Tübinger Uniklinikum einziges Transplantationszentrum in Deutschland für Kinder mit chronischem Darmversagen
Am Tübinger Universitätsklinikum wurde zum ersten Mal in Deutschland eine Transplantation von Dünn- und Dickdarm bei einem dreieinhalbjährigen Mädchen durchgeführt. Transplantation und die Wochen danach verliefen bisher ohne Komplikationen. Dem Kind geht es sehr gut, der transplantierte Darm hat seine Verdauungsfunktion aufgenommen. Das Mädchen lernt nun schrittweise Essen und entdeckt, dass Nahrungsmittel schmecken.
Die kleine Lenie wurde mit der Diagnose "Totale Aganglionose des Darms" geboren, das bedeutet, sämtliche Darm-Nerven fehlen, das Organ ist völlig funktionslos. "Seit ihrer Geburt konnte sie ausschließlich über Infusionen ernährt werden und litt zunehmend unter den Komplikationen dieser Situation", so Dr. Andreas Busch, Kindergastroenterologe und Koor-dinator des Kinder-Darm-Transplantations-Programms der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen.
Auf Empfehlung der behandelnden Kinderärzte kam die aus Niedersachsen stammende Familie in die Tübinger Kurzdarmsprechstunde. Es war klar, dass das Mädchen ohne Transplantation keine hohe Lebenserwartung haben würde.
Nach nur zweieinhalb Monaten Wartezeit auf das Spenderorgan war es dann am 14. Juni 2009 soweit: In einer rund achtstündigen Operation, die zügig und ohne Komplikationen verlief, transplantierten die Chirurgen Prof. Dr. Alfred Königsrainer und Privatdozent Dr. Silvio Nadalin das Organ. Vor, während und nach der Operation wurde die kleine Patientin von einem fachübergreifenden Team aus Anästhesisten, Kinder-Darm-Spezialisten, transplantationserfahrenen Kinderärzten, Intensivmedizinern, Ernährungstherapeuten, Fachschwestern und -pflegern und Psychologen betreut.
Seither erholt sich das kleine Mädchen von dem schweren Eingriff, lernt Essen und entdeckt den Geschmack von Nahrungsmitteln. Die behandelnden Ärzte sind mit dem Heilungsverlauf sehr zufrieden. "Wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht, kann Lenie in absehbarer Zeit ganz normal in den Kindergarten gehen", freut sich Dr. Busch über die großen Fortschritte seiner Patientin.
Das Universitätsklinikum Tübingen gehört zu den führenden Transplantationszentren Deutschlands, hier wurden bereits bei mehreren Erwachsenen Darmtransplantationen, entweder isoliert oder in Kombination mit anderen Organen wie Leber, Bauchspeicheldrüse (Multiviszeral-Transplantationen) durchgeführt. Ein Programm zur Lebertransplantation bei Kindern ist in Tübingen bereits erfolgreich etabliert. Dank jahrelanger Vorbereitungen und dem hervorragenden Tübinger Team konnte jetzt die erste Darmtransplantation bei einem Kind hier gemacht werden.
Große Zentren in Europa sind Birmingham (Großbritannien) und Paris (Frankreich). Das Tübinger Kinder-Darm-Transplantations-Programm wird in enger Zusammenarbeit mit diesen Zentren, insbesondere dem Zentrum in Paris weiterentwickelt. Die europäischen Zentren begrüßen das Tübinger Zentrum sehr, denn es bestehen Kapazitätsprobleme. Mehrere Kinder mit Kurzdarm-Syndrom oder funktionslosem Darm werden derzeit an der Kinderklinik Tübingen zur Darmtransplantation vorbereitet.
Die Familie steht für Pressekontakte nicht zur Verfügung. Wir bitten um Ihr Verständnis.
Am Freitag, 18. September erscheint das GEO Magazin zum Thema Darm. Darin werden Darm- und Kinderdarmtransplantationen am Tübinger Zentrum vorgestellt.
Ansprechpartner für nähere Informationen:
Universitätsklinikum Tübingen
Klinik für Allgemeine-, Viszeral- und Transplantationschirurgie
Prof. Alfred Königsrainer, Ärztlicher Direktor
Hoppe-Seyler-Str. 3, 72076 Tübingen
Tel. 07071/29-8 66 69, Fax 07071/29-55 88
E-Mail alfred.koenigsrainer@med.uni-tuebingen.de
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Kinderheilkunde I (Allgemeine Pädiatrie, Hämatologie, Onkologie)
Dr. Andreas Busch, Oberarzt Pädiatrische Gastroenterologie und Hepatologie
Hoppe-Seyler-Str. 1, 72076 Tübingen
Tel. 07071/29-8 13 85, Fax 07071/29-44 61
E-Mail andreas.busch@med.uni-tuebingen.de
Lenie entdeckt Butter
Copyright Universitätsklinikum Tübingen
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).