In Nordrhein-Westfalen leben über 17.000 schwer behinderte Hörgeschädigte im erwerbsfähigen Alter - Tendenz steigend. Seit 2001 haben sie ein Recht auf Arbeitsassistenz, doch viele wissen nichts davon; ein spezielles Tätigkeitsbild und eine zertifizierte Qualifizierung gibt es bislang nicht. Hier setzt das Modellprojekt "ini.KAB" an: Die "Initiative Kommunikationsassistenz für Hörgeschädigte im Beruf" qualifiziert und vermittelt Kommunikationsassistenten. Im August 2009 startet die erste Weiterbildung für 20 Teilnehmer, konzipiert vom Lehrstuhl für Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung der RUB.
Bochum, 18.06.2009
Nr. 184
Hörgeschädigte im Beruf unterstützen
Projekt "ini.KAB" bildet erstmals Kommunikationsassistenten aus
RUB-Arbeitswissenschaft entwickelt neue Qualifizierung
In Nordrhein-Westfalen leben über 17.000 schwer behinderte Hörgeschädigte im erwerbsfähigen Alter - Tendenz steigend. Seit 2001 haben sie ein Recht auf Arbeitsassistenz, doch viele wissen nichts davon; ein spezielles Tätigkeitsbild und eine zertifizierte Qualifizierung gibt es bislang nicht. Hier setzt das Modellprojekt "ini.KAB" an: Die "Initiative Kommunikationsassistenz für Hörgeschädigte im Beruf" qualifiziert und vermittelt Kommunikationsassistentinnen und -assistenten. Im August 2009 startet die erste Weiterbildung für 20 Teilnehmer, konzipiert vom Lehrstuhl für Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung der RUB (Prof. Dr. Heiner Minssen). Neben dem Lehrstuhl sind die büscher kuntscher piorr (bkp) GbR, der Deutsche Schwerhörigenbund (DSB) und der Deutsche Schwerhörigenbund Landesverband NRW sowie die Verwaltung der Ruhr-Universität Partner im Projekt "ini.KAB".
Informationen für Interessierte
Interessierte, die derzeit arbeitslos sind und in den Beruf zurückkehren wollen, können sich ab sofort bei den für sie zuständigen Arbeitsvermittlern bei der Agentur für Arbeit oder bei der ARGE melden. Für alle Fragen rund um die Teilnahme an der Qualifizierung und das für Ende Juni geplante Auswahlverfahren stehen Brigitte Walschek und Dr. Dirk Kuntscher von der bkp GbR unter Tel. 0234/579266-0 zur Verfügung.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Die Einsatzmöglichkeiten für die Assistenten sind vielfältig, der Bedarf ist hoch. Denn aufgrund des demographischen Wandels und der Änderung der Lebensarbeitszeit wird die Zahl hörgeschädigter Beschäftigter in den nächsten Jahren weiter steigen. Die Kommunikationsassistenten unterstützen sie im Arbeitsalltag, indem sie bei Telefonaten, Besprechungen oder Konferenzen dolmetschen oder indem sie Arbeitsuchende zu Vorstellungsgesprächen begleiten. Der Umfang der Assistenz kann je nach Bedarf variieren - von der persönlichen Assistenz für einige Stunden pro Woche bis hin zu mehreren Stunden täglich. Die beruflichen Kernaufgaben der Hörgeschädigten bleiben dabei absolut unberührt.
Umfassende Qualifizierung - neue berufliche Chancen
"Die zukünftigen Assistenten mischen sich weder als Beschützer noch als Stellvertreter oder gar Konkurrenz in den Berufsalltag der Hörgeschädigten ein", sagt Caroline Schupp, die die Weiterbildung der Kommunikationsassistenten am Institut für Arbeitswissenschaft der RUB entwickelt hat und deren Umsetzung evaluiert. Die Qualifizierung auf Teilzeit-Basis richtet sich an Berufsrückkehrende und Arbeitslose aus Bochum und Umgebung. Sie umfasst unter anderem Theorien und Methoden der Kommunikation und Gesprächsführung, insbesondere mit Hörgeschädigten, EDV- und Schreibtraining, Stimmbildung und Atemtechniken, Techniken des simultanen Dolmetschens, Rechtsgrundlagen der Assistenz sowie Selbstmanagement und berufliches Rollenverhalten in Organisationen. Die Weiterbildung beginnt im August 2009 und dauert insgesamt neun Monate. Die Einsätze der künftigen Kommunikationsassistenten organisiert die neue Vermittlungszentrale von "ini.KAB" unter Leitung des Deutschen Schwerhörigenbundes Landesverband NRW.
Die Dienstleistung bekannter machen, Betroffene informieren
Die Angebote der Kommunikationsassistenz überhaupt bekannter zu machen und Betroffene zu sensibilisieren sind weitere zentrale Aufgaben von "ini.KAB". Ende 2007 zeigte eine Umfrage des Instituts für Arbeitswissenschaft der RUB, dass fast die Hälfte der erwerbstätigen Hörgeschädigten das Recht auf Arbeitsassistenz nicht kennen - sechs Jahre nach der gesetzlichen Verankerung im SGB IX (2001). Und nur etwa zehn Prozent der Befragten machten zu jenem Zeitpunkt Gebrauch von entsprechenden Dienstleistungen (s. RUB-Pressemitteilung Nr. 361 vom 28.11.2007: http://www.pm.rub.de/pm2007/msg00361.htm).
Partner & Förderer
Partner im Modellprojekt "ini.KAB", das in Form einer Entwicklungspartnerschaft durchgeführt wird, sind die büscher kuntscher piorr (bkp) GbR, der Deutsche Schwerhörigenbund e.V., der Deutsche Schwerhörigenbund Landesband NRW e.V., der Lehrstuhl für Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung und die Zentrale Ausbildung, die Schwerbehindertenvertretung sowie die Personal- und Organisationsentwicklung der RUB, unterstützt von der Agentur für Arbeit und der ARGE Bochum. Gefördert wird "ini.KAB" mit Landesmitteln vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW und mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds.
Weitere Informationen
Caroline Schupp, Lehrstuhl für Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung (Prof. Dr. Heiner Minssen), Institut für Arbeitswissenschaft der RUB, Tel. 0234/32-27733, E-Mail: caroline.schupp@rub.de
Redaktion: Jens Wylkop
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik, Psychologie, Sprache / Literatur
überregional
Kooperationen, wissenschaftliche Weiterbildung
Deutsch
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