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18.11.1997 00:00

Zukunfskongress Wertschöpfung

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    Zukunftskongress des Wissenschaftszentrums NRW: "WertSchoepfung - Massstaebe einer neuen politischen Oekonomie"

    Ein neuer wirtschaftlicher und sozialer Aufbruch fuer Wirtschaft, Arbeit, Lebensqualitaet und Oekologie

    "Wir brauchen einen neuen wirtschaftlichen und sozialen Aufbruch, der alte Strukturen innovativ veraendert und eine weitere Entwicklung von Wohlstand und Lebensqualitaet ermoeglicht. Das Innovationsversagen der Wirtschaft wie auch das Steuerungsversagen der Politik stehen der Loesung unserer Gegenwarts- und Zukunftsprobleme im Wege. Ein Umdenken von der Arbeits- zur Ressourcenproduktivitaet ist noetig, um den Streit um Oekonomie und Oekologie beizulegen und mehr Beschaeftigung zu schaffen, wir brauchen eine neue Kultur in den Organisationen von Wirtschaft und Gesellschaft, um diesen Wandel zu begreifen und zu bewaeltigen".

    Diese Thesen stehen im Mittelpunkt des Zukunftskongresses des Wissenschaftszentrums Nordrhein-Westfalen "WertSchoepfung - Massstaebe einer neuen Oekonomie", den das Institut Arbeit und Technik (IAT) am 18. und 19. November 1997 in Dortmund organisiert. In den ueber 30 Referaten von renommierten Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik geht es um den verantwortlichen Umgang mit der Zukunft, gesellschaftliche und politische Herausforderungen einer neuen Oekonomie, die Zukunftsfaehigkeit Deutschlands, Europa im 21. Jahrhundert, oekologisches Wirtschaften, kreative Wertschoepfung sowie Wissenschaft und Technik fuer das 21. Jahrhundert. Die Veranstaltung mit ueber 320 Kongressteilnehmern soll einen intensiven Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis sowie zwischen unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen und Wissenschaftswelten ermoeglichen.

    "Wir sind heute dabei, die wirtschaftlichen, sozialen und oekologischen Errungenschaften von mehr als zwei Jahrzehnten wie laestigen Ballast abzuwerfen, weil wir uns das scheinbar in einer globalisierten Wirtschaft nicht mehr leisten koennen", so der Praesident des Instituts Arbeit und Technik, Prof. Dr. Franz Lehner. "Wir reden nicht mehr ueber Wertschoepfung, sondern nur noch ueber Wettbewerbsfaehigkeit". Dabei gehe es jedoch nicht um die "harte Realitaet der Globalisierung", sondern lediglich um unsere Unfaehigkeit, die Probleme des Strukturwandels kreativ und vorwaertsgerichtet zu loesen. "Die ganz realen Grenzen des Wachstums sind die Grenzen unserer Kreativitaet", so Lehner.

    Trotz der vielen Klagen ueber Arbeitskosten gibt es wenig Aktivitaet, die teuere Arbeit flexibler und effizienter einzusetzen. Neue Formen der Arbeitsorganisation, neue Arbeitszeitsysteme und neue Entlohnungssysteme werden in der deutschen Wirtschaft nur sehr zoegerlich entwickelt. Die neuen Produktions- und Organisationskonzepte der schlanken Produktion haben weniger als 5 % der Industrieunternehmen in Deutschland tatsaechlich eingefuehrt. Wie die OECD feststellt, hat die deutsche Industrie den Strukturwandel haeufig verpasst. Der Anteil neuer Produkte am Umsatz in der deutschen Wirtschaft ist seit Mitte der 1980er Jahre kontinuierlich von einem Drittel auf 28% zurueckgegangen. Deutsche Erfindungen, wie das Telefax, werden im Ausland zuerst vermarktet. Leitmaerkte fuer Biotechnologie und andere Gebiete, in denen Deutschland wissenschaftlich stark war oder noch ist, entstehen in den U.S.A.

    In den letzten 100 Jahren wurde die Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung stark durch die Arbeitsproduktivitaet vorangetrieben. Die einseitige Orientierung der Produktivitaetsentwicklung an der Arbeit hat aber auch einen exzessiven Verbrauch von Ressourcen und eine Zerstoerung der natuerlichen Lebensgrundlagen mit sich gebracht. Um aus dieser Sackgasse herauszukommen, muss die Produktivitaetsentwicklung moeglichst rasch von der Arbeit auf die Ressourcen umgelenkt werden, etwa durch eine oekologische Steuer- und Finanzreform, die Arbeit und Wertschoepfung massiv entlastet und den Ressourcenverbrauch massiv belastet.

    Die Politik hat in den letzten Jahrzehnten zunehmend nur noch eine pragmatische, wirtschaftsfreundliche Macherrolle eingenommen, in ihrer originaeren Gestaltungsrolle aber versagt, wenn es darum ging, einen angemessen Ordnungsrahmen zu schaffen und weiterzuentwickeln, leistungsfaehige Infrastrukturen zu produzieren und die gesellschaftlichen Verteilungsprobleme zu loesen. Dieses Politikversagen ist allerdings auch ein Versagen der Gesellschaft, der Politik den angemessenen Rahmen zu setzen. Dazu gehoert auch die Wissenschaft, die die Zukunftsdebatten frueher stark durch wissenschaftliche Analysen beeinflusst hat, sich aber in den letzten Jahren aus vielen Debatten zurueckgezogen hat.

    Vor 25 Jahren wurden auf dem Oberhausener Zukunftskongress der Industriegewerkschaft Metall weitreichende oekologische, oekonomische und soziale Veraenderungen diskutiert. Bei diesem wirtschaftlichen und sozialen Aufbruch konnte man sich auf das Wissen und die Erfahrung vieler Jahre stuetzen und das Neue aus dem Bestehenden heraus konzipieren und gestalten. Heute steht ein sehr viel radikalerer Wandel an. Die Entwicklung zu einer wissensbasierten Volkswirtschaft, der Wandel traditioneller Unternehmen zu "lernenden Organisationen", die ihre Strukturen und Prozesse haeufig, in kurzen Abstaenden und dennoch oft grundlegend immer wieder an rasch an veraenderte Markt-, Produkt- und Prozessbedingungen und -erfahrungen anpassen muessen, erfordert tiefgreifende Verhaltensaenderungen und wird auch die Qualifikationsstrukturen und das Bildungssystem drastisch veraendern.

    Fuer weitere Fragen steht Ihnen zur Verfuegung: Claudia Braczko


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Meer / Klima, Politik, Recht, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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