Mathematikum: Der millionste Besucher kommt an diesem Wochenende ins mathematische Mitmachmuseum - Erfolgsgeschichte in der Liebigstraße in Gießen
Seine Besucher machen ihn immer wieder sprachlos, gibt Prof. Albrecht Beutelspacher zu. Und jetzt erwartet er zum Wochenende - im siebten Jahr des Bestehens des Mathematikums in Gießen - den millionsten Besucher. Der Gründer des mathematischen Mitmachmuseums staunt nicht nur, dass der Zustrom viel höher ist als anfänglich berechnet. Er ist auch immer wieder begeistert von seinen Besuchern, von denen er überzeugt ist, dass sie das Mathematikum "glücklicher verlassen, als sie es betreten haben".
Der Professor für Mathematik hat sich im besten Sinne verrechnet. Mit 60 000 Besuchern pro Jahr kalkulierte er bei der Eröffnung im November 2002, doch schon im ersten Jahr kamen 135 000. Der Durchschnittswert pendelte sich bei 150 000 Besuchern pro Jahr ein. Einen kräftigen Schub brachte das bundesweite "Jahr der Mathematik" 2008 mit 162 000 Besuchern: "Das war die beste Marketingaktion, die wir uns fürs Mathematikum vorstellen konnten", sagt Beutelspacher zufrieden. Das Mathematikum sei mit rund 100 "super Mitarbeitern" von Beginn an ein mittelständisches Kulturunternehmen gewesen, das bislang kein einziges Mal seine Eintrittspreise erhöhte und seinen laufenden Betrieb ohne Zuschüsse finanziert.
Er wäre nicht Albrecht Beutelspacher, hätte der Museumsdirektor nicht dokumentiert, was sich sonst noch so in Zahlen fassen lässt: 100 000 Lollies wurden bis zum heutigen Tag verkauft, 250 000 Getränke, 160 000 Portionen Eis, 180 000 Knobelspiele und 13 500 Mathematikum-T-Shirts.
"Bei uns können sie sich nicht langweilen", ist der Hausherr sich sicher. Das liegt zum einen daran, dass die 150 Exponate zum Ausprobieren, Knobeln, Bauen und Nachdenken anregen. Zu einem Wahrzeichen des Prinzips "Hands on" - anfassen erwünscht - wurde die Riesenseifehaut: Zwei Millionen Mal zog sie sich in die Länge und zerplatzte dann um einen kleinen oder großen Besucher herum. Das Rezept des Erfolges liegt zum anderen im vielfältigen Angebot, das zusätzlich zur Dauerausstellung in diesem Jahr über 100 Veranstaltungen bietet. Von der Kinder-Vorlesung, über die Mathe-Uni für Oberstufenschüler, die Fortbildungen für Lehrer und Lehrerinnen, die Talk-Reihe "Beutelspachers Sofa" bis zu den Seniorennachmittagen finden Menschen jeden Alters etwas für sich. Das Mathematikum als Ort des Lernens für jedermann - und ohne den Horror angestaubten Mathematikunterrichts.
Für Beutelspacher ist Mathematik "schön", das werde in der Schule viel zu wenig vermittelt, sagt der "Zampano der Mathematik", wie ihn Klaus Kinkel, Vorsitzender der Telekom Stiftung einmal nannte. Den Begriff Schönheit verbinden viele Menschen spontan vielleicht eher mit Kunst - und die holt Beutelspacher seit 2004 nach Mittelhessen. "New York meets Gießen" hieß die Ausstellung mit Bildern von James Rizzi, die den Start der Reihe "Kunst im Mathematikum" markierte. Seit dem Frühjahr 2009 etabliert sich das Mathematikum auch als Konzertsaal. Die Reihe "Musik im Mathematikum" startete mit den "Five Gentlemen", die Musik der "Comedian Harmonists" erklingen ließen. Das ehemalige Zollhaus hat sich längst auch als Veranstaltungsort einen Namen gemacht, So tagte beispielsweise die Hauptversammlung der IHK Gießen-Friedberg hier und 574 Kinder feierten ihren Geburtstag mit Mathe und Limo.
Und immer wieder staunt Beutelspacher über seine Besucher. Zum Beispiel über die Gruppe spanischer Lehrerinnen aus Barcelona, die sage und schreibe extra für einen Tag nach Deutschland flogen, um von morgens bis abends das Mathematikum zu erobern "und nicht shoppen zu gehen". Angerührt ist er, wenn Menschen ihm ihr Herz über ihre schlechten Erinnerungen an ihren eigenen Mathematikunterricht ausschütten. "Das ist manchmal sehr emotional. Es sitzt wohl tief", erzählt der Mathematik-Professor nachdenklich und weiß, dass er weitermachen wird in seinem Bestreben, die Mathematik aus ihrem Elfenbeinturm zu holen. In Gießen scheint das gelungen: 8000mal verkaufte sich das T-Shirt mit der Aufschrift "Mathematik macht glücklich".
Zahlen und Rekorde
1994 zeigen Prof. Albrecht Beutelspacher und Studenten die Ergebnisse eines Proseminars: Die Ausstellung "Mathematik zum Anfassen" wird zum Erfolg und wandert bis heute durch Deutschland und Europa. Als Beutelspacher im Jahr 2000 den Communicator-Preis des Stiftungsverbandes Deutsche Wissenschaft erhält, steckt er das Preisgeld von 100 000 Mark komplett in die Entwicklung des Mathematikums.
Am 19. November wird das weltweit erste mathematische Mitmachmuseum in Gießen im Beisein von Bundespräsident Johannes Rau eröffnet. Von da an purzeln immer wieder Rekorde: Die Besucherzahl im ersten Jahr mit 135 000 ist deutlich höher als erwartet und schon 2009 wird nun der millionste Besucher begrüßt.
Gert Mittring zieht 2004 in 11,80 Sekunden die 13. Wurzel aus eine 100-stelligen Zahl - Weltrekord. 2005 lesen 360 Menschen binnen 100 Stunden die ersten 108 000 Nachkomma-Stellen von Pi, 2007 führen 100 Mitspieler in genau 400 Minuten "As slow as possible" von John Cage auf.
Zweimal, 2006 und 2009, wird das Mathematikum "Ort im Land der Ideen", 2008 erhält es den Hessischen Kulturpreis.
Kontakt:
Mathematikum
Prof. Dr. Albrecht Beutelspacher, Direktor
Liebigstraße 8
35390 Gießen
Telefon: 0641 9697970
Fax: 0641 97269420
Email: info@mathematikum.de
http://www.mathematikum.de - Mathematikum
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Mathematik, Physik / Astronomie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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