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12.09.1996 00:00

Gründungsjubiläum

Carsten Feller M. A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachhochschule Schmalkalden

    Mediendienst der FH Schmalkalden

    Gruendungsjubilaeum: 5 Jahre Fachhochschule Schmalkalden

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    am 1. Oktober wird unsere Fachhochschule fuenf Jahre alt. Fuer uns ist das mehr Grund zur Vorausschau als zu selbstzufriedenem Rueckblick. (Das Programm der akademischen Festveranstaltung, dem 3. FORUM SCHMALKALDEN, am 1. 10. habe ich Ihnen ja bereits uebermittelt.)

    Gleichwohl mag Ihnen die spannende Gruendungsgeschichte Anlass fuer ein kleines Feature geben. Den Beitrag, der am 30. September in unserem Hochschuljournal erscheint, finden Sie - als ,Materialbasis" - nachfolgend. Aber natuerlich stehe ich Ihnen auch gern bei weiteren Fragen Rede, Mail und Antwort.

    Mit freundlichen Gruessen

    Wolfgang Hirsch

    Gruendungsjubilaeum der Fachhochschule Schmalkalden

    Nach fuenf Jahren sind die Weichen in die Zukunft gestellt

    Fuenf Jahre jung ist nunmehr die kleine, aber feine Fachhochschule in Schmalkalden. Einig sind sich die rund 60 Professoren und fast ebenso viele Mitarbeiter in der Einschaetzung, dass noch mehr Aufbauarbeit vor ihnen liegt, als in der kurzen Frist bereits bewaeltigt wurde.

    Insofern gibt das Hochschuljubilaeum mehr Anlass zum visionaeren Blick voraus, als dass Grund fuer eine selbstzufriedene Bilanz bestuende. ,Wir haben noch viele Ideen, wir sind hungrig auf Neues, und mit vergangenen Erfolgen geben wir uns laengst nicht zufrieden", beschreibt Rektor Prof. Dr. Jens Goebel den ungebrochenen Pioniergeist der Schmalkalder. Dennoch markiert der Jubilaeumstag am 1. Oktober fraglos einen Einschnitt...

    Um ein Haar waere die Fachhochschule Schmalkalden auf dem Suhler Friedberg gelandet. Als sich in der politischen Diskussion des jungen Freistaates Thueringen ein FH-Standort fuer Suedthueringen herauskristallisierte, haetten die ehemaligen Bezirkshauptstaedter auf dem Sockel ihrer alten Offiziersschule ebenso gern eine Hochschule errichtet wie die kleine Werkzeugstadt Schmalkalden auf dem Fundament ihrer renommierten Ingenieurschule fuer Maschinenbau.

    Aber letztlich ist es dem vereinten Einsatz der damaligen Kommunalpolitiker aus Stadt und Kreis und vor allem des Kollegiums der ,I-Schule" zu danken, dass sich Schmalkalden durchsetzte. Den Ausschlag in der Standortdebatte gab allerdings das fachliche Votum der Experten vom Deutschen Wissenschaftsrat. In ihrem Gutachten hiess es: ,Nach Ansicht des Wissenschaftsrates nimmt diese angesehene Ingenieurschule im Spektrum vergleichbarer Einrichtungen in den neuen Laendern eine herausgehobene Stellung ein. (...) In Anbetracht der dort gegebenen guten Voraussetzungen, eine Fachhochschule im Wege der Neugruendung aus einer bestehenden Ingenieurschule heraus errichten zu koennen, empfiehlt der Wissenschaftsrat, die neue Fachhochschule Sued-Thueringen am Standort Schmalkalden aufzubauen."

    Die fast 100jaehrige Tradition, die mit einer Koeniglich-preussischen Fachschule fuer die Kleineisen- und Stahlwarenindustrie 1902 begann, sollte somit fortgesetzt werden. An der Ingenieurschule Schmalkalden durften die noch immatrikulierten Studenten bis zum Fachschuldiplom fertig studieren, waehrend parallel die vier ersten Fachbereiche der Fachhochschule aufgebaut wurden. Als die ,I-Schule" im Sommer 1995 fuer immer ihre Pforten schloss, waren in ihren Mauern - so meldet die offizielle Statistik - 2740 Meister, 905 Techniker und 10363 Ingenieure im Fern-, Abend- und Direktstudium ausgebildet worden.

    Waehrend dessen hatte die FH schon die magische Grenze von 1000 eingeschriebenen Studenten ueberschritten. Fast aus dem Stand, als ,schneller Start aus vorhandenen Staerken heraus" gelang, wie vom Wissenschaftsrat verlangt, zum Wintersemester 1991/92 der Aufbau des Fachbereichs Maschinenbau. Hier konnte man sich auf vorhandenes Know-how und bereits existierende Labor- und Lehrkapazitaeten stuetzen. Dennoch war eine moeglichst rasche Modernisierung und Erweiterung ebenso vordringlich wie die Berufung von fuer die neuen Aufgaben qualifizierten Professoren. Tatkraeftige Unterstuetzung erhielten die Schmalkalder von der Fachhochschule Frankfurt/ Main in Person des Gruendungsdekans Prof. Dr. Friedrich Steinwender.

    In weniger geordneten Bahnen vollzog sich die Einrichtung des neuen Fachbereichs Elektrotechnik. Prof. Dr. Horst Schaefer als ,Mann der ersten Stunde" erinnert sich: ,Die Situation war damals chaotisch, wie es chaotischer nicht geht." Praktisch aus dem Nichts mussten er und seine drei Kollegen Eberhard Jaeger, Eckard Schulz und Ernst Winkler als Gruendungsdekan binnen knapper Wochen die Lehre organisieren, eine Studien- und Pruefungsordnung verfassen und erste Labore einrichten.

    Erhebliche Mittel flossen in die Ausruestung mit modernster Technik. Eine Ingenieurausbildung an den aktuellen Erfordernissen der Praxis zu orientieren, war von Anfang an die massgebliche Direktive im Fachbereich. So konnte man trotz mancher notwendiger Improvisation schon zum Start 1991 ,in manchen Bereichen sogar unter guenstigeren Bedingungen als in den alten Laendern" arbeiten, wie der damalige Gruendungsbeauftragte fuer die Hochschule, Prof. Dr. Wolf-Dieter Eckert, im Februar 1992 der Suedthueringer Zeitung sagte.

    Vor allem in der zeitgemaessen Ausstattung und der guten Betreuungssituation fuer die Studenten sehen externe Fachleute bis heute die grossen Pluspunkte der Schmalkalder FH gegenueber vielen Massenhochschulen in den alten Bundeslaendern. Deshalb verwunderte es niemanden, dass gerade die technischen Studiengaenge auch auf Schulabsolventen im benachbarten Hessen und Bayern eine magische Attraktivitaet ausuebte.

    Dieser ,kleine Grenzverkehr" war beabsichtigt: ,Es ist keineswegs erstrebenswert, dass an Thueringer Hochschulen nur Thueringer und an bayerischen Hochschulen nur Bayern studieren", protokollierte das Freie Wort am 3. Dezember 1993 eine Aussage des Landesvaters Dr. Bernhard Vogel.

    Dynamik und Pioniergeist praegte die Gruendungsphasen der ersten vier Fachbereiche. Ein Jahr nach Maschinenbau und Elektrotechnik wurde in den Studiengaengen Betriebswirtschaft und Informatik der Lehrbetrieb aufgenommen. Auch hier hatten die Schmalkalder in Informatik Professor Dr. Heinz-Erich Erbs Hilfe von aussen. ,Zu Beginn stand ich voellig allein da", erinnert sich der Darmstaedter Erbs heute an seine Zeit als Gruendungsdekan.

    Finanzierungsschwierigkeiten, Planungsunsicherheiten und provisorische Arbeitsbedingungen praegten die ersten Wochen und Monate. Aber puenktlich zum Semesterstart im Herbst 1992 meldete sein Fachbereich Arbeitsfaehigkeit. Erbs: ,Alles was der Stundenplan vorsah, haben wir auch angeboten." In der Gruendungszeit habe man viele Chancen fuer eine den Erfordernissen der Zeit gemaesse Weichenstellung nutzen koennen, um etwa ein gut funktionierendes Buerokommunikationssystem aufzubauen oder eine moderne Studien- und Pruefungsordnung festzuschreiben.

    ,Deshalb hat die Arbeit so viel Spass gemacht: weil man in so kurzer Zeit so viel bewegen konnte", beurteilt Erbs seine Schmalkalder Pioniertaetigkeit. Grosses Lob zollt er auch der raschen und unkomplizierten Zusammenarbeit mit dem Erfurter Wissenschaftsministerium, das damals Dr. Ulrich Fickel als Minister leitete.

    Im Fachbereich Wirtschaft lastete die Aufbauarbeit auf den Schultern des neuberufenen Professorentrios Dr. Karsten Schmidt, Dr. Konrad Beiwinkel und als Gruendungsdekan Dr. Reiner Broeckermann. Binnen kuerzester Frist hatten sie den Lehrbetrieb fuer ueber 90 Direkt- und 60 Fernstudenten auf die Beine zu stellen. Das Seminarangebot fuer dieses zahlenmaessig starke erste Semester teilten sie - unterstuetzt von nur wenigen Lehrbeauftragten - kurzerhand untereinander auf. Natuerlich versuchten sie, ihr Kollegium moeglichst schnell personell zu verstaerken, was schon im darauf folgenden Sommer 1993 gelang.

    Zum Wintersemester 94/95 erhielt die junge FH Schmalkalden mit den beiden Studiengaengen Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsingenieurwesen abermals Zuwachs, und in diesem Jahr landete man mit dem neuartigen Studiengang Wirtschaftsrecht, der in einem eigenen Fachbereich etabliert wird, den wohl wichtigsten Coup der juengeren Hochschulgeschichte. Die Aufgabe, ein klar konturiertes wirtschaftlich-technisches Studienprofil zu entwickeln, ist damit erfuellt, aber noch nicht abgeschlossen.

    Weitere Studiengaenge befinden sich in der Planung, und ueber ein dezidiertes Fortbildungsangebot in Aufbaustudiengaengen denkt man derzeit angestrengt nach. Schliesslich gelte es, fuer die Rhoen-Rennsteig-Region, als deren geistiges Zentrum man sich begreift, neue Optionen einer wirtschaftlichen Entwicklung zu erarbeiten, erklaert Rektor Goebel.

    Die wichtigste Transferleistung zwischen Hochschule und Industrie erbringen seine Studenten. Durch Praktika und Diplom-Praktika werden sie nicht nur fruehzeitig ueber die Erfordernisse ihres kuenftigen Berufslebens orientiert, sondern helfen hiesigen Betrieben auch mit konkreten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu wirtschaftlichem Erfolg und nachhaltiger Bestandssicherung. Nur zu oft muenden solche ,Bekanntschaften" unmittelbar in Anstellungsvertraege fuer die FHS-Absolventen. Ausserdem gruendeten sich zwei studentische Initiativen, die als Unternehmensberater in der Region ihre sachverstaendigen Dienste anbieten.

    Als einen Gradmesser fuer die Qualitaet der Ausbildung will Goebel diese enge Zusammenarbeit mit der Industrie bewertet wissen. Die meisten seiner Studenten aeussern sich positiv ueber ihre Studienzeit und schaffen mit den erworbenen Kenntnissen rasch den Wechsel vom Hoersaal in den betrieblichen Alltag.

    In einer Ende 1995 durch den Schmalkalder Marketing-Professor Dr. Peter Schmidt-Endrullis angestellten Studie gaben 88,1 Prozent der Befragten der FHS eine gute oder sehr gute Note. Aber fraglos koennten die Industriekontakte noch weiter verbessert werden, wenn die Forschungskapazitaeten der FH Schmalkalden weiter ausgebaut wuerden.

    Hier hapert es nicht an Geraetetechnik oder wissenschaftlichem Ehrgeiz, sondern an der Personalstellensituation im akademischen Mittelbau. ,Ohne Laboringenieure und Assistenten liegen viele Kapazitaeten leider brach", klagt Goebel. Schuetzenhilfe erhaelt er von Prof. Dr. Heinz-Erich Erbs. Die mangelhafte Ausstattung mit Assistentenstellen sei ein ,echtes Defizit", moniert Erbs. Waehrend zum Beispiel im Informatik-Fachbereich der FH Darmstadt 25 Professoren zwoelf Laboringenieure zur Hand gehen, muessen sich in Schmalkalden zehn Informatik-Professoren die Arbeitskraft nur zweier Assistenten teilen.

    Ebenso ist man mit der baulichen Entwicklung an der jungen Thueringer Fachhochschule alles andere als zufrieden. Zwar konnten mit der fruehzeitigen Sicherung eines ausreichenden Campus-Areals und einer ausgewogenen Neubauplanung im Rahmen eines 1994 ausgeschriebenen Architektenwettbewerbs die grundlegenden Schritte fuer die bauliche Gestaltung der Hochschule gelegt werden, doch wurde schon der erste Neubauabschnitt nun bereits zum dritten Mal um ein Jahr verschoben.

    Darueber hinaus ist die Sanierung noch keines der aus dem Bestand der alten Ingenieurschule uebernommenen Gebaeudes vollstaendig abgeschlossen. ,Wir stossen jetzt allmaehlich an unsere Kapazitaetsgrenzen", schlaegt Goebel die Alarmglocken. Bereits kurz nach seiner Wahl zum Rektor im Dezember 1993 hatte er gemahnt: ,Wenn wir uns raeumlich erweitern wollen, muss bald neu gebaut werden."

    Schlimm waere es, wenn die dynamische Entwicklung an der FH Schmalkalden durch den Zustand der Immobilie gebremst wuerde, findet er. Denn die wissenschaftliche Reputation seiner Hochschule ist schon nach den ersten fuenf Jahren recht beachtlich. Vorzeigbare Forschungsergebnisse wurden zum Beispiel auf den Gebieten Fuzzy-Logic-Steuerungen, Neuronale Netze und in der Tribologie erzielt.

    Die Vernetzung mit - vor allem klein- und mittelstaendischen - Betrieben in der Region geht einher mit einem zunehmenden Ausbau der internationalen Kontakte. Von den derzeit 14 Partnerschaften mit auslaendischen Hochschulen und Forschungsinstituten profitieren nicht zuletzt die Studenten. Denn ein Auslandssemester oder -praktikum intensiviert nicht nur die Sprachkenntnisse, sondern dokumentiert auch die Weltoffenheit der kuenftigen Diplom-Ingenieure, -Informatiker, -Betriebswirte und -Wirtschaftsjuristen, die sich schliesslich einmal als ,global players" in der Welt behaupten koennen sollen.

    Trotz aller Plaene und Visionen, die noch unerfuellt im Raume stehen, duerfe man mit der bisherigen Aufbauleistung insgesamt sehr zufrieden sein, resuemiert Goebel und bezieht sich dabei vor allem auf die erreichte Qualitaet der Lehre. Aber schliesslich gelte es gerade darin, an den guten Ruf der Vorgaengereinrichtungen anzuknuepfen und dem selbstgewaehlten Slogan gerecht zu werden. Und der heisst nun einmal: ,Schmalkalden - Studieren, wo es vorangeht!"


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