Welche Bilder haben wir vor Augen, wenn wir uns an die Mondlandung oder die eigene Einschulung erinnern? Inwieweit stimmen die Bilder mit den tatsächlichen Ereignissen überein? Oder wie sehr sind sie von Medien überformt? Mit Fragen wie diesen hat sich Ulrike Kregel in ihrer Dissertation "Bild und Gedächtnis" beschäftigt. Die Autorin studierte und promovierte am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU).
Wenn wir uns an ein Erlebnis erinnern, dann haben wir stets bestimmte Bilder vor Augen. Da uns diese inneren Bilder aber verloren gehen können, schaffen wir uns äußere Bilder wie Fotos oder Gemälde, um sie zu bewahren. "Sie werden zu Projektionsflächen unserer Erinnerung, dienen dem Menschen als Gedankenstütze und werden so Teil der Erinnerungskultur", erklärt Ulrike Kregel den Zusammenhang zwischen Bild und Gedächtnis.
In ihrer Dissertation geht die Medienwissenschaftlerin der Frage nach, wie das visuelle Gedächtnis funktioniert und welche Rolle die vom Menschen produzierten Bilder spielen: Welche Bilder haben wir vor Augen, wenn wir uns erinnern? Wie ist es um unser Erinnerungsvermögen bestellt? "Ich wollte theoretisch ergründen, wie das Ganze zusammenhängt", fasst sie zusammen.
Seit der Entstehung Neuer Medien hat sich die Medienlandschaft rasant gewandelt, Bilder sind dominanter denn je. Elektronische und multimediale Medien wie das Fernsehen oder Internet zählen dazu. Die mit dem digitalen Medium erreichte unbegrenzte Speicherkapazität hat aber auch eine nachhaltige Veränderung der Erinnerungskultur zur Folge. Denn anders als bei herkömmlichen Fotoapparaten muss man sich bei der Verwendung von Digitalkameras keine Gedanken über die Anzahl und Motive der Aufnahmen machen: "Man drückt auf den Auslöser und selektiert die Fotos später. So entstehen unendlich viele Abbildungen der Wirklichkeit, die gespeichert werden können", erklärt Ulrike Kregel.
Da die Gedächtnisleistung des Einzelnen jedoch begrenzt ist und "alles erinnern" schließlich "alles vergessen" bedeuten würde, spricht die Medienwissenschaftlerin an dieser Stelle von der Möglichkeit einer "digitalen Amnesie". Es setzen sich meist nur wenige Bilder durch, die im Gedächtnis der Menschen haften bleiben. Einige davon werden sogar zu Ikonen, etwa Aufnahmen des einstürzenden World Trade Centers oder der beiden Flugzeuge, die am 11. September 2001 in die Gebäude flogen.
Bilder seien allerdings Konstrukte, so auch die Bilder unserer Erinnerung, weshalb Erinnern für die Autorin immer auch etwas mit Erfinden zu tun hat.
Ulrike Kregel: Bild und Gedächtnis - Das Bild als Merkzeichen und Projektionsfläche des Vergangenen
Kulturverlag Kadmos 2009
Preis: 24,90 Euro, ISBN 978-3-86599-088-4
Ansprechpartner zu dieser Pressemitteilung
Dr. Ulrike Kregel
Telefon: 0345 1714504
E-Mail: ulrike.kregel@web.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medien- und Kommunikationswissenschaften
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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