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19.03.2001 16:34

Studierende vergleichen Wachstum von städtischen Ballungsräumen in den USA und an Rhein und Ruhr

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    Studierende der Fakultät Raumplanung der Universität Dortmund und der University of Southern California untersuchen gemeinsam die Zersiedelung städtischer Gebiete. Vergleichsobjekte sind die städtischen Ballungsräume von Los Angeles und dem Ruhrgebiet.

    Von unkontrollierter Zersiedelung wird heute normalerweise gesprochen, um das verstreute und konturlose Muster großer städtischer Ballungszentren in den verschiedensten Teilen der Welt zu beschreiben. Obwohl Geschichte, Bevölkerungsentwicklung und kultureller Kontext unterschiedlich sind, werden die Stadträume sich immer ähnlicher. Ein kritisches Verständnis der Rolle regionaler Bodennutzungspolitik, institutioneller Innovationen und regulierender Mechanismen für die Begrenzung und Steuerung zukünftigen städtischen Wachstums ist unentbehrlich für eine erfolgreiche Politik.
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    Erkundungen vor Ort in den USA und in Deutschland

    Die gemeinsame und vergleichende Studie der unkontrollierten Ausbreitung städtischer Gebiete wird von den Mitarbeitern und Studierenden der Fakultät Raumplanung der Universität Dortmund und der School of Policy, Planning and Development der University of Southern California (USC) in Los Angeles durchgeführt. Sie konzentriert sich auf die Probleme des Ausuferns städtischer Gebiete und Perspektiven einer nachhaltigen Entwicklung der Regionen von Rhein und Ruhr in Westdeutschland und von Los Angeles in den USA.

    Das Projekt schließt gemeinsame Erkundungen vor Ort ein. So sind Studierende und Dozenten der USC-Fakultät für die Zeit vom 3. bis 16. März nach Deutschland gekommen; Mitglieder und Studenten der Dortmunder Fakultät reisen vom 26. März bis zum 9. April nach Los Angeles.

    Verantwortlich für das Studienprojekt sind Prof. Dr. Klaus R. Kunzmann, Jean-Monnet-Professor für Europäische Raumplanung an der Universität Dortmund, und Prof. Tridib Banerjee, James Irvine Chair of Urban and Regional Planning, der die University of Southern California vertritt. Prof. Klaus Kunzmann wird von seinen Kollegen Prof. Christiane Zeigler-Hennings und Prof. Gerd Hennings begleitet, Prof. Banerjee von seinem Kollegen Niraj Verma.

    Die beiden Regionen in den USA und in Deutschland, die Gegenstand der Studie sind, lassen sich bezüglich ihrer städtischen Gesamtentwicklung gut miteinander vergleichen. Der Großraum Los Angeles wird gewöhnlich mit dem Automobil, mit Smog und unkontrolliertem Wachstum in Verbindung gebracht, obwohl die Wurzeln dieses verstreuten und konturlosen urbanen Musters zurück reichen in die vorautomobile Zeit. Das Gebiet an Rhein und Ruhr ist ein polyzentrisches urbanes Ballungszentrum, das an Ausdehnung und Bevölkerungszahl (ca. 12 Millio-nen) dem Großraum Los Angeles (100 km x 100 km) entspricht. Es hat sich entsprechend dem regionalen industriellen Fortschritt seit Anfang des letzten Jahrhunderts entwickelt.
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    Ende des Wachstums im Ruhrgebiet?

    Während der Großraum Los Angeles innerhalb des kommenden Jahrzehnts weiterhin wachsen wird, ist für das Gebiet von Rhein und Ruhr ein Rückgang der Bevölkerungszahlen zu erwarten, da die Städte sich erheblichen strukturellen Veränderungen anpassen müssen. Beide Regionen stellen keine politische Einheit dar, beide haben keine regionale Regierungsgewalt.

    Ziel der Studie ist es, die unkontrollierte Ausbreitung des Stadtgebietes von Los Angeles, ihre Ursachen und Auswirkungen, mit der Entwicklung innerhalb der Region von Rhein und Ruhr zu vergleichen. Aufbauend auf den Ergebnissen dieses Vergleichs sollen der Ansatz und Umfang späterer, detaillierterer Studien definiert werden.

    Im Rahmen dieses Studienprojekts wird ebenfalls die gegenseitige Übertragbarkeit von Beispielen für "best practices" bezüglich nachhaltiger Entwicklung bei der Lenkung zukünftigen Wachstums und der Förderung von Stadt-Innenentwicklung für diese zwei Regionen untersucht.
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    Unterschiedliche Aspekte auf beiden Seiten

    Der Spielraum der Interessen und der Erkenntnisgewinn der Studien mag für die deutschen und amerikanischen Teilnehmer durchaus verschieden sein. Die Aktivitäten im Rahmen der gegenseitigen Besuche gehen unterschiedlichen Aspekten nach. So gehen die USC-Studenten während ihres Aufenthalts in Deutschland unter anderem folgenden Themen nach:

    - Wiederherstellung, Renaturierung offener Flächen,
    - angepasste Wiederverwendung nicht mehr genutzter Industriestandorte und Brachflächen,
    - effektive Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und Bewältigung höherer Verkehrsdichte,
    - Verknüpfung der Verkehrswege,
    - Hierarchie der Städte,
    - Betonung von staatlichem Bereich und bürgerlicher Gesellschaft.

    Die Dortmunder Studenten werden sich während ihres Aufenthalts in Los Angeles wahrscheinlich auseinandersetzen mit:
    - der Rolle privater Stadtplaner und der Marktwirtschaft bei der Städteplanung,
    - der Autonomie der lokalen Regierungsgewalt,
    - der wachsenden Partnerschaft zwischen öffentlichen, privaten und gemeinnützigen Bereichen bei der Lösung städtebaulicher Probleme,
    - Nachbarschaftsaktivierung (neighborhood empowerment movements),
    - aktuellen Beispiele für neue städtebauliche Entwicklungen,
    - lokalen Versuchen bezüglich nachhaltiger Entwicklung,
    privat entwickelte Gemeinschaften wie Irvine oder Valencia.
    Die deutsch-amerikanische Studie der Raumplaner wird als neues Experiment der gemeinschaftlichen, internationalen Pädagogik betrachtet. Sie hat Modell-Charakter für andere europäische und US-amerikanische Universitäten.

    Während ihrer gegenseitigen Besuche wohnen die Stundenten jeweils bei ihren einheimischen Kommilitonen. Ein Teil der Rei-sekosten wird durch einen Zuschuss des DAAD und Geld des Irvine-Chair-Fonds gedeckt.

    Kurz vor dem Abschluss ihres Aufenthaltes in Deutschland zeigten sich die Projekt-Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor allem beeindruckt
    - von der IBA Emscher Park und ihren Projekten,
    - vom Oberhausener Gasometer, dem Landschaftspark Duis-burg, der Zeche Zollverein in Essen, der Zeche Eving in Dort-mund,
    - Die Qualität des öffentlichen Nahverkehrs (das gesamte Besuchsprogramm wurde mit dem öffentlichen Nahverkehr absolviert!),
    - die Erfahrung, welche bedeutende Rolle der öffentliche Sektor bei der Modernisierung des Ruhrgebietes hat,
    - Die Gastfreundschaft die sie hier vorgefunden haben. Die Stu-dierenden aus LA haben jeweils bei Dortmunder Studierenden privat gewohnt (und die Dortmunder werden dies dann in LA ebenso tun),
    - der Wochenend-Ausflug nach Berlin.

    Nähere Information:
    Univ.Prof.Dr. Klaus R. Kunzmann, Fachgebiet Europäische Raumplanung, D-44221 Dortmund, Tel. 0231-7552426, Fax 0231-7554785, Internet: http://irpud.raumplanung.uni-dortmund.de/erp/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Gesellschaft, Politik, Recht, Tier / Land / Forst, Verkehr / Transport
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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