Vor 15 Jahren gegründet, ist das Institut für Diaspora- und Genozidforschung (IDG) an der Ruhr-Universität Bochum bis heute die einzige wissenschaftliche Einrichtung in Deutschland, die sich gezielt mit strukturvergleichenden Forschungen zu kollektiver Gewalt und Völkermord beschäftigt. Für seine herausragenden Verdienste um den Aufbau und die Leitung des Instituts erhielt Prof. Dr. Mihran Dabag heute in Düsseldorf das Bundesverdienstkreuz am Band, verliehen durch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers.
Bochum, 18.06.2009
Nr. 185
Hohe Ehre für den Pionier der Genozidforschung
Mihran Dabag mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet
Erfolgreicher Aufbau der Bochumer "Diaspora- und Genozidforschung"
Vor 15 Jahren gegründet, ist das Institut für Diaspora- und Genozidforschung (IDG) an der Ruhr-Universität Bochum bis heute die einzige wissenschaftliche Einrichtung in Deutschland, die sich gezielt mit strukturvergleichenden Forschungen zu kollektiver Gewalt und Völkermord beschäftigt. Für seine herausragenden Verdienste um den Aufbau und die Leitung des Instituts erhielt Prof. Dr. Mihran Dabag heute in Düsseldorf das Bundesverdienstkreuz am Band, verliehen durch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (in Vertretung des Bundespräsidenten). Mit seinen Forschungsarbeiten und insbesondere mit der Gründung des IDG hat Prof. Dabag entscheidend dazu beigetragen, ein neues Forschungsfeld in der deutschen Wissenschaftslandschaft zu etablieren und zu institutionalisieren. "Seine Ergebnisse sind heute die Grundlage für wissenschaftliche Vergleiche von Völkermorden. Seine Arbeit gab der Trauma-Forschung richtungweisende Impulse", heißt es in der Laudatio.
Ein weites Feld: Völkermord, Diaspora, Traumata
Die Ursachen, Mechanismen und Auswirkungen von Völkermord sind das zentrale Forschungsfeld des fachübergreifend ausgerichteten, national und international renommierten Instituts - erweitert um Untersuchungen zu den Gemeinschaften, die nach der Erfahrung von Vertreibung und Vernichtung in einem fremden gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld leben (Diasporaforschung) und Arbeiten zu den traumatischen Folgen von Verfolgung, Gewalt und Genozid (Traumaforschung). "Professor Mihran Dabag hat in seiner Forschung verschiedene Disziplinen zusammengebracht und wichtige Theorien erarbeitet, auch weil er ein gesellschaftliches Ziel verfolgt. Er fragt nach den Ursachen von manchen der schrecklichsten Geschehnisse der Menschheit, damit wir sie jetzt und in Zukunft verhindern können", so Ministerpräsident Rüttgers in seiner Festrede in der Düsseldorfer Staatskanzlei.
Schwerpunkte: Von der Nationenbildung bis zur Erinnerung
In seinen Forschungsarbeiten und zahlreichen Publikationen beschäftigt sich Prof. Dabag insbesondere mit der Theorie strukturvergleichender Genozidforschung, mit dem Prozess der Nationenbildung, dem Zusammenhang von Nationalismus, Kolonialismus und Gewaltpolitik, mit der Ideologie der Jungtürken, dem Völkermord an den Armeniern sowie mit Fragen des kollektiven Gedächtnisses und kollektiver Erinnerung. Als Initiator und Herausgeber der Publikationsreihe "Genozid und Gedächtnis" sowie der seit 1999 halbjährlich erscheinenden "Zeitschrift für Genozidforschung" hat Dabag zudem Foren geschaffen, in denen Wissenschaftler neue nationale und internationale Forschungsbeiträge zu den Strukturen, Formen und Folgen von kollektiver Gewalt veröffentlichen und diskutieren. Für seine Forschungen über die Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung der Armenier 1915/16 im Osmanischen Reich sowie für den Aufbau des IDG wurde Mihran Dabag im Jahr 2003 bereits mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis ausgezeichnet.
Vita Mihran Dabag
Mihran Dabag, geboren 1944 in Diyarbakir, Türkei, studierte Philosophie, Soziologie, Politologie und Geschichtswissenschaft in Bonn und Bochum. Er wurde an der RUB promoviert mit einer Arbeit über die Geschichtsphilosophie Karl Löwiths. Dabag beschäftigte sich u.a. am Bochumer Institut für Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik (IEE) mit Fragen der Konfliktforschung; an der Sektion für Sozialpsychologie und Sozialanthropologie (Fakultät für Sozialwissenschaft) leitete er gemeinsam mit Kristin Platt ein "Oral Project", in dem narrative Interviews mit Überlebenden des Völkermords an den Armeniern geführt und ausgewertet wurden. 1994 gründete er das Institut für Diaspora- und Genozidforschung und leitet es seitdem als Direktor. Im Jahr 2006 wurde Dabag zum Professor am Historischen Institut der Ruhr-Universität berufen.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Mihran Dabag, Institut für Diaspora- und Genozidforschung an der RUB (IDG), Tel. 0234/32-29702, E-Mail: idg@rub.de
Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/idg/
Redaktion: Jens Wylkop
http://www.nrw.de/Presseservice/Bilddatenbank_NRW/ - weitere Fotos
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik, Recht
überregional
Personalia
Deutsch
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