Vertreterinnen und Vertreter der Sportwissenschaft, der Sportlehrerschaft und des organisierten Sports haben heute in Berlin das kürzlich verabschiedete "Memorandum zum Schulsport" der Öffentlichkeit vorgestellt.
Ziel des Memorandums ist es, neben einer aktuellen Darstellung der Situation des Schulsports aufzuzeigen, wo Handlungsbedarf besteht. Die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs), der Deutsche Sportlehrerverband (DSLV) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) formulieren dabei klare Forderungen für die verschiedenen Handlungsfelder. So fordern sie beispielsweise auf, die Kinder bereits vor dem Schuleintritt an vielfältige Sport- und Bewegungserfahrungen heranzuführen und den Übergang ins Schulalter "bewegt" zu gestalten. Weitere Schwerpunkte liegen auf der Schulsportentwicklung, der Ausbildung von Lehrkräften und der Schulsportforschung.
Das Memorandum ist in einem sehr offen gestalteten Entstehungsprozess erarbeitet worden. DOSB, dvs und DSLV hatten während der Entwicklung des Textes die Entwürfe auf ihren Internetseiten veröffentlicht. Jedes Mitglied der Organisationen hatte damit die Möglichkeit, Rückmeldungen zum Inhalt zu geben. "Viele haben diese Chance wahrgenommen, aktiv am Prozess der Entstehung eines solch wichtigen Dokuments mitwirken zu können", berichtet Prof. Dr. Ulrike Ungerer-Röhrich (Bayreuth), die als Vizepräsidentin für Bildung und Gesundheit der dvs die Redaktionsgruppe zur Erstellung des Memorandums leitete. Bei den Aussagen des Memorandums sind sowohl die Expertise der Deutschen Sportjugend (dsj) als auch die gemeinsamen Handlungsempfehlungen der Kultusministerkonferenz und des DOSB "Zur Weiterentwicklung des Schulsports" und zum "Sport für Kinder und Jugendliche mit Behinderung" berücksichtigt worden.
Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, Vizepräsidentin für Bildung und Olympische Erziehung des DOSB, die ebenfalls in der Redaktionsgruppe mitarbeitete, betonte die Vielseitigkeit des Schulsports: "Der Sport im Kontext von Schule bewegt alle Kinder und Jugendlichen. Er hat somit eine Hauptverantwortung für körperliche, sozial-emotionale und kognitive Bildungsprozesse. Aus der Sichtweise der Sportorganisationen ist es von Bedeutung, die vielfältigen Formen der Kooperation zwischen Sportvereinen und Schulen auszubauen und damit die Basis für eine umfangreiche Bewegungserziehung, Talentsichtung und Talentförderung zu schaffen."
Prof. Dr. Udo Hanke, der als Präsident des Deutschen Sportlehrerverbandes ebenfalls der Redaktionsgruppe angehörte, betonte, dass im schulorganisatorischen Alltag der Schulsport oftmals nicht die Bedeutung erlangt, die ihm zustünde: "Von der seit vielen Jahren geforderten täglichen Sportstunde sind wir leider immer noch weit entfernt. Trotz nachweislich positiver Effekte bewegten Unterrichts, gerade auch im schulischen Ganztag, ist der Sportunterricht häufig nur Nebensache und immer wieder von Stundenausfällen betroffen. An vielen Grundschulen wird rund 50 Prozent des Sportunterrichts von fachfremden Lehrern erteilt und auch die zunehmende Zahl von Schülerinnen und Schülern, die nach dem Abschluss der Grundschule nicht schwimmen können, gibt Anlass zur Sorge."
Die Präsidentin der dvs, Prof. Dr. Dorothee Alfermann, unterstrich in Berlin die Forderungen von DOSB, dvs und DSLV für die Lehrerbildung an den Universitäten: "Im Zuge der Neustrukturierung der Studiengänge an den Hochschulen darf die Ausbildung von künftigen Sportlehrerinnen und Sportlehrern nicht zum ungeliebten Ballast werden. Eine qualitativ hochwertige Ausbildung von fünf Jahren muss mit Möglichkeiten zur Supervision und flächendeckenden Fort- und Weiterbildungsangeboten für Lehrkräfte kombiniert werden, um für die Anforderungen eines modernen Schulsports vorzubereiten". Auch im Bereich der Forschung besteht Handlungsbedarf: "Die Kapazitäten für Schulsportforschung an den sportwissenschaftlichen Instituten sollten ausgebaut und mit gezielten Förderprogrammen unterstützt werden. Nur so können Forschungsverbünde entstehen, in denen schulsportliche Lebenswelten nachhaltig untersucht werden."
Auch müsse der Bereich "Bewegung, Spiel und Sport" Eingang in die Bildungsberichterstattung und die Schulleistungsuntersuchung finden. Dies bekräftigte Prof. Dr. Wolf-Dietrich Miethling (Kiel), der wie Prof. Dr. Eckart Balz (Wuppertal) ebenfalls in der Redaktionsgruppe zur Erstellung des Memorandums wirkte: "Der Sport erreicht mit seinen Bildungsaktivitäten eine große Zahl an Menschen. Wir müssen erreichen, dass der Sport in der Bildungsberichterstattung entsprechend seiner Bedeutung berücksichtigt wird" - eine Forderung, die auch der Präsident des LSB Berlin, Klaus Böger, unterstützte.
DOSB, DSLV und dvs haben verabredet, sich aktiv um die Umsetzung der im Memorandum erhobenen Forderungen zu bemühen und darüber ihren Mitgliedern und Mitgliedsorganisationen regelmäßig zu berichten. Ein Aktionsplan ist hierfür bereits abgestimmt worden.
Das "Memorandum zum Schulsport" liegt in elektronischer Form (PDF) zum Download vor unter
http://www.sportwissenschaft.de/fileadmin/pdf/download/Memorandum_Schulsport_Dru...
In gedruckter Form wird das Memorandum in Kürze bei DOSB, DSLV und dvs verfügbar sein. In der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift "sportunterricht" des DSLV wird es ebenfalls erscheinen.
http://www.sportwissenschaft.de/fileadmin/pdf/download/Memorandum_Schulsport_Dru... - "Memorandum zum Schulsport" (PDF)
http://www.sportwissenschaft.de - Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs)
http://www.dosb.de - Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB)
http://www.dslv.de - Deutscher Sportlehrerverband (DSLV)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Pädagogik / Bildung, Sportwissenschaft
überregional
Schule und Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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