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21.03.2001 17:18

Neue Modellrechnung des KDA: Jährlich 10.000 zusätzliche Pflegeheimplätze benötigt

Klaus Großjohann Pressesprecherin
Kuratorium Deutsche Altershilfe - Wilhelmine Lübke Stiftung e. V.

    Mehr Prävention, Rehabilitation und Ausbau der Tagespflege könnten diese Entwicklung aufhalten

    Wenn es keine entscheidenden Verbesserungen bei der Prävention, Rehabilitation und dem Ausbau der Tagespflege gibt, werden Jahr für Jahr über 10.000 zusätzliche Pflegeplätze in Heimen geschaffen werden müssen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Modellrechnung zur Pflegeentwicklung des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA), die Dr. Willi Rückert heute vor der Presse in Nürnberg vorstellte.

    Nach der KDA-Modellrechnung muss sogar damit gerechnet werden, dass sich - die gegenwärtigen Bedingungen vorausgesetzt - bis zum Jahr 2050 die Zahl der Leistungsempfänger und die Zahl der benötigten Pflegeplätze gegenüber dem Jahr 2000 (mehr als) verdoppeln wird.
    Die Hochrechnung basiert auf Daten zu den Pflegehäufigkeiten von 1998 und den Zahlen der 9. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes. "In 50 Jahren müssen wir mit zwischen 1,1 bis 1,3 Millionen Heimbewohnern rechnen - das sind etwa doppelt so viele wie derzeit", erläuterte Rückert, Leiter der Abteilung Sozialwirtschaft im Kuratorium Deutsche Altershilfe. "Falls es nicht durch verstärkte Prävention und Rehabilitation gelingt, die Pflegehäufigkeiten zu verringern, steigt die Zahl der Pflegebedürftigen mit Leistungsanspruch an die Pflegeversicherung schon bis zum Jahr 2020 um über ein Drittel." Für sie würden über 40 Prozent oder absolut zwischen 220.000 bis 250.000 zusätzliche Heimplätze gebraucht - sofern sich an dem derzeitigen Verhältnis zwischen ambulant und stationär gepflegten Personen nichts ändert und andere Angebotsformen wie etwa die teilstationäre (Tages-)Pflege nicht stärker ausgebaut und in Anspruch genommen werden.
    Welche Erfolge beispielsweise eine Rehabilitation nach einem Schlaganfall oder Schenkelhalsbruch erzielen kann, dokumentiert ausführlich das vom KDA herausgegebene Magazin Pro ALTER im Titelthema seiner soeben erschienen Ausgabe 1/2001.
    Das KDA fordert die Krankenkassen auf, die geltenden gesetzlichen Regelungen voll anzuwenden und den ihnen vom Gesetzgeber übertragenen Auftrag "Rehabilitation vor Pflege" endlich zu erfüllen.
    "Ein bisher ungelöster Systemfehler bei der Finanzierung" erschwere dies allerdings, heißt es in Pro ALTER weiter. So kämen die Pflegeausgaben, die durch eine erfolgreiche Reha-Maßnahme eingespart würden, nicht den Kostenträgern der geriatrischen Rehabilitation - also den Krankenkassen - zugute. Sie entlasteten vielmehr den davon getrennten Etat der Pflegekassen.

    "Knappe Mittel für Leistungsverbesserungen nicht mit der Gießkanne verteilen"

    Eine andere Forderung der in Köln ansässigen gemeinnützigen und unabhängigen Altenhilfe-Einrichtung richtet sich an die für die Pflegeinfrastruktur verantwortlichen Bundesländer. Denn einige von ihnen lehnen bisher einen Vorschlag aus dem Bundesgesundheitsministerium ab, dessen Verwirklichung einen wichtigen Beitrag zur Entlastung in der häuslichen Pflege demenzkranker Menschen leisten würde. So sollen zu Hause lebende Leistungsberechtigte mit Demenz wöchentlich einen Tag Tagespflege in Anspruch nehmen können, ohne dass diese Leistung auf ihr Pflegegeld oder andere ambulante Sachleistungen angerechnet wird. Einige Bundesländer wollten die Investitionskosten für zusätzliche Tagespflegeplätze vermeiden, so Rückerts Beurteilung. Zu befürchten sei, dass manche Pflegeverantwortliche in den Bundesländern nicht richtig einschätzten, dass sie dadurch die Basis dafür legten, künftig (bundesweit gesehen) Jahr für Jahr rund 10.000 zusätzliche Pflegeplätze in stationären Einrichtungen finanzieren zu müssen. Viel effektiver sei es dagegen nach KDA-Ansicht, unter anderem in Tagespflegeplätze (deren Investitionskosten halb so hoch sind wie im vollstationären Bereich)und niederschwellige Entlastungsangebote wie Betreuungsgruppen für Menschen mit Demenzen zu investieren. Um wirksamere häusliche Pflege-Arrangements zu schaffen, hilft zudem eine verstärkte und verbesserte Beratung aller Betroffenen ("Care-Managment").
    Dabei warnt das Kuratorium Deutsche Altershilfe allerdings davor, die für die Leistungsverbesserungen bei der Demenzpflege vorgesehenen Mittel von jährlich 500 Milli-onen Mark mit der "Gießkanne zu verteilen". Dr. Willi Rückert: "Stattdessen gilt es in erster Linie, mit diesen Mitteln Infrastruktur-Effekte zu bewirken, die im häuslichen Bereich zusätzliche Entlastungen ermöglichen. Dann benötigten künftig nicht so viele Leistungsberechtigte einen Heimplatz, wie das nach den Hochrechnungsergebnissen zu erwarten ist."

    Ausführliche Informationen über diese Modellrechnung und zur geriatrischen Rehabilitation finden sich in der aktuellen Ausgabe von Pro ALTER. Weitere Themen der 80-seitigen Ausgabe 1/2001 sind unter anderen:
    - Die KDA-Mindeststandards für Wohn- und Dienstleistungsangebote beim Betreuten Wohnen
    - Erfahrungen von Qualitätszirkeln in Heimen
    - Wie viel kostet "Alzheimer" und wer zahlt was?
    - Erholsam schlafen: Tipps zu Betten und Schlafräumen
    - Senioren im Internet
    - Dritter Altenbericht der Bundesregierung: Fähigkeiten Älterer zu wenig erkannt und genutzt
    - Flexible Küchen für Jung und Alt

    Pro ALTER ist zu beziehen beim KDA, An der Pauluskirche 3, 506777 Köln, Fax: 0221/931847-6, E-Mail: versand@kda.de. Das Magazin erscheint viermal im Jahr. Das Einzelheft kostet 8,50 DM (zuzüg-lich Versandkosten), das Jahresabonnement 29 DM (einschließlich Versandkosten).


    Weitere Informationen:

    http://www.kda.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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