Virtuelle Globen wie Google Earth oder Navigationssysteme wären ohne die Photogrammetrie nicht denkbar. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine traditionsreiche Wissenschaft, die sich mit der Ausmessung von Photographien und Bildern befasst. Seit nunmehr 100 Jahren werden die neuesten Trends auf diesem Gebiet im Rahmen der Photogrammetrischen Woche diskutiert, die ab heute und noch bis zum 11.September im Haus der Wirtschaft stattfindet. Damit ist diese Fachveranstaltung, die seit 1973 alle zwei Jahre vom Institut für Photogrammetrie der Universität Stuttgart ausgetragen wird, die älteste auf dem Gebiet der Geodäsie und Geoinformatik.
Anlässlich der Jubiläumsveranstaltung findet am Mittwoch, 9. September um 13.30 Uhr im Haus der Wirtschaft, Stuttgart, Willy Bleicher Str. 19, Max-Eyth-Halle, ein Pressegespräch statt. Prof. Dieter Fritsch vom Institut für Photogrammetrie sowie Vertreter der Partnerfirmen Leica Geosystems, IGI (Kreuztal bei Siegen), Intergraph (Aalen), Trimble (Stuttgart) und Vexcel Microsoft (Graz) beantworten Fragen zu aktuellen Forschungsthemen und künftigen Anwendungen der Photogrammterie. Vertreter der Medien sind herzlich eingeladen.
Die Photogrammetrische Woche wurde 1909 von Dr. Carl Pulfrich als "Ferienkurs für Stereophotogrammetrie" in Jena eingeführt, mit 46 Teilnehmern aus Deutschland und dem benachbarten Ausland. 100 Jahre später werden für die Festveranstaltung etwa 500 Teilnehmer aus mehr als 50 Ländern erwartet. Mit Vorträgen von internationalen Experten an den Vormittagen und Demonstrationen von mittelständischen Firmen (den OpenPhowo Partnern) an den Nachmittagen stellt diese Fachveranstaltung ein Paradebeispiel für den gelungenen Technologietransfer dar. Schwerpunkte der diesjährigen Festveranstaltung sind die Themen bildbasierte Datenerfassung, Laser Scanning vom Flugzeug aus (statisch und mobil) sowie Photogrammetrie als Datenveredelung.
Vom Energiesparpotential ganzer Städte bis zum Denkmalschutz
In der Photogrammetrie werden Photographien und Bilder ausgemessen, die von der Erde aus (terrestrisch), vom Flugzeug oder von Satelliten digital und mit hoher Auflösung aufgenommen und ausgewertet werden. Die Auswertung von Einzelbildern beseitigt die Perspektivbildgeometrie und liefert orthografische Bilder, die - wie eine Karte - direkt zum Beispiel in Google Earth integriert werden können. Da ein Bundesland oder auch ganze Länder immer wieder neu und besser aufgelöst überflogen werden, kann auch die Auflösung von Google Earth immer besser werden.
Die Auswertung von zwei oder mehreren Bildern im Verbund liefert die dritte Dimension. Dies geschieht heute vollautomatisch und mit hoher Präzision. Damit lassen sich dreidimensionale Landschaftsbilder sowie Stadtmodelle erzeugen, die mit weiteren Daten angereichert werden können. Die Überlagerung von dreidimensionalen Stadtmodellen mit Infrarotaufnahmen gibt Hinweise auf Energieeinsparpotenziale einer gesamten Stadt, und das gebäudescharf. Ebenso kann für jedes Dach die Solarstromkapazität berechnet werden, indem neben dem Sonnenstand und Sonnenscheindauer auch Abschattungen Berücksichtigung finden.
Darüber hinaus hat der Bereich der Navigation das dreidimensionale Stadtmodell entdeckt. So wird die neue Generation von Navigationssystemen nach und nach von zwei Dimensionen auf die dritte Dimension übergehen, indem zuerst bestimmte markante Gebäude (Landmarks) dreidimensional erfasst und mit dem derzeitigen zweidimensionalen Datenbestand fusioniert werden. Später erfolgt dann der Schritt zu vollkommen dreidimensionaler Darstellung. Auch hier ist die Photogrammetrie der Daten- und Technologielieferant.
Ein weiteres wichtiges Anwendungsfeld ist die dreidimensionale Rekonstruktion von Weltkulturdenkmälern. Diese werden häufig durch die Kombination von dreidimensionalen Laserscan-Punktwolken mit Bildern in hoher Qualität rekonstruiert und im Internet für jedermann zugänglich zur Verfügung gestellt. Viele Weltkulturdenkmäler befinden sich in großer Gefahr, ganz vom Erdboden zu verschwinden. Von daher ist deren Erhalt eine kulturelle Aufgabe, die von der Photogrammetrie geleistet wird.
Im Sonderforschungsbereich Nexus der Universität Stuttgart ist die photogrammetrische Forschung für den Aufbau von 3D-Gebäudemodellen verantwortlich. Mittlerweile können auch Gebäudeinnenräume komplett dreidimensional erfasst werden, sodass auch eine gezielte Navigation vom abgestellten Auto auf dem Parkplatz in einen bestimmten Raum im Gebäude ermöglicht wird. Hier könnte man sich in erster Linie öffentliche Gebäude wie etwa Bahnhöfe, Flughäfen, Museen oder Krankenhäuser vorstellen, um auf diese Weise die letzte Meile als Fußgänger navigationsgestützt zu überwinden.
Weitere Informationen und Programm unter
http://www.ifp.uni-stuttgart.de/phowo/index.html sowie bei Prof. Dieter Fritsch, Tel. 0711/685-83386, e-mail: info@ifp.uni-stuttgart.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Energie, Geowissenschaften, Umwelt / Ökologie
überregional
Pressetermine, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).