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20.05.2009 15:40

Auch Sportmuffel können dem Herzinfarkt entgehen

Anne Bolsmann Kommunikation
Universitätsklinikum Essen

    Mehr Bewegung und weniger Kalorien: Forscher am Universitätsklinikum Essen haben jetzt ergründet, warum diese einfache Formel den Körper vor Herzinfarkten schützen kann.

    Der demographische Wandel stellt unsere Gesellschaft vor neue Herausforderungen: Dank der verbesserten medizinischen Versorgung wird die Menschheit in der westlichen Welt immer älter. Mit steigendem Alter potenziert sich jedoch auch die Gefahr, einen schweren Herzinfarkt zu erleiden. Ein natürlicher Schutzmechanismus, den das Herz in sich trägt, geht nach und nach verloren. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Dieser Verlust der "Kardioprotektion", wie die angeborene Herzschutzfunktion in der Medizin genannt wird, lässt sich rückgängig machen - und zwar mit einem ganz einfachen Rezept: Viel Bewegung und kalorienreduziertes Essen bringen die Herzmuskeln wieder auf Trab.

    Natürlich gelten sportliche Betätigungen und bewusste Ernährung schon seit langer Zeit als Hausrezept für ein langes Leben ohne Herzinfarkt. Doch jetzt sind Forscher am Universitätsklinikum Essen dem Mechanismus, der dahinter steckt, auf der Spur.

    Den Umbauprozessen der Muskelzellen auf der Spur

    "Zellbestandteile, insbesondere die Mitochondrien, verändern sich mit dem Alter, deshalb kann es verstärkt zu Veränderungen im Erbgut und der Funktion von Herzmuskelzellen kommen", erklärt Privatdozentin Dr. Kerstin Böngler vom Universitätsklinikum Essen, die für ihre Untersuchungen der Mitochondrienfunktion beim Herzinfarkt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. In den Zellen entstehen freie Radikale, die wiederum die DNA und Proteine beschädigen und dadurch zu Zellveränderungen und in letzter Instanz auch zum Zelltod führen können. "Dadurch wird das Herz stark geschädigt und verliert seinen Schutz vor Herzinfarkten", so Böngler. "Es sind ganz bestimmte Proteine, die mit dem Alter verloren gehen und für den Verlust des Schutzes vor dem Herzinfarkt verantwortlich sind. Andere Proteine wiederum sind nicht betroffen", ergänzt Professor Dr. Gerd Heusch, Direktor der Pathophysiologie am Essener Uniklinikum. Die Wissenschaftler haben untersucht, welche Signalmoleküle das Herz vor dem Infarkt schützen. In den Mittelpunkt stellten sie dabei die so genannte Ischämische Präkonditionierung, die die Wucht eines Herzinfarktes im Vorfeld abfedern kann. Für diese Präkonditionierung wird die Durchblutung der Herzmuskulatur kurzzeitig unterbrochen, dadurch werden Prozesse in den Muskelzellen in Gang gesetzt, die das Herz vor ähnlichen Reizen schützen. Kommt es dann zu einem richtigen Herzinfarkt, sind dessen Auswirkungen deutlich geringer. Bei älteren Menschen nimmt dieser Schutzmechanismus jedoch stetig ab, eine Ischämische Präkonditionierung wirkt dann nicht mehr so effektiv - mehr Gewebe stirbt ab, weil das Herz weniger geschützt ist.

    Weniger Kalorien und mehr Sport = der Herzschutz
    wird wieder hergestellt

    Die Essener Forscher haben jedoch nicht nur dieses Phänomen beobachtet, sondern verfolgen nun auch das Ziel, den Verlust des Herzschutzmechanismus umzukehren. Eine deutliche Drosselung der Kalorienzufuhr und moderate körperliche Bewegung können dem Trend entgegenwirken.

    Regelmäßige körperliche Betätigung führt dazu, dass mehr Antioxidantien gebildet werden, die freie Radikale in den Zellen abfangen können. Zudem wird erreicht, dass sich die Proteine wieder stabilisieren und dem Zelltod entgegengewirkt wird. Im Modellversuch mit Tieren stellte sich heraus, dass der körpereigene Herzschutz durch sportliche Betätigung teilweise wiederhergestellt werden kann, das Ergebnis lässt sich noch weiter verbessern, indem man Sport und eine Kalorienreduktion miteinander kombiniert. Auch die Kalorienreduktion verbessert die Funktion der Mitochondrien auf molekularer Ebene. "Die gute Nachricht dabei ist, dass schon leichte körperliche Betätigung ausreicht, um den maximalen Effekt zu erzielen", sagt PD Dr. Kerstin Böngler, die auch Couch-Potatoes Hoffnung macht: "Die positive Wirkung von mehr Bewegung lässt sich auch im höheren Alter noch erreichen, selbst wenn man vorher nie Sport gemacht hat", erklärt sie.

    Mehr Informationen zu diesem Thema erhalten Sie bei:
    Privatdozentin Dr. Kerstin Böngler
    Institut für Pathophysiologie
    Universitätsklinikum Essen
    Hufelandstraße 55
    45147 Essen
    Tel. 0201/723-4486
    E-Mail: kerstin.boengler(at)uk-essen.de

    Prof. Dr. Dr. h.c. Gerd Heusch
    Direktor des Instituts für Pathophysiologie
    Universitätsklinikum Essen
    Tel. 0201/723-4480
    E-Mail: gerd.heusch(at)uk-essen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uk-essen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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