Ehemalige Gastdozentin in Großbritannien und Portugal
Bonn, 12.10.2009. Der Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Professor Stefan Hormuth, gratuliert Herta Müller herzlich zum Nobelpreis für Literatur. Die in Rumänien geborene deutsche Schriftstellerin wurde mehrfach als Gastdozentin vom DAAD gefördert: 1993 war sie "Writer-in-Residence" an der britischen Universität Warwick, 1995 unterrichtete sie als Poetik-Gastprofessorin an der Universität Lissabon. Dort hielt sie Vorlesungen über Autoren, die am politischen Terror von Diktaturen zerbrochen sind, und brachte ihre Erfahrungen des Schreibens im Zwangssystem Rumänien unter dem Diktator Ceaucescu ein.
Das Leben im totalitären Staat und das Leiden der Menschen unter der Gewaltherrschaft zieht sich durch ihr gesamtes Werk. Mit dem Nobelpreis wird Herta Müller als Schriftstellerin geehrt, "die mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit zeichnet", so das Preiskomitee in Stockholm.
Herta Müller wurde 1953 in Nitzkydorf im Gebiet der Banater Schwaben in Rumänien geboren. Sie studierte Germanistik und rumänische Literatur an der Universität in Temesvar und arbeitete zunächst als Übersetzerin in einer Maschinenfabrik. Nach ihrer Weigerung, mit dem rumänischen Geheimdienst zusammenzuarbeiten, wurde sie entlassen. Sie war zeitweilig als Lehrerin tätig und lebte seit 1984 als freie Schriftstellerin. Als Regimegegnerin erhielt sie Schreibverbot und wurde mehrfach durch die Geheimpolizei bedroht. 1987 reiste sie in die Bundesrepublik Deutschland aus und wohnt seitdem in Berlin.
Aufsehen erregte Herta Müller mit ihrem jüngsten Roman "Atemschaukel" (2009), in dem sie die Deportation der Rumäniendeutschen in sowjetische Lager gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zum Thema macht. Das Buch ist für den bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse verliehenen "Deutschen Buchpreis" nominiert. Den Literaturnobelpreis nimmt Herta Müller - zehn Jahre nach Günter Grass als erste Deutsche und weltweit als zwölfte Frau - am 10. Dezember in Stockholm entgegen. Der Preis ist mit über einer Million Euro dotiert.
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