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25.04.2001 14:31

Klezmer,Jiddische Lieder,Purimspiele-Ein neues Forschungsprojekt der Potsdamer Religionswissenschaft

Andrea Benthien Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Potsdam

    Klezmer, Jiddische Lieder, Purimspiele
    Ein neues Forschungsprojekt der Potsdamer Religionswissenschaft

    Ein in Deutschland gaenzlich neues Forschungsthema zur juedischen Musik wird an der Universitaet Potsdam in Angriff genommen. Dabei geht es um die Auswertung von insgesamt 230 Wachszylindern und 60 weichen Schallplatten, die in den zwanziger und dreisziger Jahren des 20. Jahrhunderts bei Forschungen in Weiszrussland von den beiden juedisch-russischen Musikethnologen Sofia Magid und Moische Beregovski aufgezeichnet wurden. Fuer die Realisierung des Projekts bewilligte die Volkswagen-Stiftung Karl Erich Groezinger, Professor fuer Religionswissenschaft, nahezu 600.000 DM. Die Bearbeitung der juedischen Volksmusik aus dem Osteuropa des beginnenden 20. Jahrhunderts, die zugleich in einen weit greifenden internationalen Forschungskontext gestellt ist, erfolgt in Potsdam gemeinsam mit Prof. Dr. Werner Beidinger vom Uni-Institut fuer Musik und Musikpaedagogik.
    Die Tondokumente beinhalten 200 jiddische Volkslieder, 67 Nummern instrumenteller Klezmermusik und etwa 104 Einheiten aus Purimspielen. In Potsdam will man das Material, das aus St. Petersburg stammt und noch dort digitalisiert wurde, zunaechst abhoeren, notieren und transkribieren, um die Ergebnisse spaeter in eine multimediale Datenbank einzuarbeiten und schlieszlich in Buchformat zu veroeffentlichen. Das jetzige Vorhaben ist zwar neuartig, baut jedoch auch auf vorhandene Erfahrungen der Potsdamer auf. So erfolgte hier bereits zuvor die Bearbeitung von Purimspielen - vor vier Jahren wurde mit Studierenden ein solches jiddisches Purimspiel einstudiert. Experten sind sich darueber einig, dass die Purimspiele im 15. Jahrhundert entstanden. Unter dem Einfluss des deutschen Fastnachtsspiels erhielten sie ihre gueltige Form als dramatisch musikalisch inszenierte biblische Stoffe. Dabei spielen vor allem der Esther-Stoff, aber auch der Verkauf Josefs sowie David und Goliath eine wichtige Rolle.
    Die Arbeit an jiddischen Volksliedern allerdings nimmt einen noch kaum begonnenen Faden auf. Grund dafuer ist auch, dass die Erforschung dieser Musik erst sehr spaet einsetzte. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts begannen Ethnographen muendliche jiddische Volksdichtung zu sammeln. Noch 1861 behauptete Moses Berlin, ein russischer Ethnograph, dass synagogale Gesaenge die einzigen Lieder seien, die die Juden kennen. Eine erste grosze Sammlung jiddischer Volkslieder kam schlieszlich 1901 in St. Petersburg heraus. Viele Impulse gingen

    zudem von der 1908 in St. Petersburg gegruendeten Gesellschaft fuer Juedische Volksmusik aus,
    so auch S. An-Skis (Schlomo Zajnwil Rapoports) erste juedische ethnographische Expedition in ueber siebzig russischen Schtetln in den Jahren 1911-1912 und 1914-1916. Das ist der Kontext, aus dem die jetzt in Potsdam zu bearbeitenden Sammlungen, unter ihnen auch mehrere tausend Seiten Typoskripte, Notenaufzeichnungen und Transkriptionen, hervorgingen.
    Dass sich diese ueberhaupt an der brandenburgischen Uni befinden, ist kein Zufall. Prof. Dr. Karl Erich Groezinger hatte sich nachhaltig darum bemueht. Dies geschah in enger Kooperation mit Wissenschaftlern aus St. Petersburg, Groningen und Jerusalem, die auch kuenftig zusammenarbeiten. Aber auch das Wiener und Berliner Phonographische Institut sowie das Helmholtz Zentrum der Humboldt-Universitaet zu Berlin wurden konsultiert. Heute besitzt Groezingers Arbeitsgruppe das ausschlieszliche Publikationsrecht an den Tonmaterialien.
    Hinweis an die Redaktionen:
    Fuer weitere Informationen steht Ihnen gern Prof. Dr. Karl Erich Groezinger aus der Universitaet Potsdam unter Tel.: 0331/977-1254, E-Mail: kgroezi@rz.uni-potsdam.de zur Verfuegung.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Philosophie / Ethik, Religion
    regional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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