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28.03.2001 10:25

Duftende Teddybären - Textilien als Speicher für Gerüche und Parfums

Silvia Behr Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" e.V. (AiF)

    Gardinen, die Zigarettengestank einsperren, und Kleidung, die Schweiß schluckt - seit kurzem sind Textilien auf dem Markt, die der Kunde mit Gerüchen "beladen" kann, die aber auch auf Wunsch Düfte freisetzen. Wissenschaftler vom Deutschen Textilforschungszentrum Nord-West in Krefeld entwickelten im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" (AiF) diese neue Art der Stoffveredelung, die es auch schon für Teddybären gibt.

    Grundlage für das innovative Verfahren aus der industriellen Gemeinschaftsforschung sind Cyclodextrine - ringförmige Zuckermoleküle, die beim Abbau des Naturproduktes Stärke mit Hilfe von Enzymen gewonnen werden. Die Substanz ist biologisch abbaubar und völlig ungiftig. Auf Textilien aus Natur- und Kunstfasern kann Cyclodextrin dauerhaft verankert werden. Die einzelnen Moleküle haben die Form von winzigen Bechern ohne Boden. Sie können Substanzen aufnehmen, die eine Abneigung gegen Wasser haben, beispielsweise leicht flüchtige Duftstoffe. Diese hydrophoben Substanzen werden erst dann freigesetzt, wenn sie von Wassermolekülen verdrängt werden. Schon geringste Mengen Hautschweiß reichen aus, um die Duftstoffe zu aktivieren. Während die Cyclodextrin-Moleküle ihre Parfums abgeben, schließen sie gleichzeitig den Schweiß ein, bevor er seinen unangenehmen Geruch verbreitet. Bei der nächsten Wäsche werden die winzigen Becher vollständig entleert und können, beispielsweise per Duftspray, wieder gefüllt werden.

    Besonders mittelständische Unternehmen der Textilindustrie profitieren von diesen Forschungsergebnissen der Gemeinschaftsforschung. Die F. W. Brinkmann-Gruppe aus Herford bietet unter dem Namen bugatti eine erste Kollektion für Herrenoberbekleidung mit den feuchtigkeitssensiblen Molekülen an. Zigarettenrauch und Essensdünste, die sich beispielsweise während eines Kneipenbesuchs leicht im Gewebe verfangen, werden sicher eingeschlossen und dringen erst beim Waschen wieder nach außen. Und weil Cyclodextrin auch Schweiß aufnimmt, kann er Bakterien nicht als Nährboden dienen. Auch Dekorationsstoffe sind mit den winzigen Geruchsspeichern ausgerüstet. Vorhänge und Gardinen der Firma Indes aus Gummersbach schlucken Gerüche - besonders in Hotels und Gaststätten, aber auch im privaten Haushalt verbessert dies die Wohnatmosphäre. In umgekehrter Weise nutzt die Firma Bärenwelt aus Moers das Verfahren für ihre textilen Spielzeuge: Die Felle der Teddybären können, beispielsweise bei Erkältungskrankheiten, ätherische Öle freisetzen und die Heilung des Kindes fördern, wenn es seinen Liebling an sich drückt.

    Den Stoff für diese "intelligenten" Textilien liefert die Firma Führen Tuche, eine Tochter der Becker-Gruppe aus Aachen. Es hat die im Krefelder Labor erarbeitete Technik für die Massenproduktion weiterentwickelt und vertreibt veredelte Stoffe unter dem Werbemotto "Smell Off". Auch einer der weltweit größten Produzenten von Cyclodextrin ist in Deutschland beheimatet: die Firma Wacker-Chemie aus Burghausen. Cyclodextrin findet bereits Verwendung als Geruchsabsorber in Haushalts- und Hygieneprodukten und als Stabilisator in Arzneimitteln und Kosmetika.

    Die Krefelder Forscher sind überzeugt, dass das innovative Verfahren zahlreiche weitere Anwendungsmöglichkeiten eröffnet: In Zukunft könnten Unterwäsche, Sportbekleidung, Socken und Schuheinlagen unangenehmen Schweißgeruch verhindern. Denkbar sind Krankenhaus-Textilien mit keimtötenden Substanzen ebenso wie Moskitonetze mit Insekten abweisenden Mitteln. Cyclodextrin könnte auch als Depot für pharmazeutische Wirksubstanzen dienen und beispielsweise einem Patienten mit einer großflächigen Hauterkrankung das stundenlange Liegen in einem Salbenbett ersparen - indem er medizinische Unterwäsche trägt.

    Ansprechpartner:
    Dr. Hans-Jürgen Buschmann, Deutsches Textilforschungszentrum Nord-West e.V. in Krefeld, Telefon: (0 21 51) 8 43 - 2 10
    Tanja Bobel, F. W. Brinkmann-Gruppe in Herford,
    Telefon (0 52 21) 8 84 - 1 27
    Georg Hünnemeyer, Indes Wohntextil GmbH in Gummersbach,
    Telefon: (0 22 61) 80 58 - 7 00
    Frank Grenzel, Bärenwelt Teddybär Idee & Service GmbH in
    Moers, Telefon (0 28 41) 13 11
    Thomas Osterloh, Führen Tuche GmbH in Aachen, Telefon
    (02 41) 52 97 - 4 10
    Dr. Jens-Peter Moldenhauer, Wacker-Chemie GmbH in
    Burghausen, Telefon (0 86 77) 83 - 19 69

    Pressearbeit: AiF, Silvia Behr, Bayenthalgürtel 23,
    50968 Köln, Telefon: (02 21) 3 76 80-55,
    Fax: (02 21) 3 76 80-27,
    E-Mail: presse@aif.de,
    Internet: www.aif.de


    Weitere Informationen:

    http://www.aif.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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