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08.06.2009 12:49

UDE: Neue IAQ-Publikation zum deutschen Kapitalismusmodell

Katrin Braun Pressestelle
Universität Duisburg-Essen

    "Die gegenwärtige Krise ist nicht nur von außen über Deutschland hereingebrochen, sie kommt auch von innen". Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Publikation aus dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen, die den Umbruch im deutschen Kapitalismusmodell im Vorfeld der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise thematisiert.

    Ausgehend vom Bonmot der Bundeskanzlerin, Deutschland solle "gestärkt aus dieser Krise hervorgehen", wird der Frage nachgegangen, mit welchen Stärken und Schwächen der deutsche Kapitalismus in die Krise hineingegangen ist. Im Anschluss an die Analyse der wichtigsten Veränderungen im "Modell Deutschland" in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten werden fünf Branchen unter die Lupe genommen, an denen besonders interessante Aspekte des Aufbrechens der traditionellen Verknüpfung von wirtschaftlichem und sozialem Erfolg studiert werden können: die Automobilindustrie, der Einzelhandel, der Bauarbeitsmarkt, die Altenpflege und der Öffentliche Personennahverkehr.

    "Deutschland war reif für die Krise und wurde für diese Krise auch reif gemacht!", so Herausgeber Dr. Steffen Lehndorff. Die Wissenschaftler der IAQ-Abteilung "Arbeitszeit und Arbeitsorganisation" zeichnen ein Bild innerer Gegensätze: Eine wiedererstarkte Exportindustrie in einem stagnierendem Binnenmarkt, größer werdende weiße Flecken auf der Landkarte der Tarifpolitik, selbst im Wirtschaftsaufschwung ein Anwachsen der sozialen Ungleichheit, halbherzige Modernisierungen des immer noch vom Leitbild des männlichen Haupternährers ausgehenden Wohlfahrtsstaats, sowie ein immer größer werdender Investitionsstau des Staates als Folge vorangegangener Steuersenkungen.

    Abschließend wird die deutsche Entwicklung in den europäischen Zusammenhang gestellt und die viel diskutierte Frage behandelt, ob wir gegenwärtig eine "Rückkehr des Staates" erleben. Mit Verweis auf die Erfahrungen nordeuropäischer Länder plädiert der Herausgeber für eine "Stärkung des Staates als regulierender und umverteilender Institution sowie als Investor und Dienstleister im gesamtgesellschaftlichen Interesse." Eine solche Neuorientierung habe nichts mit "Staatsgläubigkeit" zu tun, hebt Lehndorff hervor, sondern sei die überfällige "Abkehr vom marktgläubigen Staat".

    Lehndorff, Steffen (Hrsg.), 2009: Abriss, Umbau, Renovierung? Studien zum Wandel des deutschen Kapitalismusmodells. Hamburg: VSA-Verl. ISBN 978-3-89965-325-0
    http://www.iaq.uni-due.de/aktuell/veroeff/2009/lehndorff01.shtml

    Aus dem Inhalt:

    Steffen Lehndorff
    Reif für die Krise
    Einleitung

    Steffen Lehndorff/Gerhard Bosch/Thomas Haipeter/Erich Latniak
    Vor der Krise und in der Krise
    Das deutsche Beschäftigungsmodell: ein Modell für die ganze Welt?

    Thomas Haipeter
    Erosion der industriellen Beziehungen?
    Die Folgen der Globalisierung für Tarifsystem und Mitbestimmung
    in der deutschen Automobilindustrie

    Dorothea Voss-Dahm
    Warum Simone auch zukünftig weniger verdient als Simon
    Ursachen geschlechtsspezifischer Ungleichheit im Einzelhandel

    Andreas Jansen
    Der Bauarbeitsmarkt im Spannungsfeld zwischen
    Transnationalisierung und Ost- und West-Unterschieden

    Angelika Kümmerling
    Der lange Weg zur Professionalisierung der Altenpflege
    und seine (nicht?)-intendierten Folgen

    Erich Latniak
    Brüsseler Spitzen: Die Fragmentierung von Beschäftigung
    und Arbeitsbeziehungen im Öffentlichen Personennahverkehr

    Steffen Lehndorff
    Vor der Rückkehr des Staates?
    Europäische Beschäftigungsmodelle im Umbruch

    Weitere Informationen: Dr. Steffen Lehndorff, Tel. 0203/379-1815, Steffen.Lehndorff@uni-due.de
    www.iaq.uni-due.de

    Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0170/8761608, presse-iaq@uni-due.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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