Wissenschaftler der Universität Jena bringen Schiller-Zitate meterhoch an Häuserfassaden
Jena (29.06.09) "...woran liegt es, dass wir noch immer Barbaren sind?", fragte Friedrich Schiller 1795 in seinen Briefen "Über die ästhetische Erziehung des Menschen". "Diese Frage Schillers klingt bis heute nach", sagt Dr. Helmut Hühn. "Wir hören sie in der Deutschen-Schelte am Ende von Friedrich Hölderlins Roman 'Hyperion' und wir vernehmen sie - unter anderen geschichtlichen Umständen - noch in den Werken von Walter Benjamin und Theodor W. Adorno". Der Versuch einer öffentlichen Annäherung an Schiller in Jena fesselt den Philosophen der Friedrich-Schiller-Universität Jena so sehr, dass er den Wortlaut der Frage in meterhohen Lettern auf ein Banner drucken und es am Jenaer Markt befestigen lässt. ´
"Umlauf der Gedanken" heißt das Projekt, das Dr. Stefan Blechschmidt und Dr. Helmut Hühn vom Sonderforschungsbereich 482 "Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800" in Zusammenarbeit mit Dr. Nikolas Immer vom Institut für Germanistische Literaturwissenschaft konzipiert haben. In Kooperation mit der Stadt Jena und dem Wohnungsunternehmen "Jenawohnen" sind vier großformatige, leuchtend rote Banner mit Gedanken Schillers an den einstigen Wohnorten des Denkers und Dichters in Jena angebracht worden. So werden die Orte markiert, an denen Schiller in Jena gelebt hat, und die Gedanken vergegenwärtigt, die an diesen Orten gefasst worden sind. Die ersten Banner wurden bereits am 25. Juni angebracht und werden noch bis zum Schiller-Geburtstag am 10. November an den Häuserfassaden der Jenergasse 26, der Zwätzengasse 9, am Unteren Markt und am Griesbachschen Haus zu sehen sein.
Das Projekt hätte dem bedeutenden Künstler womöglich gefallen, denn auch er wollte mit seinen Werken den menschlichen Geist in Bewegung bringen. "Wir wollen die Betrachter herausfordern. Sie sollen sich mit den Fragen und Aussagen Schillers auseinandersetzen und nach ihrer gedanklichen Einheit fragen", sagt Stefan Blechschmidt. Den Geist in Bewegung setzen, zum Denken und zur Kommunikation anregen - eben den "Umlauf der Gedanken" in Gang bringen - das sind die Absichten der Initiatoren. Im Gedenkjahr 2009 werde Schiller auf diese Weise in Jena nicht nur akademisch geehrt. Vorbeieilende Jenenser, staunende Touristen, ausgelassene Studenten - alle können Schiller in der Stadt begegnen und sich ansprechen lassen.
Die Projektinitiatoren lassen die Passanten nicht etwa allein mit Schillers Gedankenfragmenten. Will man mehr über die Zusammenhänge und den großen Dichter erfahren, gibt es den Internetauftritt www.gedankenumlauf.de. Hier erhalten Wissbegierige umfassende Informationen eben nicht nur zu Schillers Leben und Werk in Jena. Sie können eintauchen in die Orts- und Gedankenzusammenhänge der Bannersprüche. Wer die Internetseite besucht, wird auch die Möglichkeit haben, dort eigene Gedanken zusammenzufassen.
Parallel zum Projekt rufen die Organisatoren einen Essaywettbewerb aus, an dem sich Schüler und Studierende mit Texten rund um die Schiller-Zitate beteiligen können (die konkreten Details sind der Internetseite zu entnehmen). Die ausgezeichneten Essays werden Ende des Jahres in lokalen Medien veröffentlicht.
Kontakt:
Dr. Stefan Blechschmidt
Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der
Universität Jena
Fürstengraben 18, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944211
E-Mail: s_blechschmidt[at]web.de
Dr. Helmut Hühn
Sonderforschungsbereich 482 "Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800" der Universität Jena
Humboldtstr. 34, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944054
E-Mail: h.huehn[at]uni-jena.de
Dr. Nikolas Immer
Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der
Universität Jena
Fürstengraben 18, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944211
E-Mail: immer[at]uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Philosophie / Ethik, Sprache / Literatur
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Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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