Zur Zeit ist es wieder so weit: Auf einzelnen Äckern und Wiesen des Bergischen Landes gibt plötzlich der Boden nach, und es stürzen kreisrunde oder ovale, manchmal metertiefe Löcher ein. Sie entstehen immer an den Flanken von Hängen oder in Hangmulden und werden durch unterirdisch fließendes Wasser verursacht. An der Universität Bonn wird die gefährliche "Tunnelerosion" momentan intensiv untersucht. Dabei hoffen die Wissenschaftler auch auf die Mithilfe der Bevölkerung.
Vor allem in der kalten Jahreszeit, wenn die Pflanzen eine Ruhephase einlegen und kein Wasser benötigen, passiert es: Das überschüssige Wasser versickert, sammelt sich und spült Hohlräume aus, die irgendwann in sich zusammenbrechen - ein neues "Sinkloch" tut sich auf. "Nach starken Regenfällen hören wir auf dem Grund dieser Sinklöcher das Wasser rauschen", schildert Dr. Johannes Botschek, Privatdozent am Institut für Bodenkunde der Universität Bonn. "Es reißt dabei Bodenmaterial und sogar Steine mit sich." Wenn der Boden standfest genug ist, entstehen dabei unterirdische Tunnels, denen der Vorgang seinen Namen verdankt: Fachleute nennen ihn Tunnelerosion. Die Bonner Bodenkundler beobachten seit einigen Jahren diese Erscheinung, die die betroffenen Böden aushöhlt wie einen Schweizer Käse und ihre landwirtschaftliche Nutzung immer weiter einschränkt. Selbst als Viehweide lassen sich die betroffenen Äcker mitunter nicht mehr verwenden, denn durch die sich ausdehnenden Sinklöcher wird die Grasnarbe und damit die Futtermenge eingeschränkt, oder das Vieh läuft sogar Gefahr, einzubrechen und sich zu verletzen. Das in den ausgewaschenen Tunnels fließende Wasser kann zudem sehr schnell in Bäche und Flüsse gelangen und diese mit Nährstoffen, Pflanzenschutzmitteln oder Organismen belasten. Diese werden dann nicht wie bei einer normalen Versickerung durch den Boden herausgefiltert, so dass die Qualität der oberirdischen Gewässer beeinträchtigt werden kann.
Aus diesem Grund hat auch die Wasserwirtschaft großes Interesse an der Thematik. So läuft im Bereich der Wahnbachtalsperre aktuell eine Untersuchung der Bodenkundler, bei der mit Hilfe von Luftbildern Flächen aufgespürt werden sollen, die bereits Sinklöcher aufweisen. So will man Klarheit darüber erhalten, welche Verbreitung die Tunnelerosion im Bereich der Talsperre hat. "Die Ergebnisse können direkte Folgen für den Gewässerschutz im Einzugsgebiet unserer Trinkwassertalsperre haben", betont Dr. Ralph Krämer, Leiter des Gewässerschutzes beim Wahnbachtalsperrenverband in Siegburg. "Schließlich sind wir stolz auf die gute Wasserqualität in unserer Talsperre. Und das soll auch so bleiben." In Deutschland sei das Phänomen der unterirdischen Erosion noch nicht hinreichend untersucht, betont Botschek. Die Forschungsprojekte am Institut für Bodenkunde sollen diesem Missstand abhelfen. Der Bonner Wissenschaftler hofft dabei auch auf Mithilfe aufmerksamer Landwirte oder Spaziergänger, die gebeten werden, sich unter der Nummer 0228/73-2967 oder unter der e-mail-Adresse botschek@boden.uni-bonn.de zu melden, wenn sie Anzeichen für Tunnelerosion bemerkt haben.
Weitere Informationen: Privatdozent Dr. Johannes Botschek, Institut für Bodenkunde der Universität Bonn, Tel. 0228/73-2967, Fax: 0228/73-2782, Email: botschek@boden.uni-bonn.de im Internet unter http://www.tunnelerosion.de/
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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