idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.08.2009 22:41

"Rechte von Menschen mit Behinderungen im Schulbereich stärken" - Sehr gut! Aber ...

Klaus P. Prem Presse - Öffentlichkeitsarbeit - Information
Universität Augsburg

    Das Augsburger FISS begrüßt den bayerischen Kabinettsbeschluss vom 28. Juli 2009, warnt aber vor etwaigem Schielen auf fiskalische Mitnahmeeffekte, das ein Aufspringen der Bildungspolitik auf den inklusiven Trend womöglich mitmotivieren könnte.
    _____________________________

    Zum Beschluss "Rechte von Menschen mit Behinderungen im Schulbereich stärken", den das Bayerische Kabinett am 28. Juli 2009 gefasst hat, nimmt das am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik der Universität Augsburg angesiedelte "Forum für inklusive Strukturen an Schulen" (FISS) wie folgt Stellung:

    Als Mitglieder des "Forums für inklusive Strukturen an Schulen" begrüßen wir den Kabinettsbeschluss "Rechte von Menschen mit Behinderungen im Schulbereich stärken". Wir bekräftigen ausdrücklich die Absicht des Bayerischen Kultusministeriums, "die Chancengleichheit und die gesellschaftliche Teilhabe von jungen Menschen mit Behinderung im Bildungsbereich gezielt zu fördern".

    Insbesondere unterstützen wir "die verbesserte Förderung von Schülern und Schülerinnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf an der allgemeinen Schule durch Mobile Sonderpädagogische Dienste" mit dem Ziel, "dass langfristig mehr Kinder und Jugendliche mit Behinderung die allgemeine Schule besuchen können."

    Wir begrüßen auch die beabsichtigte Fortentwicklung der "bestehenden Systeme" durch "so genannte inklusive Modelle", sind aber der Meinung, dass die in der UN-Konvention über die Rechte der Behinderten geforderten inklusiven Strukturen weit über den bisher praktizierten bayerischen Weg der Außen- und Kooperationsklassen hinausgehen und vollkommen neu konzipiert werden müssen.

    Bis hier aber wesentliche Änderungen zu erwarten sind, liegt es in der Verantwortung der Bayerischen Staatsregierung, alles zu unternehmen, was einer optimalen schulischen Betreuung aller Schülerinnen und Schüler im bisher vom Kultusministerium favorisierten Sonderschulsystem dient. Keinesfalls darf die geplante inklusive Beschulung der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf zu einer Verringerung der Lehrerstunden an den Förderschulklassen und damit zu einer Verringerung der Sonderschullehrerzahl führen. Hier läge sonst der Verdacht nahe, dass sich Bildungspolitiker durch das "Aufspringen auf den inklusiven Trend" verbunden mit Stelleneinsparungen an den Förderschulen willkommene fiskalische Mitnahmeeffekte erhoffen wollten!

    Im und mit unserem FISS beraten und begleiten wir seit Jahren Familien und Schulen bezüglich schulischer Integrationsprozesse. Als ein wesentliches Ergebnis unserer Analysen und unserer Forschung nach den Bedingungen gelingender Integration haben wir festgestellt:

    Eine unverzichtbare Bedingung für Integration und Inklusion besteht in der effektiven Kooperation von Lehrkräften aus Regelschulen und Förderzentren und vor allem im Ausbau und in der umfassenden Verfügbarkeit des Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes. Ihm kommt im inklusiven Schulsystem eine in ihrem Ausmaß noch gar nicht genau erfasste Bedeutung zu.

    Lehrkräfte aus Regelschulen sind auf die fachliche Kompetenz der Förderschullehrkräfte und deren Unterstützung in Unterricht und Schulleben angewiesen. Stellenkürzungen in diesen Aufgabenbereichen wären deshalb unverantwortlich!

    Für das Forum für inklusive Strukturen an Schulen (FISS):

    Dr. Pius Thoma und Dr. Cornelia Rehle
    c/o Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik
    Universität Augsburg
    86135 Augsburg
    Telefon 0821/598-5602
    cornelia.rehle@ phil.uni-augsburg.de oder pius.thoma@phil.uni-augsburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.fiss-inklusion.de/home.htm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    regional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).