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02.05.2001 11:44

Wer zahlt für Kinder-Therapiestudien?

Dr. med. Eva M. Kalbheim Pressestelle
Deutsche Krebshilfe e. V.

    Wer zahlt für Kinder-Therapiestudien?
    Deutsche Krebshilfe investiert jährlich vier Millionen Mark

    Berlin (so) - Kinder, die an Morbus Hodgkin (Lymphknotenkrebs) erkranken, haben gute Chancen: Etwa 95 Prozent der kleinen Patienten können geheilt werden. Doch nicht selten ist die heilbringende Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie mit unerwünschten Spätfolgen verbunden. Im Rahmen einer multizentrischen Therapie-Optimierungs-Studie zeichnen sich erste Erfolge ab: Bei gleichbleibendem Therapieerfolg kann bei einem Teil der Kinder auf die belastende Strahlentherapie verzichtet werden. Wie fast alle derzeit in Deutschland laufenden Therapiestudien im Bereich der pädiatrischen Onkologie wird auch diese von der Deutschen Krebshilfe unterstützt: Knapp 1,4 Millionen Mark werden der Studienzentrale in Berlin-Buch für das insgesamt achtjährige Projekt zur Verfügung gestellt. Die Deutsche Krebshilfe betont jedoch, dass die Finanzierung von Therapie-Optimierungs-Studien Aufgabe der Kostenträger des Gesundheitswesens ist, da die Studien einen hohen Versorgungscharakter haben.

    Jährlich erkranken 1.750 Jungen und Mädchen unter 15 Jahren an Krebs, 100 davon leiden unter einer bösartigen Erkrankung des Lymphsystems (Morbus Hodgkin). Die Behandlungsergebnisse für Patienten mit dieser Art von Lymphknotenkrebs konnten in den letzten 20 Jahren deutlich verbessert werden: Etwa 95 Prozent der Betroffenen werden nach einer Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie wieder gesund. Zwar kann diese Heilungsrate kaum noch verbessert werden, doch nach wie vor gibt es Handlungsbedarf: Oftmals ist die Therapie mit verhängnisvollen Spätwirkungen verbunden. Viele der Kinder, die als geheilt gelten, haben Wachstumsstörungen in den bestrahlten Körperregionen, leiden langfristig unter Herzproblemen oder erkranken therapiebedingt ein zweites Mal an Krebs.

    In der multizentrischen Therapie-Optimierungs-Studie GPOH-HD 95 für die Hodgkin`sche Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren, die von der Studienzentrale an der II. Kinderklinik im Klinikum Buch in Berlin koordiniert wird, optimieren die Ärzte die belastende Therapie mit Erfolg. "Je nachdem wie gut die kleinen Patienten auf die Chemotherapie ansprechen, reduzieren wir die Bestrahlungsmenge oder verzichten sogar ganz auf die Radiotherapie", so der Studienleiter Dr. Wolfgang Dörffel. "Mehr als 95 Prozent der bislang über 900 behandelten Kinder sind frei von Krankheitszeichen. Da fast ein Viertel der Patienten gar nicht mehr und die Hälfte der kranken Kinder mit einer reduzierten Dosis bestrahlt wurden, rechnen wir fest damit, dass die Kinder seltener unter Spätfolgen leiden müssen." Bis zum 31. Juli 2001 können junge Morbus-Hodgkin-Patienten in diese Studie aufgenommen werden. Mit endgültigen Ergebnissen der Studie ist 2003 zu rechnen.

    Nahezu alle krebskranken Kinder werden heute in Deutschland in pädiatrisch-onkologischen Therapiezentren nach bundesweit einheitlichen Konzepten behandelt. Die Behandlungsprotokolle werden im Rahmen von multizentrischen Therapie-Optimierungs-Studien, wie der GPOH-HD 95-Studie, ständig verbessert. Fast alle derzeit in Deutschland laufenden pädiatrisch-onkologischen Therapiestudien werden von der Deutschen Krebshilfe gefördert. "Jährlich stellen wir drei bis vier Millionen Mark für die Studien zur Verfügung. Doch da die Therapiestudien einen hohen Versorgungscharakter haben, ist die finanzielle Förderung eigentlich Aufgabe der Kostenträger des Gesundheitswesens", so der Geschäftsführer der Organisation, Gerd Nettekoven. Die Deutsche Krebshilfe hofft, dass die von der Deutschen Krebsgesellschaft und den Krankenkassen-Spitzenverbänden gegründete Initiative "Clearing House - Therapieoptimierung in der Versorgung Krebskranker" zukünftig eine Finanzierungsregelung schaffen kann: Es soll geprüft werden, ob und in welchem Umfang Therapie-Optimierungs-Studien in die Regelversorgung aufgenommen werden können.

    Info-Kasten: Therapiestudien bei Kindern
    Um neue Behandlungsformen im klinischen Alltag anwenden zu können, muss an einer ausreichend großen Anzahl von Patienten nachgewiesen werden, dass ein Therapieansatz sicher und wirksam ist. Dazu dienen so genannte kooperative multizentrische Therapiestudien: An verschiedenen kinderonkologischen Zentren werden die kleinen Patienten über einen definierten Zeitraum nach einem standardisierten Konzept behandelt. Die wichtigsten Daten zur Krankheit sowie zur Durchführung der Therapie, zu den Therapienebenwirkungen und zum Therapieerfolg werden erfasst. Studienzentralen sammeln diese Daten und werten sie aus. Erkenntnisse, die sich aus diesen Auswertungen ergeben, werden dann in ein neues Behandlungskonzept umgesetzt.

    Interviewpartner auf Anfrage!

    Projekt-Nummer: 70-1690; 50-2615


    Weitere Informationen:

    http://www.krebshilfe.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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