, so Schulze Wessel, auf Vorstellungen eines eigenen europäischen Wegs der staatlichen Einhegung von Religion. Im Fokus steht die Frage, ob man von einer "europäischen Religionsgeschichte" sprechen kann oder besser die Rede von vielen "Religionsgeschichten in Europa" sein muss? Schulze Wessel: "Die religionshistorische Forschung kann darauf bislang kaum eine Antwort geben. Zu sehr richten sich die Untersuchungen bislang auf eine einzelne Konfession oder die Religionsgeschichte in einem einzelnen Land, selten werden grenzüberschreitende Blicke gewagt." Das Graduiertenkolleg will diese Blickverengung durch vergleichende und beziehungsgeschichtliche Studien überwinden helfen. Insbesondere die Religionsgeschichte des mittleren und östlichen Europa ist bislang kaum in eine komparative religionsgeschichtliche Forschung einbezogen worden. Ebenso gehören Untersuchungen zur bislang wenig erforschten "shared history" (Friedrich Wilhelm Graf) der Religionsgemeinschaften und Konfessionen zu den Themen des Kollegs. Hier soll unter anderem der Frage nachgegangen werden, ob es parallele Entwicklungen zwischen einzelnen Konfessionen bzw. Religionsgemeinschaften gab oder ob die gegenseitige Wahrnehmung und Abgrenzung zur Konstruktion stabiler kollektiver Identitäten beigetragen haben.

    An dem Graduiertenkolleg beteiligt sind die Geschichtswissenschaft, die Theologischen Fächer sowie die Religionswissenschaft. Neben Schulze Wessel arbeiten von Seiten der LMU unter anderem der evangelische Theologe Professor Friedrich Wilhelm Graf, der Historiker Professor Martin Baumeister sowie Michael Brenner, Professor für Jüdische Geschichte an der LMU, am Kolleg mit.

    Mit einer breiten regionalwissenschaftlichen Kompetenz in unterschiedlichen Disziplinen ist die LMU schon heute eines der wichtigsten Zentren der Osteuropa-Forschung in Deutschland und Europa. Dokumentiert wird dies unter anderem mit dem erfolgreichen Elitestudiengang Osteuropastudien im Rahmen des Elitenetzwerks Bayern, der seit 2004 existiert, sowie das kürzlich im Rahmen des Strategieprozesses der LMU in die Förderung aufgenommene Zentrum für Osteuropastudien (ZfO). Hiermit sollen die interdisziplinäre Zusammenarbeit, internationale Kooperationen sowie die forschungs- und praxisorientierte Lehre gefördert und weiterentwickelt werden.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Martin Schulze Wessel
    Geschichte Ost- und Südosteuropas
    E-Mail: Martin.SchulzeWessel@lrz.uni-muenchen.de
    Telefonisch derzeit erreichbar unter : +49 (0) 89 / 2180 - 3423


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik, Religion
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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