idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
30.03.2001 10:15

Gestaltete Natur im Fokus der Wissenschaften

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    "Projekt Herrenhausen": Wird Hannover bald Standort eines Zentrums für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur? Symposium zur Vorbereitung in Hannover am 30. und 31.
    März 2001

    Am 30. und 31. März 2001 tagen 45 Fachleute aus Europa und den USA im ehemaligen Haus des Herrenhausener Gartendirektors Friedrich Karl von Hardenberg, um über die Gründung und Konzeption eines Forschungszentrums für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur in Hannover-Herrenhausen zu diskutieren und über dessen Kombination mit einem Ausstellungsbereich nachzudenken. Sie werden sich auch mit den thematischen Schwerpunkten und der Struktur solch eines Zentrums auseinander setzen. Der Workshop wird vom Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur der Universität Hannover, das sich schon lange für die Gründung einer Forschungsinstitution einsetzt, und dem Grünflächenamt der Landeshauptstadt Hannover veranstaltet. Die VolkswagenStiftung fördert die Tagung mit 100.000 Mark. Die Ergebnisse werden mit Unterstützung der Stiftung Niedersachsen publiziert.

    Und darum geht es: In einem Forschungszentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur sollen die Geschichte der Gartenkunst weiter erforscht und Qualitätsmaßstäbe für die zeitgenössische Landschaftsarchitektur gesetzt werden. Bereits im Vorfeld des Symposiums haben renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Europa großes Interesse an dem Projekt gezeigt. Ihr Tenor: Sie würden eine Anlaufstelle in Europa begrüßen, die etwa die vielfältigen Forschungsprojekte zur Gartenkunst, Gartendenkmalpflege und Landespflege recherchiert und sammelt. Oft sind die Forschungen in unterschiedlichen Disziplinen angesiedelt und erstrecken sich auf öffentliche wie private Institutionen. Das geplante Forschungszentrum in Hannover könnte zu einem wichtigen "Knotenpunkt" in einem Netz von Einrichtungen werden, die sich der Erforschung und Pflege von Werken der Gartenkunst verschrieben haben. Ein Ort, an dem sich die Fachleute aus verschiedenen Disziplinen und Ländern treffen und Erfahrungen austauschen können. Diese Erwartungen werden unter anderem von Experten aus Italien, Tschechien, Frankreich, Österreich und Deutschland formuliert.

    "Eine Verbindung von Geschichtsforschung, Gartendenkmalpflege und zeitgenössischer Landschaftsarchitektur ist weltweit einzigartig, dabei äußerst notwendig und längst überfällig", sagt Professor Dr. Joachim Wolschke-Bulmahn vom Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur der Universität Hannover. Die geplante Institution könnte wichtige Impulse an Wissenschaft und Praxis geben. "Gartenkunst" wird dabei in seiner ursprünglichen Bedeutung verstanden und bezieht das öffentliche Grün, die Grünplanung, die Landesverschönerung und Landschaftspflege sowie die Gartendenkmalpflege ein. Bis heute gibt es große Lücken in der Erforschung der sozialen und funktionalen Qualitäten von Gärten und ihrer herausragenden Bedeutung für die Kultur und Geistesgeschichte einer Gesellschaft. Durch unzureichende Pflege und fehlgeleitete Nutzung geht wertvolles Kulturgut unwiederbringlich verloren. Information und Weiterbildung - etwa von Fachkräften mit Blick zum Beispiel auf die Pflege historischer Gärten - sollten deshalb neben Spitzenforschung die Schwerpunkte des geplanten Zentrums sein. "Gärten sind wunderschöne Erlebnisräume, und wir wollen die Bevölkerung für ihren Genuss sensibel machen und Verständnis wecken für ihre Pflege und Errichtung", sagt Wolschke-Bulmahn. "Das ist oft sehr schwierig in einer Zeit, in der alles sehr schnell gehen muss: Gärten brauchen Zeit, Bäume wachsen langsam, Alleen müssen bisweilen abgeholzt und neu gepflanzt werden."

    Das Forschungszentrum sollte sich gerade auch einem interessierten Publikum von Gartenliebhabern und -nutzern öffnen - etwa durch Seminare oder öffentliche Vorträge, die in die Welt der Gartenkunst und Gartenkultur einführen. "Das Zentrum muss einerseits Stätte der Forschung sein, andererseits ein Ort, der in seiner Ausstrahlung eine breitere Öffentlichkeit anspricht", betont Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung: "Denkt man in diesem Zusammenhang etwa an die Kombination mit einem Gartenkunstmuseum, so sollte es sich um eine Stätte handeln, die sich gerade auch der Möglichkeiten moderner Visualisierung bedient."

    "Zugleich müssen für die zeitgenössische Landschaftsarchitektur Qualitätsmaßstäbe definiert und eine gute Fachkritik entwickelt werden", fordert Professor Dipl.-Ing. Günter Nagel vom Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur der Universität Hannover. Heute lebten mehr als 50 Prozent der Bevölkerung in Städten; die Verteilung von Bäumen, öffentlichen Räumen, Grünflächen, Parks und Gärten seien wichtige Qualitätsmerkmale einer Stadt. Gartenkunst und Landschaftsarchitektur müssten folglich in ihrer Bedeutung der Architektur gleichgestellt und in den Städtebau gleichberechtigt integriert werden, damit eine Stadt für ihre Bewohner lebenswert wird. Nagel plädiert dabei für eine "integrierte Planung", die Nutzungswünsche an eine Anlage und deren ökologische Wirksamkeit ebenso berücksichtigt wie deren Ästhetik. Experimente dazu könnten in einem dem Forschungszentrum zugeordneten "Studio für Landschaftsarchitektur" gemacht werden. Die Arbeit des Forschungs- und Ausstellungszentrums sollte auf lange Sicht die Menschen zum "Garten-Denken" (Hubert Markl) gegenüber der von uns genutzten Erde anregen.

    Eine Anzahl von Sammlungen und Bibliotheken mit spezieller Literatur zur Gartenkunstgeschichte und Landschaftsarchitektur, die Aktivitäten der Universität mit den Fachbereichen Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung - und darüber hinaus die erfolgreiche Etablierung der Gartendenkmalpflege als wissenschaftliche Disziplin am dortigen Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur: Hannover hat bereits eine Menge zu bieten auf dem weiten Feld der Gartenkunst und der Landschaftsarchitektur. Das Landesamt für Denkmalpflege als denkmalpflegerische Fachinstitution mit Zuständigkeit für alle 1200 ausgewiesenen Gartendenkmale Niedersachsens hat seinen Sitz ebenfalls in der Landeshauptstadt. "Die Initiatoren stimmen überein, dass Hannover und insbesondere der Standort Herrenhausen sehr gut für das geplante Forschungszentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur in Deutschland geeignet sind", führt Professor Dr. Kaspar Klaffke aus, Leiter des Grünflächenamts der Landeshauptstadt Hannover.

    Dass sich auch die hannoversche Bevölkerung traditionell sehr für Gartenkultur interessiere, habe seinen Ursprung in den Herrenhäuser Gärten, die "bis heute der Glanzpunkt der öffentlichen Grünanlagen in Hannover sind", wie Klaffke meint. Außer den Herrenhäuser Gärten bietet Hannover Grünflächen aus den verschiedenen Epochen der Gartenkultur: Insgesamt gehören rund 50 Prozent des Stadtgebiets unterschiedlichen Freiraumkategorien an und eignen sich als Studienobjekte. Initiativen wie das Expo-Projekt "Stadt als Garten", bei dem mit einem Investitionsvolumen von 130 Millionen Mark die Gartenqualitäten von Hannover wesentlich verbessert werden konnten, oder der "Grüne Ring", der die systematische Stadtgrünplanung an der Nahtstelle zwischen Stadt und angrenzenden Gemeinden fortsetzen will, festigen die Position Hannovers als "Stadt der Gärten". Welche Stadt würde sich also besser für ein überregional ausstrahlendes Forschungs- und Ausstellungszentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur eignen?

    "Mit Hilfe eines solchen Forschungszentrums als ungewöhnlicher Einheit aus Archiv, Bibliothek, Museum und Wissenschaftsstätte sollte es gelingen, Kompetenz im Bereich der Forschung anzuziehen und auszubilden sowie der Stadt Hannover wieder zu einem Stück mehr Profilbildung auch aus internationaler Sicht zu verhelfen", hofft Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung.

    Mit der Tagung am 30. und 31. März sollen die inhaltlichen Schwerpunkte und die Struktur des geplanten Zentrums konkret Gestalt annehmen. Es soll zu einer Initialzündung kommen, die dann die notwendige Konzeptualisierung und Realisierung vor dem Hintergrund der Gegebenheiten in Herrenhausen befördern. Am Schluss der Tagung wird ein Thesenpapier stehen: so genannte Herrenhäuser Thesen, die als Leitlinien für solch ein Projekt auch im internationalen Kontext bestehen können.

    Kontakte:
    VolkswagenStiftung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Christian Jung, Tel.: 05 11 / 83 81 - 380

    Universität Hannover, Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur, Anette Freytag, Tel.: 05 11 / 7 62 - 5789


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Biologie, Informationstechnik, Kunst / Design, Meer / Klima, Musik / Theater, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).