Die Postmoderne ist vorbei. Ihre Meisterdenker sind tot, und mit ihnen ist manches von der Aufgeregtheit verschwunden, welche die Geisteswissenschaften der vergangenen vierzig Jahre prägte - und ihre Anliegen in der Öffentlichkeit wach hielt. Eine ganze Generation von Wissenschaftlern und Publizisten war damit befasst, die Provokationen der Postmoderne zu verarbeiten. Ein großer Teil dieser Provokationen galt der Frage, wie sich methodisch und ethisch überzeugend Geschichte schreiben lässt. Die Postmoderne kritisierte die 'großen Erzählungen' von Marxismus und Strukturalismus, klagte die Historiographie der Teleologie an, erklärte Leitkonzepten der Geschichtsschreibung wie 'Autor', 'Text' und 'Tatsache' den Kampf. Sie bezweifelte ihre Erklärungskräftigkeit, polemisierte, stellte Verbotsschilder auf, die heute noch immer in der intellektuellen Landschaft stehen, ohne dass man ihre Bedeutung und Geltung hinreichend diskutiert hätte. Parallel scheint der Impuls, der die großen, sich an der Postmoderne reibenden historiographischen Projekte der 1970er bis 1990er Jahre getragen hatte, abgeebbt zu sein. Die Folgen sind Unsicherheit und Lähmung.
Eine interdisziplinäre Tagung zum Thema "Geschichte schreiben nach der Postmoderne - oder: Historiographie im internationalen Vergleich" vom 18. bis 20. Juni an der Universität Stuttgart soll diese Folgen überwinden helfen, indem sie ein Resümee des erreichten Diskussionsstands mit der Suche nach neuen (alten) Ansätzen verbindet. Ziel ist es, historiographische Verfahren und Praktiken in einzelnen historiographischen Disziplinen und international zu vergleichen. Schwerpunkte werden dabei auf den Grundbegriffen der Geschichtsschreibung, auf Möglichkeiten, Geschichte zu erzählen sowie auf dezidierten Neuansätzen nach der Postmoderne liegen (beispielsweise Digital Humanities). Von der als interdisziplinäres Arbeitsgespräch angelegten Tagung soll ein neuer Impuls ausgehen, Geschichte nicht nur als fachspezifische Übung, sondern als gemeinsames und öffentlichkeitswirksames Anliegen der Geisteswissenschaften zu betrachten.
Die Vortragenden kommen aus unterschiedlichen historiographischen Disziplinen, von der Islamwissenschaft über die Geschichtswissenschaft bis hin zur Musikologie. Unter ihnen sind etablierte und vielversprechende jüngere Wissenschaftler. Die Professorin Sandra Richter vom Institut für Literaturwissenschaft der Universität Stuttgart und der Münchner Wissenschaftler Manuel Braun sorgen für die Organisation der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützten Tagung.
Ort: Stuttgart-Vaihingen, Internationales Begegnungszentrum der Universität Stuttgart, Robert-Leicht-Str. 161
Zeit: 18. bis 20. Juni 2009; Beginn am 18. Juni um 14.00 Uhr
Weitere Informationen unter
http://www.uni-stuttgart.de/ilwndl/download/vortraege/FlyerPostPostmo.pdf
sowie bei Prof. Sandra Richter unter Tel. 0711/685-83065
e-mail: sandra.richter@ilw.uni-stuttgart.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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