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23.03.2001 11:13

Zwei Heidelberger Wissenschaftler mit "Hufeland-Preis 2000" ausgezeichnet

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Fortschritte bei der Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses erzielt - Prof. Dr. med. Magnus von Knebel-Doeberitz und Dr. med. Rüdiger Kläs aus der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg erhielten den mit 40 000 Mark dotierten Preis für ihre Arbeit "Neue diagnostische Marker für die Früherkennung des Zervixkarzinoms"

    Zwei Heidelberger Wissenschaftler wurden jetzt in Köln mit dem von der Deutschen Ärzteversicherung AG gestifteten "Hufeland-Preis" ausgezeichnet. Prof. Dr. med. Magnus von Knebel-Doeberitz und Dr. med. Rüdiger Kläs aus der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg erhielten den mit 40 000 Mark dotierten Preis für ihre Arbeit "Neue diagnostische Marker für die Früherkennung des Zervixkarzinoms - Verfahren zur Verbesserung der Sensitivität und Spezifität der Krebsvorsorgeuntersuchungen für den Gebärmutterhalskrebs". Der seit mehr als 40 Jahren bestehende Preis wird jährlich für die beste wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Präventivmedizin ausgeschrieben und gilt heute als eine der angesehensten Mediziner-Auszeichnungen.

    Der Gebärmutterhalskrebs ist weltweit mit 450 000 Erkrankten und mehr als 200 000 Todesfällen eine der häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. In den westlichen Ländern hat diese Erkrankung allerdings in den letzten Jahrzehnten viel von ihrem Schrecken verloren, da im Rahmen von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen der "Pap-Test" durchgeführt wird. Zellabstriche des Gebärmutterhalses werden unter dem Mikroskop auf Zellen untersucht, die für Krebsvorläuferstadien sprechen, sogenannte Dysplasien. Diese werden dann durch eine relativ leichte Operation entfernt.

    Doch auch der "Pap-Test" kommt an seine Grenzen: Entzündliche Veränderungen lassen sich oft nicht eindeutig von Krebsvorläuferstufen unterscheiden, so dass sich die betroffenen und verunsicherten Patientinnen mehreren Kontrolluntersuchungen unterziehen müssen. Andererseits bilden sich zahlreiche Dysplasien wieder zurück - doch die Ärzte können mit den bislang zur Verfügung stehenden Methoden nicht erkennen, welche der Krebsvorstufen tatsächlich in ein Karzinom übergehen werden. Aus Sicherheitsgründen müssen daher weitaus mehr Kontrollen und Operationen durchgeführt werden, als sich tatsächlich Krebsfälle entwickeln würden.

    Der Gebärmutterhalskrebs wird durch chronische Infektionen mit bestimmten Viren, den humanen "Hoch-Risiko" Papillomviren (HR-HPV), hervorgerufen. Doch der reine Virusnachweis für sich ist nicht aussagekräftig, da gerade in der Altersgruppe zwischen 20 und 35 Jahren bis zu 30 Prozent oder mehr der Frauen infiziert sind. In der Regel heilen die Infektionen nach einer gewissen Zeit wieder ab.

    Neue Verfahren, die in einer Arbeitsgruppe von Prof. Dr. von Knebel-Doeberitz in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg entwickelt wurden, gehen dieses Problem gleich von zwei Seiten an. Ziel des einen Verfahren ist es, sicher alle tatsächlichen Dysplasien zu erfassen und von eher harmlosen Veränderungen abzugrenzen, um so die diagnostische Genauigkeit beim "Pap-Test" zu erhöhen. Mit dem zweiten Verfahren sollen gerade die Frauen erfasst werden, bei denen mit hoher Wahrscheinlichkeit die Veränderungen in ein Karzinom übergehen werden, um bei ihnen Behandlung und Nachsorge ganz zielgerichtet durchführen zu können.

    In dem ersten Verfahren weisen die Heidelberger Forscher einen bestimmten Eiweißstoff (Protein) nach. Dabei handelt es sich um ein zelleigenes Protein, das im Übermaß in den Zellen vorhanden ist, die sich in einem tatsächlichen Vorläuferstadium des Gebärmutterhalskrebses befinden. Mit einem speziell dagegen hergestellten Antikörper können in einem besonderen Färbeverfahren diese Zellen eindeutig sichtbar gemacht und von anderen Veränderungen abgegrenzt werden.

    Dieses Verfahren ist gewissermaßen der "Basismarker", der auf die generell gefährlichen Zellen hinweist. Mit diesem Verfahren kann aber nicht eindeutig bestimmt werden, ob sich aus der Krebsvorstufe tatsächlich Krebs entwickeln wird. Weitaus eindeutiger wird dann die Krebsdiagnose mit Hilfe des nächsten Schrittes, des "APOT-Tests" (Amplification of Papillomavirus Oncogene Transcript) der Heidelberger Forscher. Grundlage dieses Verfahrens ist die Erkenntnis, dass in Krebszellen die Erbinformation (DNS) der Papillomviren direkt in die menschliche DNS eingebaut worden ist.

    Bei einfachen HPV-Infektionen und bei geringgradigen Vorstufen dagegen liegt die DNS der Viren ringförmig frei (episomal) in den Zellen. Mit Hilfe des "APOT-Tests" kann nunmehr in Abstrichen vom Gebärmutterhals untersucht werden, ob bereits Krebsvorläuferzellen integrierte Virus-DNS aufweisen. Die bisherigen Ergebnisse der Arbeit von Prof. von Knebel-Doeberitz, Dr. Kläs und dem Heidelberger Team zeigen, dass der Einbau der Virus-DNS schon längere Zeit vor der eigentlichen Krebsentwicklung beginnt. Damit könnte der Nachweis integrierter Virus-DNS frühzeitig die Vorstufen mit extrem hohem Risiko von denen unterscheiden, die ein deutlich geringeres Risiko tragen. Gegenwärtig wird in einer großen Studie untersucht, ob diese Beobachtung auch Grundlage therapeutischer Entscheidungen für oder gegen eine Operation sein kann. Vor allem könnte bei sehr gefährdeten Frauen das Rückfallrisiko nach der Therapie frühzeitig eingegrenzt werden.

    An der Entwicklung praxisreifer Testprodukte, die für die Untersuchung der Patienten eingesetzt werden können, wird zur Zeit gearbeitet. Die Lizenzen dafür hat das junge Heidelberger Unternehmen MTM Laboratories AG vom Deutschen Krebsforschungszentrum erworben.

    Rückfragen bitte an:
    Prof. Dr. Magnus von Knebel-Doeberitz
    Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg
    Tel. 06221 562876 oder 566165, Fax 565450
    Andrea_Klingmann@med.uni-heidelberg.de

    oder:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

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