Reinhard-Koselleck-Förderung für Untersuchungen an Riff-Fischen
Der Tübinger Evolutionsökologe Prof. Nico Michiels hat im Rahmen der Reinhard-Koselleck-Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für ein Forschungsprojekt an Riff-Fischen ein Fördergeld von einer Million Euro erhalten. Michiels möchte damit über fünf Jahre hinweg die Funktionen und Mechanismen der roten Fluoreszenz bei im Riff lebenden Fischarten erforschen. Mit den Reinhard-Koselleck-Projekten, die nach dem 2006 verstorbenen Bielefelder Historiker benannt sind, fördert die DFG besonders innovative und im positiven Sinne hoch risikobehaftete Forschungsvorhaben. Mit einer Pauschalförderung von 500.000 bis 1,5 Millionen Euro bekommen erfahrene Wissenschaftler die Möglichkeit, über fünf Jahre ein neues Forschungsgebiet zu erschließen.
Bereits 2007 hat Nico Michiels entdeckt, dass einige den Boden bewohnenden Riff-Fische rot fluoreszierende Strukturen aufweisen. Die langen Wellenlängen des Lichts, also der rote Spektralanteil, werden ab einer Wassertiefe von etwa zehn Metern sehr schnell absorbiert, weshalb das Wasser blaugrün wirkt. Daher wurde Rot als Farbe in der Tiefe lange als nicht existent betrachtet. Das galt auch für Meeresfische und deren Fähigkeit, Farbe wahrzunehmen: Nach der gängigen Lehrmeinung sehen Meeresfische kein Rot. Nico Michiels' Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass mehr als 10 Fischfamilien mit über 20 Gattungen in der Lage sind, blaugrünes Licht unabhängig von der Wassertiefe in rote, fluoreszierende Signale umzuwandeln. Bezüglich der fluoreszierenden Pigmente gibt es Hinweise auf einen bakteriellen Ursprung.
Erste Beobachtungen deuten an, dass die Fische langwelliges Licht durchaus wahrnehmen und es bei der Kommunikation und womöglich auch für Beutefang, Warnung oder Tarnung einsetzen. Michiels möchte die adaptiven Funktionen der roten Fluoreszenz genauer erforschen und dabei nachweisen, dass die vermuteten Signalempfänger der eigenen Art und/oder anderer Arten Rot sehen können. Zudem möchte er mit histologischen, mikroskopi-schen, mikrobiologischen und molekularbiologischen Ansätzen die Mechanismen der Fluoreszenz erklären.
Die Experimente werden teils im Mittelmeer und auf Riffen in Ägypten und Australien, teils in Salzwasseraquarien im Tübinger Labor durchgeführt. Michiels ist dabei vielfach auf die Zusammenarbeit mit Tübinger und ausländischen Kollegen aus der Chemie, Zellbiologie, Neurobiologie und der marinen Biologie angewiesen. Der Evolutionsbiologe hofft, dass die inter-disziplinäre Herangehensweise zum raschen Erkenntnisgewinn beiträgt und damit Grundsteine für einen größeren Kooperationsverbund gelegt werden können.
Kontakt:
Prof. Dr. Nico Michiels
Institut für Evolution und Ökologie, Evolutionsökologie der Tiere
Auf der Morgenstelle 28, 72076 Tübingen
Tel.: (0 70 71) 29 7 88 76
E-Mail: nico.michiels@uni-tuebingen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsprojekte, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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