AUS DER MEDIZIN FÜR DIE MEDIEN 11-2001
Betablocker gehören seit 35 Jahren zu den Klassikern der Medikamente. Vor allem werden sie zur Behandlung von Erkrankungen der Herzkranzgefäße, aber auch bei Herzschwäche und bestimmten Herzrythmusstörungen verwendet und zur Senkung des Bluthochdrucks eingesetzt. Sie gelten zur Zeit als Medikamente der ersten Wahl bei jungen Hypertonikern, die keine weiteren Störungen im Herzkreislaufbereich haben. Sind diese jungen Patienten jedoch übergewichtig (und Fettsucht ist Begleiter fast aller Hochdruckkranken)so sollten sie nicht in erster Linie mit Betablockern behandelt werden.
Zu dieser Warnung sieht sich Professor Arya Sharma von der Franz Volhard Klinik der Charité veranlaßt nach Durchsicht acht großer Studien, in denen der Einsatz von Betablockern und anderen Hochdruckmitteln bei Patienten mit Bluthochdruck verglichen wurden. Seine Analyse hat Sharma in der Fachzeitschrift "Hypertension" (2001;37:250) veröffentlicht.
Sharma fiel auf, daß die Patienten während der ersten Monate der Behandlung mit Betablockern bis zu sieben Pfund an Gewicht zunehmen und dieses zusätzliche "Gepäck" im weiterenVerlauf der Behandlung auch nicht mehr verlieren. Bei Patienten, die andere Mittel eingenommen hatten, fand sich keine entsprechende Gewichtsszunahme. Wachsendes Übergewicht ist jedoch ein starker Risikofaktor für die Entwicklung von weiteren Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen wie etwa Diabetes.
Die Gewichtszunahme kann im wesentlichen aus dem Wirkprofil der Betablocker auf den Energiehaushalt erklärt werden:
· So mindern Betablocker den Energiestoffwechsel um 4 bis 9%. Beispielsweise ist die natürlicherweise auftretende Wärmeentwicklung im Anschluß an eine kohlehydrathaltige Mahlzeit um 25 % geringer. Außerdem sinkt auch der durch die Mahlzeiten üblicherweise hervorgerufene Mehrbrauch an Sauerstoff um 23 %.
· Außerdem verringert sich, wie Sharmas Arbeitsgruppe kürzlich zeigen konnte, der Grundumsatz bei dicken Hypertonikern um 12 % , verändert sich jedoch unter der Einnahme anderer blutdrucksenkender Mittel nicht.
· Weiter ist bekannt, daß Betablockade die Fettverbrennung hemmt.
· Nicht zuletzt gibt die unter Betablockern auftretende Müdigkeit wiederum Anlaß zu mangelhafter körperlicher Aktivität.
Auch wenn diese Faktoren im Einzelnen gering sind, so summieren sie sich doch im Laufe der Zeit und erschweren es Ubergewichtigen abzuspecken. Ob neuere "atypische" Betablocker sich hinsichtlich dieser Wirkungen von älteren Betablockern unterscheiden, muß erst noch untersucht werden.
Silvia Schattenfroh
____________________________________________________________
Charité
Medizinische Fakultät der
Humboldt Universität zu Berlin
Dekanat
Pressereferat-Forschung
Dr. med. Silvia Schattenfroh
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
FON: (030) 450-70 400
FAX: (030) 450-70-940
e-mail: silvia.schattenfroh@charite.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).