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19.03.2001 16:52

Europäischer Theaterpreis "New Theatrical Realities" für Heiner Goebbels

Christel Lauterbach Presse, Kommunikation und Marketing
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Preisverleihung beim Festival in Taormina/Sizilien vom 5. bis 8. April 2001

    Im Rahmen des Theater-Festivals in Taormina, das vom 5. bis 8. April 2001 auf Sizilien stattfindet, wird im Beisein von Theater- und Filmemachern sowie Kritikern aus aller Welt der "9. Europa-Theater-Preis", der renommierteste europäische Theaterpreis, vergeben. In diesem Jahr erhält der Theatermacher und Komponist Heiner Goebbels als einer der wichtigsten Vertreter der internationalen Musik- und Theateravantgarde gemeinsam mit dem flämischen Tänzer und Choreographen Alain Platel den "Premio Europa Nouve Realtà teatrali". Mit diesem Sonderpreis für wegweisende und grenzüberschreitende Theaterexperimente werden Künstler ausgezeichnet, die dem Theater neue Wege eröffnet haben. Der Hauptpreis, der in der Vergangenheit u.a. an Ariane Mnouchkine und ihr "Théâtre du Soleil", Peter Brook, Heiner Müller, Robert Wilson und Pina Bausch verliehen wurde, geht in diesem Jahr an den französischen Schauspieler Michel Piccoli, der für seine äußerst erfolgreiche Arbeit in Theater und Film ausgezeichnet wird.

    Der Europäische Theater-Preis wird alljährlich unter der Schirmherrschaft der Europäischen Union vergeben. Die Organisation liegt beim Komitee "Taormina Arte" in Zusammenarbeit mit der "Union des Théâtres de l'Europe", der "Convention Théâtrale Européenne, der "Associación Internationale des Critiques de Théâtre, dem "Instituto Internacional del Teatro del Mediterraneo" und dem Festival von Avignon. Präsident ist Andrzej Wajda. Unter den Preisträgern des "Europe Prize New Theatrical Realities" der letzten Jahre finden sich so bekannte Namen wie das Royal Court Theatre, Theatergroep Hollandia, Societas Raffaello Sanzio, der russische Regisseur Anatolij Vassil'ev, der Schweizer Theaterkomponist und Regisseur Christoph Marthaler und der deutsche Regisseur und Leiter der Berliner Schaubühne, Thomas Ostermeier.

    In der Begründung der Jury für die Vergabe des Sonderpreises in diesem Jahr an Heiner Goebbels heißt es: "Seit Mitte der 80er Jahre erfindet Heiner Goebbels das Musiktheater neu. Er ist Komponist, Regisseur, Arrangeur und Dramaturg in einer Person und arbeitet mit Schauspielern, Sängern, Musikern, Schriftstellern, bildenden Künstlern und Bühnenbilnern aus vielen Ländern zusammen. Sein "Konzeptionelles Komponieren", an Heiner Müllers Dialektik und Gertrude Steins Sprachspielen ebenso geschult wie an Popmusik und philosophischen Diskursen, macht Musik sichtbar, Raum hörbar und Text auf raffiniert einfache Weise erlebbar. In seinen szenischen Assoziationen scheinen sich visuelle und akustische Elemente nicht zu addieren, sondern zu multiplizieren; die Suche nach den ihnen innewohnenden Geheimnissen lässt sich deshalb am besten mit der Wünschelrute des Humors betreiben. Goebbels gehört zu den wichtigsten Vertretern der internationalen Musik- und Theateravantgarde. Seine suggestive Ästhetik ist ebenso unverwechselbar wie unerschöpflich."

    Das Festival in Taormina steht zunächst ganz im Zeichen des Hauptpreisträgers Michel Piccoli. Zum ersten Mal hat die Jury sich in diesem Jahr für einen Schauspieler entschieden, der sowohl im Bereich Theater als auch im Film einen individuellen und "absolut europäischen" Stil entwickelt hat. Eine Konferenz mit Theater- und Filmregisseuren und Schauspielern sowie eine Vorführung seines letzten Films, bei dem er auch Regie geführt hat, stehen u.a. auf dem Programm. In Zusammenarbeit mit Klaus Michael Grüber wird Michel Piccoli außerdem "Piccoli-Pirandello, à partir des Géants de la Montagne", eine Produktion, die er speziell für den "Europe Theatre Prize" geschaffen hat, zeigen.

    Auch die beiden Preisträger des Sonderpreises, Heiner Goebbels und Alain Platel, zeigen bei dem berühmten Theatertreffen auf Sizilien Ausschnitte aus ihrer Arbeit. So wird "Max Black", eine Produktion von Heiner Goebbels, mit dem Schauspieler André Wilms zu sehen sein. Außerdem zeigt eine Gruppe von Gießener Studierenden des Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft gemeinsam mit Stipendiaten der "fabrica" in Treviso, Italien, "The Left Hand of Glenn Gould", eine Inszenierung, die erst kürzlich im Anschluss an die Antrittsvorlesung von Heiner Goebbels in Gießen auf der Probebühne des Instituts zu sehen war. Unter Mitwirkung internationaler Theaterwissenschaftler, Künstler und Kritiker wird es auch Konferenzen zur Arbeit von Heiner Goebbels und Alain Platel geben.

    Heiner Goebbels lehrt und forscht seit zwei Jahren als Professor am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen. Mitte der 90er Jahre hatte er in Gießen bereits eine Gastprofessur. Seit Jahren arbeitet er als freischaffender Komponist für Orchester- und Kammermusik, Musiktheater, Hörstücke und zählt zu den bedeutendsten Vertretern der zeitgenössischen Musik- und der internationalen Theaterszene. Seine Kompositionen werden von vielen europäischen Ensembles und Orchestern aufgeführt. Zur Zeit arbeitet er an einem Kompositionsauftrag für die Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Simon Rattle. Seine künstlerische Praxis als Theatermacher zeichnet sich durch Grenzüberschreitungen zwischen Theater, Musik, Literatur und Rauminstallation aus. Mit diesen 'Grenzgängen' erforscht er immer wieder aufs Neue das Theater, die es konstituierenden Zeichensprachen sowie seine Bedingungen und Möglichkeiten.

    Heiner Goebbels, Jahrgang 1952, studierte Soziologie (Diplom 1975) und Musik (Staatsexamen 1978). 1976 gründete er das "Sogenannte Linksradikale Blasorchester" (bis 1981) und das Duo Heiner Goebbels/Alfred Harth (bis 1988), 1982 die experimentelle Rock-Gruppe "Cassiber". Von 1978 bis 1980 war er als musikalischer Leiter am Schauspiel Frankfurt/M., danach freischaffend zunächst als Komponist von Theater-, Film- und Ballettmusik, anschließend als Komponist und Regisseur eigener Musiktheater- und Hörstücke, häufig nach Texten von Heiner Müller, sowie szenischer Konzerte. Alle seine szenischen Werke, z.B. "Der Mann im Fahrstuhl"(1987), "Die Befreiung des Prometheus" (1993), "Die Wiederholung" (1995)' "Max Black" (1998) und "Eislermaterial" (1998), waren in vielen Ländern auf den weltweit wichtigsten Musik- und Theaterfestivals zu sehen. "Schwarz auf Weiß" (1996 mit dem Ensemble Modern) wird im Juni im Baden-Badener Festspielhaus aufgeführt und ist im Juli zum Lincoln Centre Festival in New York eingeladen. Zur Zeit ist (nach Lausanne, Rom, Hamburg und Berlin) in Paris seine neueste Musiktheaterproduktion "Hashirigaki" zu sehen (noch bis Ende März), die anschließend zu Theater-Festivals nach Tai Peh, Moskau, Singapur, Istanbul, Edinburgh, und Oslo reisen wird.

    Für seine breitgefächerte künstlerische Arbeit wurde Heiner Goebbels bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. In diesem Jahr war er für sein Orchesterwerk "Surrogate Cities" für den Grammy Award nominiert worden. Heiner Goebbels ist Mitglied der Akademie der Künste, Berlin, und der Akademie der Darstellenden Künste, Frankfurt/M.


    Weitere Informationen:

    http://www.heinergoebbels.com


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kunst / Design, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Musik / Theater, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
    Deutsch


     

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