Rom, 10. März
Nordkorea wird ab Ende April/Anfang Mai nahezu keine Getreidevorräte mehr haben und fast vollständig auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sein. Darauf hat die Ernährungs- und Landwirtschafts- organisation der Vereinten Nationen (FAO) aufmerksam gemacht. Der milde Winter habe zwar zu einer leichten Entspannung geführt, trotzdem bleibe die Lage besorgniserregend. Nahrungsmittel seien knapp und Unterernährung bei besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie Kindern und alten Menschen weit verbreitet.
Die FAO hatte im November geschätzt, dass Nordkorea etwa 1,95 Millionen Tonnen Nahrungsmittel benötige. Davon seien inzwischen rund 270 000 Tonnen als Nahrungsmittelhilfe geliefert worden; für weitere 175 000 Tonnen gebe es Zusagen, so die FAO. Kommerzielle Einfuhren spielten weiter nur eine geringe Rolle.
Für die kommende Getreidesaison, die im Mai beginnt, sei es entscheidend, dass die Bauern ausreichend bewässern könnten. Wegen der Trockenheit des vergangenen Jahres seien die Wasserstände in vielen Bewässerungsreservoirs aber sehr niedrig. Vieles hänge deshalb von den Niederschlägen zwischen Juni und September ab.
Die FAO rechnet nicht damit, dass sich die Versorgungsschwierigkeiten Nordkoreas in diesem Jahr deutlich verbessern werden. Die wirtschaftlichen Probleme des Landes dauerten nämlich an, den Bauern fehlten dringend benötigte Dünge- und Pflanzenschutz- mittel.
Deshalb auch sei es besonders wichtig, Nordkorea mit Saatgut, Dünger und landwirtschaftlichem Gerät zu helfen. Die Vereinten Nationen hatten kürzlich an die internationale Gemeinschaft appelliert, 23 Millionen Dollar für den Wiederaufbau der Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen.
Bereits in den kommenden Tagen will die FAO den Bauern in Nordkorea rund 3 100 Tonnen Saatgut im Wert von einer Million Dollar für eine zusätzliche Aussaat von Gerste zur Verfügung stellen. Die FAO berät die Regierung auch bei einem nationalen Programm für landwirtschaftliche Entwicklung und Ernährungssicherung.
Die FAO betonte, dass es in Nordkorea nur dann Ernährungssicherheit geben werde, wenn die wichtigsten wirtschaftlichen Probleme des Landes gelöst würden. Die FAO wird im Mai/Juni erneut ein Expertenteam nach Nordkorea schicken, um sich ein genaues Bild der Lage zu machen.
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