Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina - Nationale Akademie der Wissenschaften würdigt die wissenschaftliche Arbeit ihres Mitglieds Prof. Dr. Thomas Cremer, München, mit der Vergabe der Schleiden-Medaille im Rahmen der Feierlichen Eröffnung der Leopoldina-Jahresversammlung am 2. Oktober 2009 in Halle (Saale). Thomas Cremer erhält die Auszeichnung für seine prägenden Arbeiten auf dem Gebiet der Zellkernarchitektur.
Prof. Dr. Thomas Cremer (Jg. 1945), Professor für Anthropologie und Humangenetik an der Universität München, hat sich bereits nach dem Studium der Medizin der Methodenentwicklung für experimentelle Zellforschung zugewandt. Sein zentrales Thema war stets die Lage der Chromosomen im Zellkern bei Eukaryonten. Cremer vermutete, dass die Chromosomen im Zellkern - auch in der Interphase - nicht zufällig verteilt sind, sondern eine bestimmte, möglicherweise zelltyp-spezifische Topographie haben. Diese Vermutung hat er durch eine Fülle von Daten belegt, die heute zum allgemein akzeptierten Wissen gehören. In seinen Untersuchungen gelang es ihm, die Richtigkeit der zuerst von Carl Rabl (1885) und Theodor Boveri (1909) vorgeschlagene Hypothese der "Chromosomen-Territorien" im Zellkern zu beweisen und in ein Modell der funktionalen Zellkernarchitektur zu integrieren. Lage und Struktur der Chromosomenterritorien haben Bedeutung für die Regulierung der Genexpression und für das neue Gebiet der Epigenetik. Diese wissenschaftlichen Einsichten wären ohne neue methodische Wege aber nicht möglich gewesen. So entwickelte Thomas Cremer zusammen mit seinem Bruder, dem Physiker Christoph Cremer (Universität Heidelberg), ein Verfahren zur Laser-UV-Mikrobestrahlung des Zellkerns in lebenden Zellen, die erste Beweise für die Existenz der Chromosomenterritorien und ihre Anordnung lieferte. Später hat er mit Peter Lichter (Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg) entscheidend zur Entwicklung der heute weltweit genutzten Methode der "Chromosomalen-in-situ-Suppressions-Hybridisierung" ("Chromosome Painting") beigetragen. Thomas Cremer hat mit seinen Arbeiten das heutige Wissen über die Zellkernarchitektur maßgeblich mitgeprägt. Er ist seit 2006 Mitglied der Leopoldina-Sektion Humangenetik und Molekulare Medizin.
Zur Schleiden-Medaille: Die Schleiden-Medaille, benannt nach dem Akademie-Mitglied Matthias Jacob Schleiden (1804-1881), Botaniker und Mitbegründer der Zelltheorie, wird seit 1955 von der Leopoldina für hervorragende Erkenntnisse auf dem Gebiet der Zellbiologie vergeben.
http://www.leopoldina-halle.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Medizin
regional
Wettbewerbe / Auszeichnungen, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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