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08.10.2009 12:48

Warum Amerikaner keine Klima-Appelle hören wollen,

Kay Gropp Pressestelle
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

    sondern lieber große Geländewagen fahren, haben Prof. Dr. Markus Giesler und Dr. Marius Lüdicke in einer Studie zum US-Konsumverhalten erforscht.

    Den dramatischen Appellen von Klimaforschern und Politikern zum Trotz bewegt sich in Sachen Umweltschutz in den USA nach wie vor wenig. Nach Aussagen der US-amerikanischen Landwirtschaftskammer hat sich der CO2-Ausstoß in den letzten 10 Jahren um nur 1,4 Prozent verringert. Warum nordamerikanische Konsumenten ihr Konsumverhaltens nicht ändern, erklärt eine Studie zur Soziologie des Umweltkonsums in Nordamerika.

    Die Forscher Marius Luedicke (Innsbruck), Craig Thompson (Wisconsin) und Markus Giesler (Witten/Herdecke) untersuchen beispielhaft das Verhalten US-amerikanischer Hummer-Fahrer: Durch die Golfkriege wurden die Hummer-Geländewagen berühmt und beliebt. Die Fahrer dieser Wagen in den USA nehmen ihren ressourcen-intensiven Konsum als historisch verankertes Bürgerrecht wahr. "Die Beliebtheit von übergroßen Autos der Marke Hummer steht in engem Zusammenhang mit uramerikanischen Mythen, mit denen Hummer-Fahrer ihren Konsum rechtfertigen", erläutert Dr. Marius Lüdicke von der Universität Innsbruck. Die Hummer Marke repräsentiere die Vision von einem Amerika, das wie eine "City Upon a Hill" kulturelles Vorbild für die ganze Welt sein will. Zugleich verkörpere der Hummer-Fahrer den Mythos des unerschrocken, tatkräftigen Individualisten, der sich gegen alle Widerstände im Kampf um die "American Frontier" für Freiheit, Unabhängigkeit, Gleichheit und Toleranz einsetzt.

    "Wenn Barack Obama derzeit vor der UNO in New York sein Volk aufruft, dem Klimawandel durch Reduktion des Klima-Konsums Einhalt zu gebieten, wird dies von konservativ patriotischen Amerikanern als Bedrohung der amerikanischen Identität ausgelegt", führt Giesler von der Universität Witten/Herdecke aus. Der Appell diene dieser einflussreichen Gruppe von Amerikanern dazu, Obama als anti-amerikanischen Trittbrettfahrer der Öko-Lobby darzustellen, der die grundlegenden Werte der Nation missachtet und somit die besondere Kultur der Nation gefährdet, so der Wissenschaftler weiter. "Ähnlich wie bei der Gesundheitsreform, die von Konservativen als "Kommunismus" verunglimpft wird, wird sein mutiger Vorstoß in der Klimapolitik ähnlich unerwünschte Reaktionen hervorrufen", meint Giesler. Die Autoren sehen den Schlüssel zu mehr amerikanischem Umweltbewusstsein daher in einem kultursensibleren Diskurs, der sich nationale Werte zu Nutze macht um ein pro-amerikanisches Umweltbewusstsein zu entwickeln.

    Die Studie "Consumption as Moral Protagonism: How Myth and Ideology Animate a Brand-Mediated Moral Conflict" erscheint 2010 im renommierten Journal of Consumer Research. Die pdf-Version ist bereits auf den Seiten der University of Chicago Press online publiziert.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Markus Giesler, 02302 / 926-596, markus.giesler@uni-wh.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kulturwissenschaften, Politik, Psychologie, Verkehr / Transport, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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