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15.06.2009 23:00

Gliazell-Geflüster lässt Nervenzellen nachwachsen

Frank Luerweg Abteilung Presse und Kommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    "Nervenzellen wachsen nicht nach": Zahlreiche neuere Studien widerlegen dieses alte Dogma. Sie zeigen, dass Stammzellen in bestimmten Gehirn-Regionen eine erhebliche Zahl neuer Nervenzellen erzeugen, auch im Erwachsenenalter. Forscher der Universitäten Bonn und Jena beschreiben in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift PNAS, was die Stammzellen im Gehirn von Mäusen dazu anregt, diesen Zell-Nachschub zu erzeugen. Voraussetzung sind demnach funktionierende Kommunikationswege.

    "Wir haben herausgefunden, dass Stammzellen im Gehirn erwachsener Mäuse über sogenannte Gap Junctions miteinander kommunizieren", erklärt Professor Dr. Christian Steinhäuser. "Das sind Kanäle, über die die Zellen vermutlich Botenstoffe austauschen." Der Direktor des Bonner Instituts für Zelluläre Neurowissenschaften hat zusammen mit Kollegen der Universitäten Bonn und Jena zeigen können, dass dieser Kommunikationsweg für die Bildung von Nervenzellen essentiell ist: Fehlen erwachsenen Mäusen die Kanäle, sinkt die Teilungsrate der Stammzellen um 90 Prozent, und die Zahl neuer Nervenzellen geht deutlich zurück.

    Das Nervenzellwachstum im Erwachsenenalter spielt eine wichtige Rolle bei Lern- und Gedächtnisprozessen, aber auch bei krankhaften Veränderungen des Gehirns, z.B. bei Epilepsie. "Wir haben mit den Gap Junction Kanälen einen neuen Ansatzpunkt für die angewandte medizinische Forschung in diesem Bereich gefunden", betont Steinhäuser.

    Bei den Hirnstammzellen handelt es sich um einen bestimmten Typ so genannter Gliazellen. Diesen hatte man lange Zeit lediglich eine untergeordnete Rolle im Gehirn zugebilligt. So nahm man an, dass sie die eigentlichen Nervenzellen ernähren und vor mechanischen Verletzungen schützen. In den letzten Jahren kristallisiert sich jedoch mehr und mehr heraus, dass Gliazellen auch für die Informationsverarbeitung im Gehirn immens wichtig sind.

    Die Arbeiten wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, den Universitäten Bonn und Jena sowie der Europäischen Union (Projekt Neuroglia) finanziert.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Christian Steinhäuser
    Institut für Zelluläre Neurowissenschaften der Universität Bonn
    Telefon: 0228/287-14669
    E-Mail: christian.Steinhaeuser@ukb.uni-bonn.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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