Fremdenfeindlichkeit und rechtsextreme Gewalt sind gesamtdeutsche Phänomene, zeigen jedoch eine regional sehr ungleiche Verteilung. Das verdeutlichen Deutschlandkarten, die das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) auf der Internetseite "Nationalatlas aktuell" veröffentlicht hat.
Rund 20 000 politisch motivierte Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund registrierten die Verfassungsschutzämter 2008 in Deutschland, 3000 mehr als im Vorjahr. Bei den Strafdelikten wie bei der Verbreitung und gesellschaftlichen Akzeptanz rechter Ideologien bestehen indes klare regionale Unterschiede, wie die jetzt unter http://aktuell.nationalatlas.de abrufbaren Karten und Diagramme anschaulich zeigen.
Danach ist politisch motivierte Kriminalität von rechts, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, in Ostdeutschland häufiger als im Westen und Süden. Rechtsextreme Parteien wie NPD und Republikaner erreichen in den neuen Bundesländern, aber auch im östlichen Bayern, fast durchweg höhere Stimmenanteile als im übrigen Deutschland. Und auch die Darstellung zum Medienecho rechter Gewalt zeigt deutliche Schwerpunkte im Osten. Orientierungslosigkeit in Regionen mit sinkender Wirtschaftskraft, die Abwanderung von besser Qualifizierten und eine höhere Neigung zu "autoritativen Lösungen gesellschaftlicher Probleme" werden in dem Beitrag als einige der Gründe genannt.
Der Autor, Diplomgeograph Sebastian Schipper von der Goethe-Universität Frankfurt, weist in seinem Artikel auch auf die methodischen Schwierigkeiten bei der Dokumentation und räumlichen Darstellung dieser Phänomene hin. Beispielsweise lässt sich die Verbreitung rechtsextremer Ideologien nur indirekt über das Wahlverhalten fassen. Ein Zusammenhang zwischen hohen Wahlergebnissen für rechtsextreme Parteien und dem lokalen Auftreten rechter Gewalt ist allerdings nicht feststellbar, zumindest wenn man das Medienecho als - ebenfalls nicht unproblematisches - Messinstrument rechter Kriminalität heranzieht.
Selbst einheitliche Kriterien bei der Beurteilung politisch motivierter Straftaten, wie sie die Verfassungsschutzämter seit 2001 verwenden, sind kein Garant für die Verlässlichkeit der Daten. Zu viele gesellschaftliche Faktoren beeinflussen die Kriminalstatistik - gerade bei politisch motivierten Delikten: "Die Statistiken zur politisch motivierten Kriminalität sind immer auch durch den Filter des gesellschaftlichen Umfeldes zu sehen, der zu ihren Ergebnissen in kaum quantifizierbarer Weise mit beiträgt", gibt Schipper zu bedenken. Auch kartographische Darstellungen seien darum nicht "objektiv". Als Hilfsmittel könnten sie aber Erkenntnisse über Verteilungsmuster und damit Anhaltspunkte für regional angepasste Strategien gegen Rechtsextremismus bieten.
"Nationalatlas aktuell" erreichen Sie unter http://aktuell.nationalatlas.de. Alle Karten und Diagramme stehen dort zusätzlich als PDF-Dokumente zum Herunterladen bereit und können auf Wunsch in Druckqualität zur Verfügung gestellt werden.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Volker Bode, Leibniz-Institut für Länderkunde, Tel. +49 (0)341 255-6543, nadaktuell@ifl-leipzig.de.
http://aktuell.nationalatlas.de
http://www.ifl-Leipzig.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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