Gemeinsame Presseerklärung der Deutschen Parkinson-Gesellschaft (DPG) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)
Von verschiedenen Anbietern weltweit, seit einiger Zeit auch vom Kölner XCell-Center, wird Patienten, die an einem Morbus Parkinson leiden, eine Therapie mit aus ihrem Knochenmark gewonnenen Stammzellen angeboten. Die Stammzellen werden den Patienten direkt in die Gehirnflüssigkeit oder direkt in das Gehirn transplantiert oder intravenös injiziert. Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft ist ein Nutzen dieser Therapie nicht gegeben.
Für die erfolgreiche Behandlung des Morbus Parkinson mit Hilfe von Stammzellen ist es erforderlich, dass sich die eingesetzten Stammzellen im Gehirn in Dopamin-produzierende (dopaminerge) Nervenzellen umwandeln. Die Entwicklung solcher dopaminerger Nervenzellen aus Stammzellen, die aus dem Knochenmark eines erwachsenen Menschen gewonnen werden (sogenannte adulte Knochenmarkstammzellen), ist jedoch nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft nicht möglich. Ebenso wenig ist auch nur ansatzweise gesichert, dass Stammzellen, die in die Gehirnflüssigkeit transplantiert werden, überhaupt die Gehirnareale erreichen können, in denen sie gebraucht werden. Indirekte Effekte der transplantierten Knochenmarkstammzellen, z.B. über eine Beeinflussung des Immunsystems, werden derzeit kontrovers diskutiert; schlüssige Belege für solche Effekte beim Morbus Parkinson fehlen jedoch.
Dem fehlenden Nutzen der angebotenen Stammzelltherapie stehen allerdings mögliche erhebliche Gesundheitsrisiken gegenüber. In Studien über die Einbringung von Knochenmarkzellen in Herzkranzgefäße konnte festgestellt werden, dass diese Stammzellen gemäß ihrer vorherigen Funktion im Herzmuskel Knochenmark bildeten und kein Muskelgewebe. Eine solche Bildung von Knochenmark im Gehirn könnte kaum abschätzbare unerwünschte Risiken bei Patienten hervorrufen. Wissenschaftliche Daten aus klinischen Studien zu den möglichen Gesundheitsrisiken fehlen.
Vor diesem Hintergrund warnen die Deutsche Parkinson-Gesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie betroffene Patienten davor, sich in der Hoffnung auf eine Linderung oder Heilung ihres Morbus Parkinson einer Therapie mit aus dem Knochenmark gewonnenen Stammzellen zu unterziehen. Die Risiken einer solchen Behandlung stehen in keinem Verhältnis zu einem nur vermuteten Nutzen.
Für vertiefende Informationen einschließlich der wissenschaftlichen Grundlagen dieser Warnung wenden Sie sich bitte an die Arbeitsgruppe Zellersatztherapien der Deutschen Parkinson Gesellschaft (http://www.parkinson-gesellschaft.de/).
Deutsche Parkinson Gesellschaft
Prof. Dr. med. W. Oertel (1. Vorsitzender)
Aukammallee 33, 65191 Wiesbaden
Deutsche Gesellschaft für Neurologie
Prof. Dr. med. H. Reichmann (1. Vorsitzender)
Reinhardtstraße 14, 10117 Berlin
Kontakt für fachliche Rückfragen
Prof. Dr. med. Johannes Schwarz
Klinik für Neurologie, Universität Leipzig
Liebigstr. 20,04103 Leipzig
Tel. +49-341-9724202
Fax +49-341-9724239
E-Mail: johannes@caltech.edu
Prof. Dr. med. Alexander Storch
Klinik und Poliklinik für Neurologie
Technische Universität Dresden
Fetscherstrasse 74, 01307 Dresden
Tel.: +49-351-458-2532
Fax: +49-351-458-4352
E-Mail: Alexander.Storch@neuro.med.tu-dresden.de
Pressestelle der DGN
c/o albertZWEI media GmbH, München, Frank A. Miltner, presse@dgn.org , Tel: 089 461486-14
Geschäftsstelle Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.
Prof. Dr. med. Otto Busse, Reinhardtstr. 14, 10117 Berlin, Tel: 030 531437930, busse@dgn-berlin.org
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Philosophie / Ethik
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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