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29.03.2001 10:06

Zwei Naturschutzgroßprojekte des Bundes erfolgreich abgeschlossen

Franz August Emde Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesamt für Naturschutz

    Bekassine und Tüpfelsumpfhuhn wieder im "Flumm/Fehntjer Tief" zu finden

    Bedeutendes Gipskarstgebiet "Hainholz" bleibt Lebensraum für Mausohr, Kammolch und Wiesenraute

    Bonn, 29. März 2001: Als positive Beispiele für den Naturschutz bezeichnete der Präsident des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Prof. Dr. Hartmut Vogtmann, den Abschluss der beiden niedersächsischen Naturschutzgroßprojekte des Bundes "Flumm/Fehntjer Tief" und "Hainholz". Mit der Förderung dieser Vorhaben leisten das Bundesumweltministerium und das BfN einen Beitrag zur Sicherung des Naturerbes der Bundesrepublik. "Wir wollen mit dem Förderprogramm die Biologische Vielfalt in Deutschland für zukünftige Generationen erhalten", sagte Vogtmann.

    Flumm/Fehntjer Tief
    Im Rahmen des Förderprogrammes zur "Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung" flossen in das Projekt "Flumm/Fehntjer Tief" von 1989 bis 2000 rund 13,4 Millionen DM an Bundesmitteln. Damit wurde eine der letzten großen naturnahen Marsch- und Niedermoorlandschaften Deutschlands gesichert. Dieses Gebiet nahe der Stadt Aurich ist ein bedeutender Brutraum für Vogelarten, die an Feuchtgrünland gebunden sind wie z. B. Uferschnepfe, Großer Brachvogel, Rotschenkel oder Bekassine. Darüber hinaus ist das Vorkommen gefährdeter Pflanzengesellschaften wie z. B. der Schlitzkratzdistel-Pfeifengraswiese und einer Fülle gefährdeter Pflanzenarten wie Lungenenzian oder Fieberklee von Bedeutung. Mit den bereitgestellten Bundesmitteln konnten insgesamt rd. 800 ha erworben werden, die damit dauerhaft für den Naturschutz gesichert sind und von einer intensiven in eine extensive Grünlandnutzung überführt werden konnten. Parallel dazu wurde das ca. 1300 ha große Fördergebiet vom Land Niedersachsen als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Auf der Grundlage des Flächenerwerbs wurden wichtige biotoplenkende Maßnahmen wie z. B. die Umwandlung von Ackerland in Grünland, die Anbindung von Altarmen an das Fließgewässersystem, die Wiedervernässung des Grünlandes, der Umbau einer Brücke zur Umleitung des Sportbootverkehrs sowie die Entfernung von standortfremden Gehölzen durchgeführt.
    Im gesamten Projektgebiet konnten durch die gezielte Umsetzung extensiver Bewirtschaftung sowie die Aufhebung der Flächendrainage im Feuchtgrünland zahlreiche Standorte seltener Pflanzengesellschaften wie z. B. der Sumpfdotterblumen- und Wassergreiskrautwiesen gesichert werden. Durch das Zulassen der Entwicklung von Schilfbeständen und Großseggenriedern sind neue Lebensräume für den vom Aussterben bedrohten Fischotter entstanden. Die mit Bundesmitteln geförderten Naturschutzmaßnahmen wirkten sich auch positiv auf den Brutvogelbestand aus. Entgegen landesweiter Tendenzen haben sich die Bestände von Uferschnepfe, Rotschenkel und Rohrweihe stabilisiert. Arten wie der Gr. Brachvogel, die Bekassine oder die Löffelente zeigen ansteigende Bestände und andere stark gefährdete Arten wie z.B der weltweit bedrohte Wachtelkönig oder das Tüpfelsumpfhuhn sind neu im Gebiet aufgetreten.

    Hainholz
    Das etwa 700 ha große "Hainholz" liegt im südwestlichen Harzvorland in der Nähe der Stadt Osterode. In dieser Gipskarstlandschaft findet man vielseitige Lebensräume mit steilen, felsigen Hängen, zum Teil wassergefüllte Erdfälle sowie Gipshöhlen und Karstquellen. Die Rotbuchen-wälder entsprechen größtenteils den natürlichen Waldgesellschaften. Daneben existieren artenreiche Wiesen sowie kleinflächigere Fels- und Saumgesellschaften und Kalk-Magerrasen mit Vorkommen seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten wie z.B. Mausohr, Raubwürger, Rebhuhn, Kammolch und Wiesenraute.
    Die stärkste Bedrohung für die Tier- und Pflanzenwelt stellte zweifellos der beabsichtigte Gipsabbau dar. Das Gebiet blieb jedoch durch den Abschluss des sog. "Gipskompromisses" zwischen der Gipsindustrie und dem Land Niedersachsen vom Gipsabbau verschont. Dank des engagierten Einsatzes aller am Projekt Beteiligten, v.a. des Landkreises Osterode als Projektträger, gelang es, fast die Hälfte des Gebietes, darunter nahezu den gesamten Wald, durch 99jährige Pacht oder Grunderwerb für den Naturschutz zu sichern.
    Ein 1997 in der Region wütender Orkan führte zu einem großflächigen Windwurf und damit zu einem völlig veränderten Landschaftbild. Während in der Umgebung des Gebietes der vom Orkan betroffene Wald "aufgeräumt" wurde, blieb im Hainholz der durch Windwurf entstandene Strukturreichtum erhalten.
    Um die Projektziele der Erhaltung und Entwicklung einer extensiv genutzten strukturreichen Komplexlandschaft zu erreichen, wurden auch sogenannte biotopersteinrichtende Maßnahmen durchgeführt. Dazu gehörten die Entfernung von nicht standortheimischen Fichten und die Entbuschung von Halbtrockenrasen. Die Fließgewässer Hackenbach, Heiligentalbach und Bever erhielten wieder ein "natürliches Bett". Zum Schutz der empfindlichen zentralen Bereiche des Gebietes wurden einzelne Wege gesperrt, dafür jedoch periphere Rundwanderwege angelegt, die ein optimales Naturerlebnis ermöglichen. Der Projektträger konnte fast alle erworbenen Flächen mit Naturschutzauflagen verpachten und so eine Extensivierung der Grünlandnutzung erreichen. Schließlich gelang mit der Ausweisung als Naturschutzgebiet im April letzten Jahres eine langfristige Sicherung des Gebietes, das außerdem als FFH-Gebiet gemeldet wurde.

    Das Bundesförderprogramm existiert seit 1979. Es soll dazu beitragen, den hohen Rang großflächiger naturnaher Landschaften national hervorzuheben und international zu dokumentieren. Dabei sollen die Bemühungen der Länder auf dem Gebiet des Naturschutzes unterstützt werden. Bisher wurden 53 Vorhaben in ganz Deutschland überwiegend mit Bundesmitteln gefördert. Dafür werden jährlich ca. 40 Mio. DM vom Bund bereitgestellt. 25 Projekte sind abgeschlossen, 28 befinden sich derzeit in der Förderung. Zu den Fördergebieten zählen u.a. die Lüneburger Heide, das Murnauer Moos, die Ostrügensche Boddenlandschaft und der Spreewald. Für 2001 ist die Neuaufnahme von drei weiteren Vorhaben geplant. Betreut werden die Projekte durch das Bundesamt für Naturschutz.
    Weitere Informationen über www.Naturdetektive.de oder www.bfn.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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