Neuherberg, 27.07.2009. Untersuchungen des Helmholtz Zentrums München haben ergeben, dass seit Einführung der Umweltzone in München am 1. Oktober 2008 die relative PM10-Feinstaubbelastung gegenüber dem Vorjahreszeitraum bereits in den ersten vier Monaten abgenommen hat. Insbesondere an den Messstationen, die einen hohen Eintrag aus dem lokalen Verkehr erhalten, zeigt sich ein nachweisbarer Rückgang. Der Untersuchungsansatz basiert auf der Berücksichtigung des Einflusses witterungsbedingter Schwankungen der Feinstaubbelastung.
Seit 2008 sind in zahlreichen deutschen Städten und Ballungsräumen Umweltzonen eingeführt worden oder gegenwärtig in Planung. Ziel dieser Maßnahme ist es, die häufigen Überschreitungen der Grenzwerte für Feinstaub in den Innenstädten zu minimieren und damit die Gesundheit der Bevölkerung besser zu schützen. Bis dato gibt es aber erst wenige Untersuchungen zur Wirksamkeit solcher Maßnahmen.
In ihrer jüngsten Studie verglichen Dr. Josef Cyrys, Prof. Annette Peters und Prof. H.-Erich Wichmann vom Institut für Epidemiologie des Helmholtz Zentrums München jeweils gleich lange Zeitperioden vor und nach Einführung der ersten Stufe der Umweltzone innerhalb des Mittleren Rings ab Oktober 2008. Die Beeinflussung der PM10-Konzentrationen durch meteorologische Einflüsse glichen sie rechnerisch durch einen Vergleich mit einer Referenzstation außerhalb der Umweltzonen aus. Denn im Vergleich zu den meteorologisch bedingten Schwankungen der PM10-Konzentrationen tritt der Minderungseffekt der Umweltzone in den Hintergrund. Daher muss bei der Analyse der Messdaten der Einfluss der Witterung berücksichtigt werden.
Das Ergebnis ist deutlich: Im Zeitraum Oktober 2008 bis Januar 2009 hat die relative PM10-Feinstaubbelastung gegenüber dem Vorjahr in der Umweltzone in dem erwarteten Ausmaß abgenommen. Der Rückgang an den Messstationen mit hohem Beitrag des lokalen Verkehrs war stärker ausgeprägt - so etwa am Stachus mit einem Minus von zehn Prozent oder an der Prinzregentenstraße mit sogar zwölf Prozent. An der verkehrsärmeren Messstation an der Lothstraße waren es demgegenüber lediglich minus fünf Prozent. Sogar am Rande der Umweltzone wie etwa an der stark verkehrsgeprägten Messstation Landshuter Allee zeigte sich mit einem Minus von neun Prozent ein klarer Rückgang der relativen Belastung.
Prof. Wichmann vom Helmholtz Zentrum München betont: "Die Reduktion erscheint zwar klein, wir gehen aber davon aus, dass sie vor allem die gesundheitsrelevanten Komponenten des Feinstaubs betrifft, die aus der Verbrennung in Kraftfahrzeugmotoren, speziell Dieselmotoren, stammen." Bedenkt man ferner, dass Diesel-Pkws und -Lkws zusammengenommen einen Beitrag von etwa zwölf Prozent zur mittleren Belastung der deutschen Bevölkerung mit PM10-Feinstaub liefern, so sind die gefundenen Veränderungen durchaus bemerkenswert.
Die Wissenschaftler mutmaßen, dass die Effekte der Umweltzonen auf die Reduktion von PM2.5-Feinstaub und ultrafeinen Partikeln größer sind, leider liegen hierzu aber keine geeigneten Daten vor. Wünschenswert wäre weiterhin, die durch die Umweltzonen verursachte Veränderung der Partikelzusammensetzung zu erfassen. Dabei sind der Rußanteil sowie das oxidative Potential von organischen Verbindungen von großer Bedeutung.
Weitere Informationen
Originalpublikation:
Cyrys J, Peters A, Wichmann HE (2009) Umweltzone München - Eine erste Bilanz. Umweltmed Forsch Prax 14 (3) 127-132.
Weitere Literatur zum Thema:
Eikmann T, Herr C (2009) Editorial: Ist die Einführung von Umweltzonen tatsächlich eine sinnvolle Maßnahme zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung? Umweltmed Forsch Prax 14 (3) 125-12.
Wichmann HE (2008) Schützen Umweltzonen unsere Gesundheit oder sind sie unwirksam?
Umweltmed Forsch Prax 13, 7-10
Wichmann HE (2005) Feinstaub: Lufhygienisches Problem Nr. 1 - eine aktuelle Übersicht. Umweltmed Forsch Prax 10(3), 157-162.
Wichmann HE (2004) Positive gesundheitliche Auswirkungen des Einsatzes von Partikelfiltern bei Dieselfahrzeugen - Risikoabschätzung für die Mortalität in Deutschland. Umweltmed Forsch Prax 9, 85-99
Das Institut für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München (Direktor: Prof. Dr. Dr. H.-Erich Wichmann) beschäftigt sich mit methodischen Fragen der Quantifizierung kleiner Risiken, mit der Auswirkung von Partikeln und Luftschadstoffen auf die Lunge und das Herzkreislaufsystem sowie der regionalen Verteilung und Entwicklung von Atemwegserkrankungen und Allergien. Ein neuer Schwerpunkt des Instituts ist die molekulare Analyse von komplexen Erkrankungen (z.B. Asthma, Typ 2 Diabetes, Herzinfarkt). Zentrales Ziel ist es, die Rolle von Umwelteinflüssen und genetischen Veranlagungen auf die menschliche Gesundheit mit epidemiologischen Methoden zu untersuchen.
Das Helmholtz Zentrum München ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Als führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health erforscht es chronische und komplexe Krankheiten, die aus dem Zusammenwirken von Umweltfaktoren und individueller genetischer Disposition entstehen. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1680 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 16 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit insgesamt 26500 Beschäftigten zusammengeschlossen haben.
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Messung der Partikelbelastung an einem stark befahrenen Standort.
Foto: Bernd Müller.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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