Die Europäische Union fördert im 7. Forschungsrahmenprogramm fünf Arbeitsgruppen des Forschungs-verbundes Neurowissenschaften an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Ihm Rahmen des internationalen Projektes Improvement of the research competitiveness in neuroscience at the Ernst-Moritz-Arndt-University of Greifswald wollen Wissenschaftler der Universität Greifswald unter anderem herausfinden, welche Zellstrukturen in der Regenerationsphase des Gehirns nach einem Schlaganfall eine Rolle spielen. Hintergrund für das Vorhaben ist die Erkenntnis, dass Hirnzellen auch nach einem Schlaganfall wieder wachsen können. Insgesamt wurden rund eine Million Euro bewilligt.
Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache von Behinderung in unserer Gesellschaft. In Deutschland erleiden jedes Jahr rund 150.000 Menschen einen Schlaganfall. Die Folgen sind häufig eine dauerhafte Behinderung; die Patienten sind für den Rest ihres Lebens teilweise oder ständig auf fremde Hilfe angewiesen. Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist sehr schwierig.
"Aus diesem Grund interessieren uns die Faktoren, die wichtig sind, damit sich das geschädigte Gehirn des Patienten erholt und seine Funktion weitgehend wiedererlangt. In einem ersten Projekt des Labors Molekulare Neurobiologie an der Neurologischen Universitätsklinik wird in einem Tiermodell untersucht, wie das Gehirn nach einem Schlaganfall im Rahmen regenerativer Vorgänge seine Funktion wiedererlangt. Im zweiten Teilprojekt untersuchen wir, wie mit Hilfe von Stammzellen zerstörtes Gewebe wieder ergänzt werden kann", erklärt Prof. Dr. Aurel Popa-Wagner, der Projektleiter und Leiter des Labors Molekulare Neurobiologie an der Neurologischen Universitätsklinik Greifswald.
Gefördert wird die Einstellung von sechs Wissenschaftlern für drei Jahre sowie regelmäßige Arbeitsaufenthalte in international renommierten Partnerinstitutionen. Außerdem wurde die Anschaffung eines 350.000 Euro teuren konfokalen Lasermikroskops der Firma Leica bewilligt. Mit diesem Gerät werden Fluorochrome mit einem Laser angeregt und dadurch einzelne Zellen und Zellbestandteile sichtbar gemacht. Anschließend wird ihre Struktur dreidimensional rekonstruiert.
"Das ist für die Forschung unglaublich wichtig, mit dieser neuen Technologie können wir nachverfolgen, wie sich nach einer Hirnschädigung die Hirnzellen erholen, neue Ausläufer und neue synaptische Verbindungen ausbilden, die den Schaden funktionell kompensieren", so Professor Kessler, der Direktor der Neurologie.
Ein weiteres Projekt der BDH-Klinik für Neurorehabilitation in Greifswald, untersucht bei Patienten nach einem Schlaganfall die Anwendung der transkraniellen Magnetstimulation (v. lat. transkraniell: durch den Schädel hindurch), um sehr gezielt die betroffenen Hirnareale zu stimulieren.
Der Einsatz von Stammzellen als mögliche Option bei der Behandlung von Patienten mit chronischen neurologischen Patienten wird in Greifswald nicht nur beim Schlaganfall, sondern auch bei anderen chronischen Erkrankungen des Nervensystems erforscht. Die Arbeitsgruppe von Dr. Michael Sabolek untersucht, wie Stammzellen, die Rattenembryonen entnommen worden sind, am effektivsten dazu gebracht werden, Dopamin zu produzieren, der Überträgersubstanz, die bei Parkinsonpatienten nur unzureichend gebildet wird. Das Projekt wird in Kooperation mit dem renommierten Wallenberg-Forschungsinstitut in Lund durchgeführt.
In einem Projekt der Abteilung für Neuropathologie unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. Silke Vogelgesang werden an Hirnen von Alzheimerpatienten spezifische Eiweißstoffe untersucht, die den Transport schädlicher Substanzen aus den Nervenzellen regulieren (Transportproteine). Die Wissenschaftler erhoffen sich, darüber Aufschluss über die Entstehung der Pathogenese der Alzheimererkrankung zu bekommen und Grundlagen für die Entwicklung neuer therapeutischer Strategien zu erarbeiten.
Neben dem Spezialmikroskop wurden Geräte angeschafft, mit denen elektrophysiologische Messungen an lebenden Zellen (Patch clamping) möglich sind. Damit können Lokalisation, Funktion und Regulation von Ionenkanälen in Nerv- und Muskelzellen untersucht werden. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Heinrich Brinkmeier, Leiter des Instituts für Pathophysiologie der Universität Greifswald, untersucht, welche Prozesse bei speziellen Muskelerkrankungen ablaufen. Schwerpunkt ist die Erforschung der Duchenne Muskeldystrohie, die bei Jungen auftritt und erblich bedingt ist. Internationaler Partner bei diesem Teilprojekt ist das Institute of Human Genetics in Newcastle in England.
Der Antrag des Greifswalder Forschungsverbundes ist einer von 31 bewilligten Projektanträgen. Insgesamt gab es 410 Anträge. Die Unterstützung der EU wird helfen, die Vernetzung innerhalb der neurowissenschaftlich tätigen Gruppen zu stärken und wichtige internationale Kooperationen einzugehen. In einem Jahr sollen im Rahmen eines internationalen Kongresses mit renommierten Neurowissenschaftlern aus ganz Europa die ersten Ergebnisse präsentiert werden.
Themen der Teilprojekte
WP2, WP3 - Schlaganfall (Rattenmodelle)
WP4 - Neurodegeneration/Regeneration (bei neurodegenerativen Erkrankungen)
WP5 - Alzheimer Demenz
WP6 - Muskeldystrophie
WP7 - Rehabilitation nach Schlaganfall (Patienten)
Ansprechpartner für Rückfragen:
Prof. Dr. Aurel Popa-Wagner
Klinik und Poliklinik für Neurologie, Ellernholzstraße 1/2, 17475 Greifswald
Telefon 03834 86-6853, Telefax 03834 86-6843, wagnerap@uni-greifswald.de
Prof. Dr. med. Christof Kessler
Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie, Ellernholzstraße 1/2, 17475 Greifswald
Telefon 03834 86-6800, Telefax 03834 86-6875, kessler@neurologie.uni-greifswald.de
Prof. Dr. Heinrich Brinkmeier
Institut für Pathophysiologie, Greifswalder Straße 11c, 17495 Karlsburg
Telefon 03834 86-19319/-19100, Telefax 03834 86-19111, hbrinkme@postfix.uni-greifswald.de
http://www.medizin.uni-greifswald.de/neurolog/index.php?id=434 - Klinik und Poliklinik für Neurologie
http://www.forschungsrahmenprogramm.de/ - 7. EU-Forschungsrahmenprogramm
Prof. Dr. Aurel Popa-Wagner am Lasermikroskop
Foto: Jan Meßerschmidt, Universität Greifswald
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Eine Mitarbeiterin bei der Auswertung von Daten
Foto: Jan Meßerschmidt, Universität Greifswald
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin
überregional
Wissenschaftspolitik
Deutsch
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