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03.07.2009 13:25

UDE: IAQ untersucht Geschlechter-Ungleichheit im Einzelhandel

Katrin Braun Pressestelle
Universität Duisburg-Essen

    Verkäuferin im deutschen Einzelhandel bleibt ein typischer Job, in dem Frauen die Rolle als "Dazuverdienerinnen" ausfüllen. Trotz Qualifikationserfolgen und zunehmend höherwertigen Abschlüssen verdienen sie 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen und haben schlechtere Karrierechancen. Die traditionellen Rollenmuster werden durch die Beschäftigungspolitik der Unternehmen, die Minijobs und Teilzeitarbeit nutzen, rückläufige Tarifbindung und das deutsche Steuer- und Sozialsystem zementiert anstatt aufgebrochen. Das zeigen aktuelle Untersuchungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen.

    Die IAQ-Arbeitsmarktforscherin Dorothea Voss-Dahm hat die Ursachen geschlechtsspezifischer Ungleichheit im Einzelhandel untersucht. 72 Prozent der Beschäftigten in der Branche sind Frauen, mittlerweile ist jeder vierte Arbeitsplatz ein Minijob. Vor allem im Lebensmittel-Einzelhandel wird das Arbeitsvolumen nach dem Prinzip verteilt, dass nur das (in der Regel männliche) Management Vollzeit arbeitet - das Tagesgeschäft wird dagegen von Beschäftigten in Teilzeit und Minijobs abgewickelt. Frauen finden so zwar oft einen Wiedereinstieg in den Beruf, sind aber minder sozial abgesichert und erzielen wegen der niedrigen Löhne kein existenzsicherndes Einkommen.

    Über 80 Prozent der Beschäftigten im Einzelhandel verfügen über eine abgeschlossene Berufsausbildung, die Aufstiegsfortbildung "Fachwirt/in im Handel" absolvierten 2006 immerhin 45 Prozent Frauen, "Handelsassisten/in" werden bereits mehr Frauen als Männer. Karriere machen aber eher die Männer, die sowohl in mittleren Führungspositionen wie auch in den Abteilungsleitungen die Mehrheit stellen.

    Die Zusatzqualifikationen der Frauen werden dagegen vielfach "gratis" genutzt: Frauen, die über Abschlüsse aus Aufstiegsfortbildungen verfügen, übernehmen z.B. Verantwortung für die Warenbestellung, werden in den Schließplan einbezogen oder sind für den Kassenschluss verantwortlich. Für die zusätzlichen Aufgaben gibt es keine Entlohnung, weil nach Tarifvertrag die "überwiegend ausgeübte Tätigkeit" bezahlt wird, was Interpretationen zulässt. Nicht selten nehmen sie die Situation auch in Kauf, weil sie in Führungspositionen Verantwortung übernehmen und unbezahlte Überstunden leisten müssten. "Paradoxerweise bildet das Aus- und Weiterbildungssystem im Einzelhandel den Rahmen, um die geschlechtsspezifische Ungleichheit zu verstärken", betont Dorothea Voss-Dahm.

    Aktuelle Publikation zum Thema:
    Voss-Dahm, Dorothea, 2009: Warum Simone auch zukünftig weniger verdient als Simon: Ursachen geschlechtsspezifischer Ungleichheit im Einzelhandel. In: Lehndorff, Steffen (Hrsg.): Abriss, Umbau, Renovierung? Studien zum Wandel des deutschen Kapitalismusmodells. Hamburg: VSA-Verl., S. 81-109

    Weitere Informationen: www.iaq.uni-due.de
    Dorothea Voss-Dahm, Tel. 0203/379-1826, E-Mail: dorothea.voss-dahm@uni-due.de

    Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0170/8761608, presse-iaq@uni-due.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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